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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Abgang noch ein bisschen hinaus, indem ich überprüfte, ob der Puderblock noch ganz und die Puderquaste an ihrem Platz war. Und nebenbei warf ich auch einen Blick auf das, was die Männer vor wenigen Minuten von Hand zu Hand weitergegeben hatten. Es waren Fotografien. Ich konnte nur die oberste sehen: Personen, die ich nicht kannte, die eine dicht beieinanderstehende Gruppe anonymer Gesichter und Körper bildeten.
    » Ja, ich glaube, ich mache sie am besten zu«, sagte ich schließlich.
    » Hier, nehmen Sie.«
    Ich griff nach der Puderdose und schloss sie mit einem deutlich hörbaren Klicken.
    » Schade um die Dose, sie ist sehr hübsch. Fast so hübsch wie ihre Besitzerin«, fügte er hinzu.
    Mit einem koketten Blick und meinem strahlendsten Lächeln bedankte ich mich für das Kompliment.
    » Ach, haben Sie vielen Dank. Sie schmeicheln mir.«
    » Es war mir ein Vergnügen, Señorita«, entgegnete er und reichte mir die Hand. Mir fiel auf, dass sie sich überraschend leicht anfühlte.
    » Ganz meinerseits, Señor Serrano Suñer«, erwiderte ich mit einem Augenaufschlag. » Ich möchte mich nochmals für die Störung entschuldigen. Guten Abend, meine Herren«, verabschiedete ich mich und blickte noch einmal schnell in die Runde. Alle trugen ein Hakenkreuz am Revers.
    » Guten Abend«, gaben die Deutschen im Chor zurück.
    Daraufhin zog ich mich mit aller Grazie, die ich aufbringen konnte, wieder zurück. Als ich das Gefühl hatte, dass sie mich nicht mehr sehen konnten, schnappte ich mir vom Tablett eines Kellners ein Glas Wein, trank es in einem Zug aus und warf das leere Glas in die Rosensträucher.
    Ich verwünschte Marcus Logan, dass er mich in dieses dumme Abenteuer hineingezogen hatte, und ich verwünschte mich selbst, weil ich darauf eingegangen war. Ich war Serrano Suñer näher gekommen als jeder andere Gast: Sein Gesicht hatte praktisch an meinem geklebt, unsere Finger hatten sich berührt, seine Stimme klang so nah an meinem Ohr, dass es schon fast zu intim war. Und ich hatte mich vor ihm wie ein Flittchen produziert, das glücklich war, für einige Momente die Aufmerksamkeit des erlauchten Gastes erregt zu haben, wo ich doch in Wirklichkeit nicht das mindeste Interesse daran hatte, ihn kennenzulernen. Und alles umsonst! Nur um festzustellen, dass das, was die Gruppe offenbar höchst interessiert betrachtete, eine Handvoll Fotografien waren, auf denen ich keine einzige Person hatte erkennen können.
    Verärgert ging ich durch den Garten, bis ich an der Tür zum Hauptgebäude des Hochkommissariats anlangte. Ein Waschraum war mein Ziel: Ich wollte auf die Toilette gehen, mir die Hände waschen, wenigstens ein paar Minuten lang Abstand von allem gewinnen und mich beruhigen, ehe ich dem Journalisten wieder begegnete. Ich folgte den Hinweisen, die jemand mir gegeben hatte, und durchquerte die mit Friesen und Bildern von Uniformträgern geschmückte Eingangshalle, wandte mich nach rechts und ging einen breiten Korridor entlang. Die dritte Tür links, hatte man mir gesagt. Doch plötzlich hörte ich aufgeregte Stimmen, und im nächsten Augenblick sah ich das Malheur mit eigenen Augen. Auf dem Boden standen Pfützen, irgendwo weiter innen schien Wasser auszulaufen, wahrscheinlich aus einem geplatzten Rohr. Zwei Damen beschwerten sich erzürnt, dass ihre Schuhe Schaden genommen hätten, und drei Soldaten krochen auf Knien über den Boden, mühten sich mit Lappen und Handtüchern ab, um des Wassers Herr zu werden, das unaufhörlich hervorquoll und sich bereits über den gefliesten Korridor ergoss. Während ich die Szene schweigend beobachtete, kam Verstärkung mit Bergen von Lappen und Tüchern, sogar Bettlaken waren darunter, wie mir schien. Die beiden Damen entfernten sich murrend und schimpfend, und ein Soldat bot an, mich zu einem anderen Waschraum zu begleiten.
    Ich folgte ihm den Korridor entlang, nun in umgekehrter Richtung. Wieder durchquerten wir die Eingangshalle, dann betraten wir einen anderen, nur schwach beleuchteten Flur, in dem es ganz ruhig war. Mehrere Male bogen wir ab, zuerst nach links, dann nach rechts, dann wieder nach links. So ungefähr.
    » Soll ich auf die Dame warten?«, fragte der Soldat, als wir vor dem Waschraum standen.
    » Das ist nicht nötig. Ich finde den Weg allein, danke.«
    Besonders sicher war ich mir dessen nicht, aber der Gedanke daran, dass sich ein Wachposten vor der Tür befand, war mir doch äußerst unangenehm. Also ließ ich meine Eskorte ziehen und widmete mich meinen

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