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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Schatten Stühle, Sessel und einen verglasten Bücherschrank an der Wand. Es gab noch mehr Möbel, aber ich hatte keine Zeit, sie mir näher anzusehen, denn in diesem Moment zog etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Ganz in meiner Nähe, auf der anderen Seite der Tür.
    » Da sind wir«, verkündete die Stimme des Deutschen, und gleichzeitig wurde die Türklinke niedergedrückt.
    Wie elektrisiert sprang ich zur Seite und flüchtete mich mit langen Sätzen in eine Ecke des Raumes, und im selben Moment hatte sich der Türflügel auch schon halb geöffnet.
    » Wo ist wohl der Lichtschalter?«, hörte ich eine Stimme sagen, während ich hinter einem Sofa verschwand. In der Sekunde, als mein Körper den Boden berührte, flammte das Licht auf.
    » Nun, da wären wir. Nehmen Sie doch Platz, lieber Freund.«
    Ich lag hinter dem Sofa bäuchlings auf dem Boden, die linke Gesichtshälfte an die kalten Fliesen gepresst, mit angstvoll geweiteten Augen, und hielt den Atem an. Ich wagte nicht zu schlucken, ja nicht einmal zu blinzeln. Wie eine Marmorfigur, wie ein Todeskandidat, der auf den Gnadenschuss wartet, lag ich da.
    Offenbar trat der Deutsche als Gastgeber auf, und seine Worte richteten sich nur an eine andere Person, denn ich hörte lediglich zwei Stimmen und erspähte aus meinem Versteck hinter dem Sofa zwei Paar Beine.
    » Weiß der Hochkommissar, dass wir hier sind?«, fragte Serrano Suñer.
    » Er ist damit beschäftigt, sich um die Gäste zu kümmern. Wir werden später mit ihm sprechen, wenn Sie es wünschen«, erwiderte der Deutsche ausweichend.
    Ich hörte, wie sie sich setzten, es sich bequem machten, die Sprungfedern der alten Polstermöbel ächzten. Der Spanier nahm in einem Sessel Platz: Ich sah das untere Stück seiner dunklen Anzughose mit einer messerscharfen Bügelfalte, die schwarzen Socken, die schmale Fußknöchel umschlossen und in einem Paar auf Hochglanz polierter Schuhe verschwanden. Der Deutsche ließ sich ihm gegenüber auf dem Sofa nieder, hinter dem ich mich versteckte. Seine Beine waren dicker und seine Schuhe weniger elegant. Mit ausgestrecktem Arm hätte ich ihn beinahe kitzeln können.
    Sie sprachen eine ganze Weile miteinander. Wie lange genau, konnte ich nicht sagen, aber es reichte, damit mir der Nacken furchtbar wehtat und ich ein unwiderstehliches Bedürfnis verspürte, mich zu kratzen. Nur mit Mühe konnte ich mich so weit beherrschen, dass ich nicht losschrie, in Tränen ausbrach oder aufsprang und hinauslief. Dann hörte ich Feuerzeuge klicken, und der Raum füllte sich mit Zigarettenrauch. Da ich auf gleicher Höhe wie die Beine von Serrano Suñer auf dem Boden lag, konnte ich beobachten, wie er sie unzählige Male abwechselnd übereinanderschlug. Der Deutsche hingegen bewegte sich kaum. Ich versuchte, mich zusammenzureißen und eine weniger unbequeme Stellung zu finden. Und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass keine meiner Gliedmaßen mich zu einer plötzlichen Bewegung zwingen möge.
    Mein Sichtfeld war äußerst eingeschränkt, meine Bewegungsfreiheit gleich null. Ich musste mich mit dem begnügen, was an meine Ohren drang. Deshalb konzentrierte ich mich darauf, dem roten Faden des Gesprächs zu folgen. Bei dem fingierten Zusammenstoß mit dem deutschen Konsul hatte ich keine interessante Information ergattern können, vielleicht konnte ich hier etwas erfahren, das für den Journalisten von Interesse war. Zumindest lenkte es mich davon ab, daran zu denken, in welch heikler Lage ich mich befand.
    Ich hörte sie über Installationen und Transmissionen reden, über Schiffe und Flugzeuge, Goldmengen, Reichsmark, Peseten, Bankkonten. Unterschriften und Fristen, Lieferungen, Observierungen, Machtausgleich, Namen von Firmen und Häfen, Loyalität. Ich erfuhr, dass es sich bei dem Deutschen um Johannes Bernhardt handelte, dass Serrano Suñer Franco vorschob, um mehr Druck ausüben zu können und die eine oder andere Bedingung nicht annehmen zu müssen. Und obwohl es mir an Hintergrundinformationen fehlte, ahnte ich instinktiv, dass die beiden Männer ein gemeinsames Interesse hatten, nämlich ihre Unterredung zu einem positiven Abschluss zu bringen.
    Und so kam es auch. Schließlich einigten sie sich, standen auf und besiegelten ihre Abmachung durch Handschlag, was ich zwar nicht sah, aber hörte. Hingegen konnte ich sehen, dass die zwei Beinpaare sich in Richtung Tür bewegten, der Deutsche spielte wieder den Gastgeber und ließ dem Ehrengast den Vortritt. Doch ehe sie an die

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