Das Echo der Traeume
Vorläufigkeit der vergangenen drei Kriegsjahre endgültig beendete und damit begann, für die Außenbeziehungen des Vaterlandes eine neue Grundlage zu schaffen.
Am 10. August erfolgte die offizielle Ernennung, und am 11. wurde die Zusammensetzung des Kabinetts veröffentlicht, das unter dem siegreichen Banner General Francos die historischen Ziele erfüllen sollte. Noch immer bewahre ich einige Seiten mit den Fotografien und einer Kurzbiografie der frisch ernannten Minister auf, die ich in jenen Tagen aus der Tageszeitung Abc riss. Sie sind inzwischen vergilbt und so mürbe, dass sie einem fast zwischen den Fingern zerfallen, wenn man sie anfasst. Im Zentrum der ersten Seite prangte, wie die Sonne im Universum, ein stolzer Franco in einer runden Porträtaufnahme. Zu seiner Linken und seiner Rechten, in den beiden oberen Ecken, fanden sich Beigbeder und Serrano Suñer, Außen- und Innenminister, die nun die wichtigsten Ämter innehatten. Auf der zweiten Seite wurden in allen Einzelheiten der Werdegang innerhalb der nationalen Bewegung erläutert und die herausragenden Eigenschaften der neu ernannten Kabinettsmitglieder mit dem damals üblichen Pathos gerühmt. Beigbeder wurde als anerkannter Afrikanist und profunder Kenner des Islam vorgestellt, man hob lobend seine Beherrschung der arabischen Sprache hervor, seine solide Ausbildung, die langen Jahre, die er bei islamischen Völkern gelebt hatte, und seine ausgezeichnete Arbeit als Militärattaché in Berlin. » Der breiten Öffentlichkeit wurde der Name des Oberst Beigbeder durch den Krieg offenbart«, schrieb Abc. » Er hat im Protektorat Ordnung geschaffen und, im Namen Francos und stets in Übereinstimmung mit dem Caudillo, eine vorzügliche Zusammenarbeit mit Marokko erreicht, die von überaus großer Bedeutung war.« Und, als Belohnung, voilà: das Ministerium, für das er am besten qualifiziert ist. An Serrano Suñer lobte man seine Bedachtsamkeit und seine Energie, seine Schaffenskraft und das außerordentliche Ansehen, das er genoss. Er erhielt, als Dank für seine vielfältigen Verdienste, das Innenministerium: In seinen Händen lagen nun alle inneren Angelegenheiten Spaniens.
Gefördert hatte den überraschenden Einzug des in der Öffentlichkeit unbekannten Beigbeder in jenes Regierungskabinett, wie wir später erfuhren, sein Gönner Serrano Suñer selbst. Bei seinem Besuch in Marokko hatte ihn dessen Verhalten gegenüber der moslemischen Bevölkerung beeindruckt: sein sensibler Umgang, seine Sprachkenntnis, seine Begeisterung für und Hochachtung vor deren Kultur, seine erfolgreichen Kampagnen zur Rekrutierung einheimischer Soldaten und paradoxerweise sogar seine Sympathie für das Unabhängigkeitsstreben des marokkanischen Volkes. Ein tüchtiger und begeisterungsfähiger Mann, dieser Beigbeder, mehrsprachig, mit einem Händchen für den Umgang mit Menschen aus fremden Ländern und der Sache treu ergeben, musste Francos Schwager wohl gedacht haben; er wird uns sicher keine Probleme bereiten. Als ich die Nachricht las, blitzte in meiner Erinnerung jene Unterhaltung auf, die ich bei dem Empfang für Serrano Suñer hinter dem Sofa versteckt belauscht hatte. Ich fragte Marcus nie danach, ob er dem Hochkommissar übermittelt hatte, was ich dort gehört hatte. Um Rosalinda und des Mannes willen, den sie so sehr liebte, hoffte ich, dass das Vertrauen, das Serrano Suñer damals in ihn setzte, sich im Laufe der Zeit gefestigt hatte.
Am Tag nachdem sein Name mir aus allen Zeitungen und dem Radioapparat entgegengesprungen war, reiste Beigbeder in Richtung Burgos ab, und damit endete für alle Zeit seine offizielle Verbindung zu Marokko, diesem Land, das er so sehr liebte und von dessen Bewohnern er geschätzt wurde. Ganz Tetuán erschien, um sich von ihm zu verabschieden: Moslems, Christen und Juden. Im Namen der politischen Parteien Marokkos hielt Sidi Abdeljalak Torres eine ergreifende Ansprache und überreichte dem frisch gebackenen Minister ein silbergerahmtes Pergament, auf dem seine Ernennung zum Lieblingsbruder der Moslems erklärt wurde. Beigbeder, sichtlich bewegt, antwortete darauf mit Sätzen voller Zuneigung und Dankbarkeit. Rosalinda vergoss Tränen, doch sie trockneten, bald nachdem die zweimotorige Maschine am Flughafen Sania Ramel abhob, zum Abschied im Tiefflug einen Kreis über Tetuán zog und dann in der Ferne mit Kurs auf die Meerenge verschwand. Sie bedauerte den Fortgang ihres Juan Luis aus tiefstem Herzen, aber nun hieß es wieder, die
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