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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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möglichst oft sehen. Besuchen Sie Geschäfte, gehen Sie bei Ihrer neuen Wohnung vorbei, um sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Gehen Sie spazieren, ins Kino, kurzum, tun Sie, wozu Sie Lust haben. Mit zwei Einschränkungen.«
    » Und die wären?«
    » Erstens, halten Sie sich ausschließlich in diesem, dem besten Viertel von Madrid auf. Verlassen Sie keinesfalls die vornehme Gegend, und nehmen Sie auch keinen Kontakt zu Personen auf, die nicht dort zu Hause sind.«
    » Sie wollen mir damit sagen, dass ich weder in mein altes Stadtviertel gehen noch meine alten Freunde oder Bekannten wiedersehen soll, stimmt’s?«
    » Korrekt. Niemand darf Sie mit Ihrer Vergangenheit in Verbindung bringen. Sie sind gerade erst in der Hauptstadt angekommen, Sie kennen dort niemanden, und niemand kennt Sie. Sollten Sie einmal zufälligerweise jemandem begegnen, der Sie wiedererkennt, dann streiten Sie es rundweg ab. Seien Sie ruhig arrogant, wenn es nötig sein sollte, jede hilfreiche Strategie ist erlaubt, doch es darf auf keinen Fall herauskommen, dass Sie nicht die sind, die Sie vorgeben zu sein.«
    » Ich werde mich daran halten, keine Sorge. Und die zweite Einschränkung?«
    » Kein Kontakt zu Personen britischer Nationalität.«
    » Das heißt, dass ich mich auch mit Rosalinda Fox nicht treffen darf?«, entgegnete ich und konnte meine Enttäuschung kaum verbergen. Dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht zusammen sehen lassen durften, war mir klar, aber ich hatte darauf vertraut, privat auf ihre Unterstützung, ihre Erfahrung und ihre Intuition zählen zu können, wenn ich in Schwierigkeiten geraten sollte.
    Hillgarth schluckte erst einen Bissen Fleisch hinunter, wischte sich dann mit der Serviette den Mund ab und griff zum Wasserglas, ehe er antwortete.
    » Ich fürchte, das muss sein, tut mir leid. Weder sie noch jemand anderen aus Großbritannien mit Ausnahme meiner Person, und auch nur, wenn es unumgänglich ist. Señora Fox ist informiert: Sollten Sie beide sich zufällig einmal begegnen, dann weiß sie, dass sie sich Ihnen nicht nähern darf. Und meiden Sie nach Möglichkeit auch den Umgang mit Amerikanern. Es sind unsere Freunde, Sie sehen ja, wie zuvorkommend sie uns behandeln«, sagte er und breitete dabei die Arme aus. » Leider sind sie mit Spanien und den Achsenmächten nicht ebenso gut Freund, deshalb sollten auch Sie zu ihnen lieber Distanz halten.«
    » Einverstanden«, erwiderte ich. Es gefiel mir gar nicht, dass ich Rosalinda nicht regelmäßig sehen konnte, aber ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als diese Anweisungen grundsätzlich zu befolgen.
    » Und was öffentliche Orte angeht, so möchte ich Ihnen einige empfehlen, an denen Sie sich bevorzugt sehen lassen sollten«, fuhr er fort.
    » Nur zu.«
    » In Ihrem Hotel, dem Palace. Es ist voller Deutscher, daher sollten Sie unter irgendeinem Vorwand möglichst oft dorthin gehen, auch wenn Sie nicht mehr dort wohnen. Um im dortigen Grillrestaurant zu essen, beispielsweise, das ist gerade sehr in Mode. Um ein Glas zu trinken oder sich mit einer Kundin zu treffen. Im Neuen Spanien sieht man es nicht so gern, wenn Damen allein ausgehen, rauchen, Alkohol trinken oder sich auffällig kleiden. Aber denken Sie daran: Sie sind jetzt keine Spanierin mehr, sondern eine Ausländerin, die aus einem etwas exotischen Land stammt und erst kürzlich nach Madrid gekommen ist, also verhalten Sie sich bitte dementsprechend. Gehen Sie auch oft ins Ritz, das ebenfalls ein Nest voller Nazis ist. Und vor allem ins Embassy, den Teesalon am Paseo de la Castellana. Kennen Sie das Lokal?«
    » Natürlich«, erwiderte ich. Dass ich mir als junges Mädchen an den Schaufenstern des Teesalons die Nase plattgedrückt hatte und mir beim Anblick der dort ausgestellten süßen Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammengelaufen war, behielt ich wohlweislich für mich. Die mit Erdbeeren verzierten Sahnetorten, der russische Kuchen mit Creme und Schokolade, das Buttergebäck. Nie hätte ich damals zu träumen gewagt, eines Tages diese Schwelle tatsächlich überschreiten zu können. Welch eine Ironie des Lebens, dass man mich Jahre später bat, dieses Lokal doch möglichst oft aufzusuchen.
    » Die Besitzerin, Margaret Taylor, ist Irin und eine sehr gute Freundin. Und wahrscheinlich ist das Embassy derzeit der strategisch interessanteste Ort in ganz Madrid, denn in diesem Lokal mit seinen knapp siebzig Quadratmetern treffen sich Angehörige der Achsenmächte und der Alliierten, ohne

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