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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Kontaktperson eingeschleust. Für die Besuche im Museum nehmen Sie am besten eine dieser Mappen mit, wie sie Maler benützen, wissen Sie, was ich meine?«
    Ich erinnerte mich an die Mappe, die Félix immer bei sich hatte, wenn er die Malklasse in Bertuchis Kunstschule besuchte.
    » Ja, ich besorge mir so eine, kein Problem.«
    » Ausgezeichnet. Nehmen Sie sie mit, und verstauen Sie die üblichen Zeichenutensilien darin: ein Skizzenheft, etliche Stifte, was eben normal ist. Was Sie mir übermitteln wollen, legen Sie mit hinein, dieses Mal in einem offenen Umschlag von der Größe eines Viertelblatts. Damit der Umschlag identifizierbar ist, befestigen Sie daran mit einer Sicherheitsnadel ein Stückchen Stoff in einer auffälligen Farbe. Sie werden jeden Samstag um zehn Uhr morgens in den Prado gehen, wie es viele Ausländer tun, die in der Hauptstadt leben. Kommen Sie mit Ihrer Mappe, den Zeichenutensilien und Sachen, anhand derer Sie sich › ausweisen‹ können, falls Sie kontrolliert werden sollten: frühere Zeichnungen, Entwürfe von Kleidern, kurzum, Sachen, die sich auf Ihre üblichen Tätigkeiten beziehen.«
    » Einverstanden. Was mache ich dort mit der Mappe?«
    » Sie geben sie an der Garderobe ab, und zwar immer zusammen mit etwas anderem – einem Mantel, einem kleinen Einkauf. Es sollte nie so aussehen, als gehörte die Mappe nirgendwo dazu. Dann gehen Sie in einen der Säle, ganz gemächlich, erfreuen sich an den Gemälden. Nach einer halben Stunde gehen Sie zurück zur Garderobe und bitten darum, Ihnen die Mappe wieder auszuhändigen. Anschließend gehen Sie zurück in einen der Säle und setzen sich hin, um zu zeichnen, mindestens eine weitere halbe Stunde. Betrachten Sie interessiert die Kleidung auf den Bildern, tun Sie so, als würden Sie sich Inspiration für Ihre künftigen Kreationen holen. Kurzum, verhalten Sie sich, wie es Ihnen am zweckmäßigsten erscheint, aber vergewissern Sie sich vor allem, dass der Umschlag aus der Mappe genommen wurde. Wenn nicht, müssen Sie am Sonntag wiederkommen und die ganze Prozedur wiederholen, aber ich glaube, das wird nicht notwendig sein. Die Anlaufstelle im Friseursalon ist neu, die im Prado haben wir schon früher benützt, und eigentlich hat es immer geklappt.«
    » Auch im Prado erfahre ich nicht, wer die Nachrichten mitnimmt?«
    » Es ist immer eine Vertrauensperson. Unser Kontakt in der Garderobe wird den Umschlag aus Ihrer Mappe in ein anderes Versteck befördern, das unser Verbindungsmann am selben Vormittag dort abgegeben hat, und dieser Transfer lässt sich problemlos bewerkstelligen. Haben Sie Hunger?«
    Ich sah auf die Uhr. Es war schon nach eins. Ob ich Hunger hatte oder nicht, konnte ich gar nicht sagen, denn ich hatte Hillgarth’ Erläuterungen und Anweisungen so konzentriert zugehört, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie die Zeit vergangen war. Beim Blick auf das Meer stellte ich fest, dass es seine Farbe verändert zu haben schien. Alles andere war genau wie zuvor: das gleißende Licht auf den weißen Mauern, die Möwen, die arabischen Laute, die von der Straße heraufdrangen. Hillgarth wartete meine Antwort erst gar nicht ab.
    » Sie haben bestimmt Hunger. Kommen Sie bitte mit.«

39
    Wir aßen allein in einem Raum der amerikanischen Gesandtschaft, zu dem wir erst wieder über mehrere Flure und Treppen gelangten. Unterwegs erläuterte Hillgarth, dass der gesamte Komplex das Resultat verschiedener Anbauten um ein altes Haus herum sei. Das erkläre seine vielen Winkel und Ecken. Der Raum, zu dem wir schließlich gelangten, war nicht unbedingt ein Esszimmer, eher ein kleiner, spärlich möblierter Salon mit zahlreichen alten Schlachtengemälden in vergoldeten Rahmen. Von den Fenstern, die trotz des herrlichen Wetters fest verschlossen waren, blickte man auf einen Innenhof. In der Mitte des Zimmers war ein Tisch für zwei Personen gedeckt. Ein Kellner mit militärisch kurzem Haarschnitt servierte uns Kalbfleisch, innen noch rosa, dazu Bratkartoffeln und Salat. Auf einem Beistelltisch deponierte er zwei Teller mit Obst, in mundgerechte Stücke geschnitten, und zwei Kaffeegedecke. Nachdem er uns Wein und Wasser eingeschenkt hatte, verließ er den Raum und schloss geräuschlos die Tür hinter sich. Hillgarth nahm das Gespräch wieder auf.
    » Nach Ihrer Ankunft in Madrid werden Sie eine Woche lang im Palace wohnen, wir haben dort ein Zimmer auf Ihren Namen reserviert, auf Ihren neuen Namen, meine ich. Gehen Sie häufig aus, lassen Sie sich

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