Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
die Achseln. »Und wenn wir Glück haben, sehen wir sie vielleicht auch irgendwann.«
Ich reibe die Lippen aneinander und schiebe ihm eine Hand unter den Pulli. Meine Finger sind kalt, seine Haut ist warm, trotzdem zuckt er kein bisschen zusammen, sondern heißt meine Berührung willkommen, indem er sich meiner Handfläche entgegendrängt.
»Das Einzige, was ich momentan sehen möchte, ist …« Ich versuche, mich wieder auf die Aufgabe zu konzentrieren, derentwegen wir hierher aufgebrochen sind, doch der Gedanke verklingt ebenso wie meine Worte.
Offenbar spürt Dace meine Stimmung, denn im nächsten Moment lässt er Pferd wenden. Lenkt ihn zurück über den weiten, grasbewachsenen Abhang, hin zu einem unserer Lieblingsorte.
Ich vergrabe die Knie in seiner Kniekehle. Dabei kämpfe ich gegen den Ansturm von Schuldgefühlen, die mich stets nach einer langen, fruchtlosen Jagd überkommen. Ich habe Paloma versprochen, dass ich sie finde – und vertreibe. Ich habe geschworen, dass ich die Richters aus der Unterwelt werfe, ehe sie dazu kommen, irgendeinen Schaden anzurichten, der auch Mittel- und Oberwelt in Mitleidenschaft ziehen würde.
Ich dachte, es wäre leicht.
Dachte, in einem herrlichen Land voller üppigem Blattwerk und liebevollen Geisttieren würden diese untoten Freaks auf übelste Art und Weise hervorstechen.
War überzeugt, dass Dace und ich sie mit vereinten Kräften locker überwältigen könnten.
Doch jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
»Keine Angst«, sagt Dace, und seine Stimme klingt ebenso zuversichtlich wie seine Worte. »Gemeinsam finden wir sie.« Er fängt meinen zweifelnden Blick auf. »Weißt du es denn nicht ?«, fügt er hinzu. »Die Liebe besiegt alles.«
Liebe.
Mir stockt der Atem, und meine Augen werden weit, während jede Erwiderung in meiner plötzlich trocken gewordenen Kehle stecken bleibt.
Er zerrt an Pferds Zügeln und bringt ihn dicht vor der verzauberten Quelle zum Stehen, ehe er mir herunterhilft und meine Hände mit seinen umfasst. »Zu früh ?«, fragt er, da er mein Schweigen offenbar falsch auslegt.
Ich räuspere mich und möchte ihm gerne sagen, dass es überhaupt nicht zu früh ist. Dass ich es in der ersten Nacht wusste, als er mir in meinen Träumen erschienen ist. Dass ich ihn an jenem Tag gespürt habe, als ich ihm beim Rabbit Hole begegnet bin – den Strom der bedingungslosen Liebe, die zwischen uns fließt.
Ich wünschte, ich könnte es einfach sagen – ihm gestehen, dass es mich zugleich erschreckt und beglückt. Dass von ihm geliebt, aufrichtig geliebt zu werden, das Wundervollste ist, was mir je passiert ist.
Ich sehne mich danach, ihm anzuvertrauen, dass ich mich in seiner Nähe immer fühle, als wäre ich mit Helium gefüllt – als würden meine Füße nicht mehr die Erde berühren.
Wir sind füreinander bestimmt.
Schicksalhaft verbunden.
Doch obwohl ich bereits seit einigen Wochen seine Freundin bin, wurde das Wort Liebe soeben zum allerersten Mal ausgesprochen.
Dace wirft mir einen so verträumten Blick zu, dass ich mir sicher bin, er wird sie jetzt sagen – jene drei gar nicht so kleinen Worte –, und ich bereite mich darauf vor, sie auch selbst zu äußern.
Doch er wendet sich einfach stehenden Fußes um und geht auf die sprudelnd heiße Quelle zu, auf deren Oberfläche ein feiner Sprühnebel dampft. Ich bin enttäuscht darüber, dass der Moment ungenutzt verstrichen ist – aber dennoch unerschütterlich von seiner Wahrheit überzeugt.
Wir ziehen uns aus, bis Dace nur noch seine marineblaue Badehose anhat und ich in dem schlichten schwarzen Bikini fröstele, den ich darunter trage. Ich gleite ins Wasser, direkt gefolgt von Dace, wobei mein Herz vor Vorfreude rast, als ich auf die breite Felsbank zuhalte. Ich weiß, dass die Jagd fürs Erste beendet ist – und der Spaß beginnt.
Ich lächele schüchtern. Gebannt vom Anblick seiner starken, breiten Schultern, der glatten, braunen Haut und der Verheißung seiner Hände, die locker seitlich herabhängen. Ich frage mich, ob ich mich je daran gewöhnen werde – an ihn gewöhnen werde. So viele Küsse haben wir schon gewechselt, dennoch kommt es mir jedes Mal, wenn er mir nahe ist, jedes Mal, wenn wir alleine sind, so vor, als wäre es das erste Mal.
Das Wasser reicht uns bis zur Brust, während sich unsere Lippen aufeinanderpressen und miteinander verschmelzen und unser Atem eins wird. Mit den Fingern erkunde ich sein kantiges Kinn, fahre über den Anflug von Bart, der mir zart
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