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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Geschichte mit größtem Vergnügen gehört. Damals hatte ich leider viel zu tun, und meine Zeit reichte nur dafür, die Akten über Nattis' Selbstmord aus der Behörde des Generals Bubuta Boch zu holen, dessen Mitarbeiter durch ihre Ermittlungen hier so gestört haben. Besonders dich, wie ich gerade merke. Leider hatte ich bisher keine Zeit, all das zu untersuchen ...«
    Die Tür öffnete sich, und eine frische Portion Kamra wurde gebracht. Gowins räusperte sich und ergriff wieder das Wort.
    »Mehr kann ich dazu nicht sagen. Natürlich hat Sir Makluk über die hiesigen Ereignisse im Polizeirevier an der Brücke Auskunft gegeben. Der Fall war unproblematisch. Darum hat man alles an die Ordnungshüter von General Boch weitergeleitet, die das ganze Haus auf den Kopf gestellt haben.«
    »Weißt du vielleicht, Gowins, ob die Polizisten das Zimmer auf den Grad der vorhandenen Magie untersucht haben?«
    »Daran haben sie nicht gedacht. Sie haben den Fall schnell für gelöst erklärt: Der Bursche soll betrunken gewesen sein. Als sich aber herausstellte, dass Nattis in seinem kurzen Leben nie betrunken war, haben die Ermittler rasch eine zweite Erklärung aus dem Hut gezaubert: Ich sollte den Jungen umgebracht haben! Dann sind sie einfach verschwunden. Wie ich inzwischen begreife, Ehrwürdiger Leiter, habe ich das Ihnen zu verdanken.«
    »Das ist typisch für General Bubutas Leute«, meinte Juffin und fasste sich an den Kopf. »Sündige Magister!«
    Dazu schwieg unser Gesprächspartner diskret.
    In diesem Moment trafen drei der Heilerinnen ein. Wie wir erfuhren, hatten sechs weitere Bereitschaftsdienst. Zwei Heilerinnen waren nicht aufzutreiben gewesen, und die letzte weigerte sich partout, wie der Bote erzählte, ins »schwarze Haus« zu kommen.
    Die Arme hat einen Vogel, dachte ich ein wenig herablassend.
    Juffin überlegte kurz, befahl dann alle drei Frauen auf einmal herein und gab mir per Stummer Rede dafür eine Erklärung. »Wenn man Frauen vernehmen muss, lässt man sie am besten zusammen. Jede versucht dann, die anderen zu überbieten, und sagt sicher mehr, als sie eigentlich wollte. Das einzige Problem ist, bei dem Lärm nicht verrückt zu werden.«
    Also kamen die Ladys herein und nahmen Platz. Die Älteste hieß Mallis, die zwei anderen, die auch nicht viel jünger waren, Tisa und Retani. Dazu kam noch ich gerannt. Ich war zum ersten Mal in Gesellschaft hiesiger Frauen, wobei die Jüngste nach meinem Eindruck gerade den 300. Geburtstag hinter sich hatte.
    Juffins Verhalten verdient eine kurze Beschreibung.
    Zuerst setzte er seine finsterste Miene auf, griff sich dann pathetisch an die Braue und übersteigerte die in Echo übliche Begrüßungsformel ins Exaltierte. Danach aber bekam seine Stimme eine Innigkeit, die eher für eine Dichterlesung als für ein Verhör taugte. Auch änderte er die Wortfolge seiner Sätze ins Bizarre, als wollte er in freien Rhythmen sprechen. Natürlich soll man mit Heilerinnen förmlich und aufmerksam umgehen, wie man das in meinem Herkunftsland im Gespräch mit Professoren tut. Aber für mein Empfinden übertrieb der Ehrwürdige Leiter sein Pathos ein wenig und schoss reichlich übers Ziel hinaus. Allerdings schien meine Meinung keine der anwesenden Personen zu interessieren. Also schwieg ich und senkte bescheiden die Augen. Beinahe wären sie in meine Tasse Kamra gefallen - in das Gesöff also, mit dem ich mich an diesem Abend fast vergiftet hätte. Aber auch hier gilt das Sprichwort: Umsonst schmeckt sogar Essig süß!
    »Werteste Ladys, verzeihen Sie mir - einem unruhigen Geist - die Störung«, begann Juffin orgelnd. »Aber ohne Ihre klugen Worte bleibt mein Leben sinnlos. Ich habe gehört, dass ein Bewohner dieses Hauses, der seinen Funken ein für alle Mal verloren hatte, dank Ihrer wundersamen Kräfte sein Leben um einige Zeit hat verlängern können.«
    »Sie meinen bestimmt Olli von den jüngeren Makluks«, meldete sich Lady Tisa verständnisvoll zu Wort.
    Von den jüngeren Makluks?! Ich dachte, die alte Dame habe etwas durcheinandergebracht, aber Juffin nickte zustimmend. Gewiss hatte sie sogar noch den Urgroßvater von Sir Olli gekannt. Später erfuhr ich, dass die Frauen bei weitem älter waren, als ich es mir vorgestellt hatte. Doch nach dem Ruhestand sehnten sie sich nicht. Hier in Echo, wo ein durchschnittliches Leben dreihundert Jahre dauert, ist eine deutlich längere Existenz Ausdruck starker persönlicher Macht. Und für Heilerinnen - für sehr mächtige Frauen

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