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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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alle«, lächelte Lady Mallis. »Aber mehr auch nicht. Keine von uns wusste, worum es sich handelte. Das war für uns zu schwierig. Für dich ja auch, obwohl du öfter als wir in die Finsternis schaust. Und dein Laufjunge kann dir auch nicht helfen!« Ich merkte entsetzt, dass mich alle Frauen aufmerksam ansahen.
    »Dieses Geheimnis, Sir, sollte man auf sich beruhen lassen«, sagte Lady Tisa. »Es ist sinnlos, über etwas zu sprechen, das man nicht kennt. Nur weil wir in Gesellschaft zweier Gentlemen sind, die oft in die Finsternis schauen, haben wir uns entschieden, alles zu sagen, obwohl das nichts bringt. Und jetzt gehen wir.«
    Graziös wie junge Kätzchen verschwanden die drei alten Damen durch die Tür.
    »Juffin?«, fragte ich beunruhigt, bediente mich dabei aber Stummer Rede. »Wen meinen die drei mit den Gentlemen, die in die Finsternis schauen? Worum geht es da?«
    »Lass diesen Unsinn auf sich beruhen. So denken die Ladys nun mal über uns. Von Unsichtbarer Magie wissen sie nur wenig. Darum bezeichnen sie alles als Finsternis. Das ist einfacher für sie. Was sie gesagt haben, hat kaum Bedeutung. Diese Damen sind gut in der Praxis und schlecht in der Theorie.«
    Sir Juffin stand auf. »Gowins, wir gehen, denn wir müssen uns einiges durch den Kopf gehen lassen. Sag deinem Herrn, er braucht niemanden zum Haus an der Brücke zu schicken. Ich kümmere mich um alles. Morgen sende ich dir die Erlaubnis, deinen Herrn zu beschützen. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich die Ordnung rasch wiederherstellen kann. Schließlich handelt es sich nicht um ein einfaches bürokratisches Problem. Hier braucht man Geduld. Außerdem habe ich in den nächsten Tagen viel zu tun. Achte darauf, dass niemand das verdammte Schlafzimmer betritt. Niemand! Wenn ich längere Zeit nicht vorbeisehe, soll Sir Makluk sich nicht aufregen. Ich vergesse den Fall schon nicht, auch wenn ich es liebend gern täte. Aber falls...
    »Ja, Sir? Falls wieder etwas passiert ...?«
    »Solange sich niemand im Schlafzimmer aufhält, kann nichts mehr passieren. Achte streng darauf, lieber Gowins!«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Ehrwürdiger Leiter.«
    »Gut. Max, lebst du noch? Oder hast du dich in einen Krug Kamra verwandelt? Dieses Getränk hat ja, wie du inzwischen weißt, spezielle Eigenschaften.«
    »Sir Juffin, darf ich noch mal kurz ins Schlafzimmer?«
    Halli hob erstaunt die Brauen. »Natürlich. Am besten, wir gehen zusammen.«
    Wir traten in das halbdunkle Zimmer. Es war ganz still. Der Zeiger an Juffins Pfeife zuckte wild zwischen Zwei und Drei. Aber darum wollte ich nicht hierher. Kaum hatte ich begonnen, mich umzusehen, hatte ich die kleine Dose Handcreme schon gefunden, die wir zu Beginn des Abends erfolglos bearbeitet hatten. Sie hatte die ganze Zeit an der Türschwelle gelegen. Ich nahm sie und schob sie in die - gelobt sei die hiesige Mode! - geräumige Tasche meines Lochimantels. Schuldbewusst sah ich Juffin an, doch der kicherte nur. Na schön - mir macht das nichts aus, und er hat ein wenig Unterhaltung verdient.
    »Wozu brauchst du das Ding, Max?*«, fragte Juffin, als wir durch den Garten zu seinem Haus zurückgingen. »Sammelst du Hausrat, weil du demnächst umziehst? Oder warum hast du unseren Nachbarn bestohlen?«
    »Sie haben doch auch gesehen, wie verängstigt die Dose ist. Ich kann sie dort nicht allein lassen.«
    »Die kleine Dose?! Einen simplen Gegenstand?«
    »Ja. Ich hab ihre Angst gespürt und gesehen, wie sie wegrollen wollte. Wenn Dinge sich an ihre Vergangenheit erinnern können, bedeutet das doch, dass sie wissen, was ihnen widerfahren ist. Die Dinge führen also ein unbegreifliches Eigenleben, stimmt's? Was macht es dann für einen Unterschied, wen man retten soll: eine Dose oder eine hübsche Frau?«
    »Das ist natürlich Geschmackssache«, lachte Juffin. »Du hast wirklich eine lebhafte Einbildungskraft, Junge. Wahnsinn! Ich lebe schon so lange und habe noch nie an der Rettung einer Dose teilgenommen.«
    Bis zur Haustür verspottete er mich und wurde dann ernst.
    »Aber an sich, Max, bist du ein Genie. Wirklich! Was das unbegreifliche Leben von Dosen angeht, habe ich keine Ahnung, aber einen Gegenstand aus der Angstzone zu entfernen und mitzunehmen - sündige Magister! Du hast recht, Max, bei uns zu Hause kann sie sehr gut reden. Nicht gleich natürlich, aber irgendwann. Deine kleine Dose erinnert sich an etwas, du Schlawiner. Die alte Heilerin wird deinen Mantel fressen, wenn wir das Geheimnis

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