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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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mithin! - sind fünfhundert Jahre kein hohes Alter.
    »Olli ist sehr stark gewesen«, meldete sich Lady Mallis zu Wort. »Und wenn Sie bedenken, dass die zwölf ältesten Ladys von Echo seinen Schatten bewacht haben, könnten Sie sich darüber wundern, dass er nur noch so kurz gelebt hat, nur noch so sehr kurz. Wir hatten schon gedacht, sein Funken kehre zurück. Früher waren solche Fälle keine Seltenheit, obwohl die Jugend nicht mehr daran glaubt. Er hatte die Chance, seinen Funken zurückzuergattern!«
    »Von so einem Fall habe ich noch nie gehört, Lady«, meinte Juffin sichtlich interessiert. Später gab er mir gegenüber zu, gelogen zu haben, um das Gespräch zu beleben. »Ich dachte immer, der Arme habe erstaunlich lange gelebt. Wie sich nun herausstellt, ist er viel zu früh gestorben!«
    »Niemand stirbt zu früh. Jemand wie du, Ankömmling aus Kettari, sollte das wissen, denn du schaust ja manchmal in die Dunkelheit. Am Tod des jüngeren Olli tragen wir keine Schuld.«
    »Das behaupte ich doch auch nicht, Lady!«
    »Das machst du doch, Schlaukopf, und verkehrt ist das nicht. Aber eins sag ich dir: Wir wissen nicht, warum der jüngere Makluk-Olli gestorben ist. Obwohl wir es wissen sollten ...«
    »Braba weiß es, will aber nicht darüber reden«, unterbrach Lady Tisa ihre Kollegin. »Deshalb ist sie nicht gekommen. Und sie wird auch nicht kommen. Aber das ist auch nicht notwendig. Retani hat sie einen Tag nach dem Tod des jüngeren Makluk-Olli besucht. Erzähl doch mal davon, Retani. Wir haben dich ja nie danach gefragt, weil wir eigene Probleme haben. Aber diesen Mann aus Kettari interessiert offenbar nur eins: Er will wissen, warum Braba Angst hat zu kommen. Und solange er das nicht erfährt, lässt er uns nicht in Ruhe.«
    Es wurde still. Galant verbeugte sich Juffin Halli vor Lady Tisa. »Sie haben meine Gedanken gelesen, Gnädigste!«
    Die alte Frau lächelte ihn kokett an und zwinkerte ihm zu. Nach dieser galanten Episode richteten sich aller Augen auf Lady Retani.
    »Braba weiß es zwar nicht, doch sie fürchtet sich sehr«, begann sie. »Seit dem Tod von Sir Olli kann sie nicht mehr arbeiten und ist ängstlich wie ein kleines Mädchen. Sie sagt immer wieder, jemand habe den Schatten des jüngeren Makluk-Olli und fast auch ihren eigenen Schatten entführt. Wir alle sind überzeugt, dass Ollis Schatten von allein gegangen ist. Keine Ahnung, warum. Er ist so rasch verschwunden wie eine Frau, die nicht mehr liebt. Aber Braba beharrt darauf, sein Schatten sei entführt worden. Von jemandem, den sie nicht habe erkennen können. Sie war so verängstigt, dass wir beschlossen haben, sie nicht mehr danach zu fragen. Warum auch? Den Schatten kann man ohnehin nicht zurückholen. Warum sollen wir uns obendrein vor fremder Angst ängstigen?« Plötzlich schwieg Lady Retani, und wie es aussah, würde sich daran bis zum nächsten Jahr nichts ändern.
    Die Heilerinnen tranken in aller Stille Kamra und knabberten leise an ihrem Gebäck. Sir Juffin versank in Gedanken. Der Diener Gowins schwieg bedeutsam. Ich genoss den Anblick der Gruppe. Plötzlich wurde die Luft im Zimmer so dick, dass ich kaum mehr atmen konnte. Etwas Widerliches war unversehens hereingekommen, hatte aber nur mich gestreift. Ein kleines Klümpchen Angst war mir beim Einatmen in die Lunge geraten, rückte mir mit dem Schatten einer Vermutung zu Leibe und verschwand gleich wieder, wie ich erleichtert bemerkte. Bestimmt war das die fremde Angst gewesen, von der die alte Lady gesprochen hatte. Dieses merkwürdige Ereignis wirkte auf mich - wie so oft - als ungreifbarer Stimmungsdämpfer. Und ich kam nicht auf die Idee, Sir Juffin davon zu erzählen.
    Später begriff ich, dass man solche Ereignisse nicht verheimlichen sollte. Seltsame seelische Erlebnisse machten einen wichtigen Teil meines künftigen Berufs aus. Die Mitarbeiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps sind verpflichtet, ihrem Chef jede beunruhigende Vorahnung, jeden nächtlichen Alptraum, jedes überraschende Herzklopfen und jede andere ungewöhnliche seelische Schwäche ausführlich zu berichten. Seine Situation analysiert und deutet dann jeder Mitarbeiter für sich. Ich hingegen versuchte, das Klümpchen fremder Angst zu vergessen. Und meine Bemühungen waren schnell erfolgreich.
    »Ich weiß, wie die Schatten Weggehen«, meldete sich Sir Juffin endlich zu Wort. »Kluge Ladys, erklären Sie mir bitte, warum nur Braba gespürt hat, dass etwas nicht in Ordnung war.«
    »Gespürt haben wir es

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