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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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knacken. Und das schaffen wir. Schließlich habe ich schon ganz andere Nüsse geknackt!«
    Die Gunst des Moments nutzend, fragte ich: »Was meinten die Frauen eigentlich mit der Finsternis, in die ich angeblich schaue? Mir ist nicht recht wohl nach alledem.«
    »Das ist normal«, sagte Juffin schroff. »Erinnerst du dich, wie du hierhergekommen bist?«
    »Ja. Aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken.«
    »Richtig so. Für so einfache Dinge hast du immer noch Zeit. Es kann jedem passieren, aus einer Welt in eine andere zu gehen, und zwar lebendig und bei vollem Verstand. Wir zwei gehören zu denen, die sogar noch mehr erleben können. Und die alten Frauen beschäftigen sich mit Magie - aber nicht wie die hiesige Bevölkerung (nämlich einmal im Jahr in der Küche), sondern ernsthaft und seit langer Zeit. Man kann sogar sagen, sie tun nichts anderes. Und die Erfahrung zeigt ihnen, dass mit uns beiden etwas nicht stimmt. Dieses Etwas nennen sie Finsternis. Kapiert?«
    »Nicht ganz«, gab ich ehrlich zu.
    »Also gut - versuchen wir's anders. Vorhin hast du gesagt, du erlebst oft grundlose Stimmungswechsel. Du gehst auf die Straße, bist in Eile und bekommst plötzlich keine Luft mehr, weil dich ein grenzenloses Glücksgefühl überkommt ... Oder es läuft alles prima: Du bist jung; neben dir liegt eine wunderbare Frau,- du bist geradezu kindisch glücklich - und plötzlich wird dir bewusst, dass du im Leeren hängst; eisige Wehmut beklemmt dein Herz, als seist du gestorben. Dabei hast du nie gelebt ... Oder du betrachtest dich eines Tages im Spiegel, erkennst dein Gegenüber nicht mehr und weißt nicht, warum es da ist; dann schwillt dein Spiegelbild immer weiter an, bis es platzt, und du schaust ratlos in den leeren Rahmen ... Du brauchst mir nichts zu erzählen - ich weiß, dass dir so was ab und an passiert. Genau wie mir, Max. Ich hatte nur Zeit, mich daran zu gewöhnen. Solche Dinge geschehen, weil sich uns etwas Unbegreifliches nähert. Niemand weiß, woher es kommt, und niemand weiß, was geschieht, wenn es einen am Ärmel berührt. Im Allgemeinen haben wir beide Talent für unser merkwürdiges Handwerk, das außer uns niemand versteht. Und ehrlich gesagt, kann ich dir jetzt nicht mehr erklären. Weißt du, über solche Sachen darf man nicht laut reden. Weil sie gefährlich sind, müssen sie geheim bleiben. Es gibt in Echo einen Menschen, der mehr darüber weiß als wir zwei. Irgendwann wirst du ihn kennenlernen, aber bis dahin schweige. In Ordnung?«
    »Mit wem kann ich mich hier - abgesehen von Ihnen - überhaupt noch unterhalten? Mit Chuf?«
    »Mit Chuf! Und dein Abenteuerleben beginnt ja bald.«
    »Damit drohen Sie mir ständig.«
    »Hast du heute Abend etwa zu wenig erlebt? Ich würde dich gern schneller bei mir im Haus an der Brücke einsetzen, aber in Echo braucht alles seine Zeit. Einen Tag nach unserem Ausflug ins Fressfass hab ich dein Ernennungsgesuch an den Hof weitergeleitet. In meiner Behörde wird alles schnellstens erledigt - in einem Monat dürfte alles geregelt sein.«
    »Das soll schnell sein?«
    »Ja. Und gewöhne dich daran.«
    Wir waren in Juffins Haus getreten. Er verschwand in sein Schlafzimmer, und ich blieb allein. Höchste Zeit, über die Finsternis nachzudenken, in die ich angeblich schaute. Die alten Damen hatten mir wirklich einen Schreck eingejagt! Und dann noch Juffin mit seinem Vortrag über die geheime Ursache meiner Stimmungswechsel. Brrr!
    In meinem Zimmer nahm ich die von mir gerettete Dose aus der Manteltasche. Meine Süße, bleib einige Zeit liegen und beruhige dich etwas. Opa Max ist ein guter Mensch, obwohl er fast nichts besitzt. Er schützt dich vor jedem Überfall, aber jetzt schaut er noch ein bisschen in die Finsternis ...
    In die Blüte meiner neuen Phobie kam ein flauschiges Kügelchen aus der Finsternis gesprungen: »Max, lass das!«
    Mein kleiner Freund Chuf wedelte mit dem Schwänzchen und brachte damit die teuflische Dunkelheit zum Verschwinden. Ich beruhigte mich, löschte das paranoide Murmeln der betagten Grazien aus dem Gedächtnis und ging mit Chuf ins Wohnzimmer, um zu Abend zu essen und die Tageszeitungen zu lesen.
    Bis zum Morgen konnte ich nicht einschlafen, sondern wartete auf Juffin, um die Ereignisse des Abends bei einem Becher Kamra zu besprechen. Ich hatte die Vorstellung, Sir Juffin zerbräche sich von morgens bis abends über den geheimnisvollen Mord den Kopf. Wie der gute alte Sherlock Holmes oder der kaum weniger alte und ebenso gute

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