Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
müssen, was man von mir verlangte. Inzwischen zweifelte ich daran, dass mir das gelingen würde.
Lady Melamori stieg in ein Familien-A-Mobil. Die zierliche Verfolgungsmeisterin lächelte zum Abschied geheimnisvoll und sagte mir leise, Max sei ein sonderbarer Name, klinge aber trotz seiner Kürze gut. Dann fuhr sie mit wahrhaft königlichem Pomp nach Hause, begleitet von zwei Musikern, die das Radio im Wagen ersetzen sollten, während Lukfi und Lonely-Lokley mit einem Dienst-A-Mobil davonknatterten.
Uns hingegen holte der alte Kimpa ab, der Haushofmeister von Sir Juffin. Mein Chef benutzte immer den eigenen Wagen, weil er sich, wie er sagte, im Dienst-A- Mobil so unangenehm im Dienst fühlte. Im eigenen Fahrzeug dagegen sei es fast schon wie zu Hause, und man müsse ein Dummkopf sein, um die Möglichkeit nicht zu nutzen, sich eine Stunde früher daheim zu fühlen. Das erschien mir logisch.
Auf dem Heimweg schwiegen wir reichlich. Wenn man weiß, worüber man mit seinem Begleiter reden könnte, ist das ein Zeichen gegenseitiger Sympathie. Zusammen schweigen zu können, ist der Anfang der Freundschaft.
»Bleib noch auf eine Tasse Kamra«, sagte Juffin auf der Türschwelle, und das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Der kleine Chuf grüßte uns beim Reinkommen und wedelte vorsichtig mit dem Schwanz. »Max ist da und geht gleich wieder. Weit, weit«, erreichten mich seine kurzen, betrübten Gedanken.
»Es ist doch noch nicht so weit, Chuf!«, tröstete ich ihn. »Ich würde dich gern mitnehmen, aber du willst dich bestimmt nicht von deinem Herrchen trennen. Außerdem kann ich - anders als Kimpa - nicht kochen. Und du bist hier der Feinschmecker. Ich komme dich aber oft besuchen. Einverstanden?«
Mein flaumiger Freund seufzte und leckte sich das Maul. »Zum Mittagessen besuchen!«, reagierte er vorsichtig begeistert.
Sir Juffin war zufrieden. »Dann habt ihr ja alles besprochen. Gut so, Chuf. Gesunder Pragmatismus! Keine Sentimentalitäten!«
Im Wohnzimmer nahmen wir in bequemen Sesseln Platz. Ergeben legte sich Chuf auf meine Füße. Er hatte offenbar beschlossen, mitunter von Juffins Füßen zu weichen. Kimpa brachte Kamra und Gebäck. Mit Genuss zündete ich meine letzte irdische Zigarette an. Jetzt begann mein neues Leben: Würde ich auf Pfeife umsteigen oder mit dem Rauchen aufhören? Beide Möglichkeiten waren nicht sehr verlockend, aber eine dritte gab es nicht.
Wir plauderten kurz über meine neuen Bekannten, und die Neugier von Sir Juffin war grenzenlos. Er interessierte sich für all meine Eindrücke. Wie hatte mir Kofa gefallen, wie Lukfi und Melamori? Als wir über die Lady sprachen, erkundigte ich mich, ob Affären am Arbeitsplatz laut Chrember-Gesetzbuch verboten seien. Wenn es so wäre, hätte Juffin mich gleich wegen verbrecherischer Absichten verhaften können.
»Nicht dass ich wüsste. Seltsame Idee ... Ist bei euch denn so ein Verbot möglich?«, fragte er erstaunt.
»Nein. Man findet es aber nicht richtig, eine Affäre am Arbeitsplatz zu haben - obwohl jeder eine hat.«
»Deine Welt ist ein seltsamer Ort, Max. Dort denkt man das eine und tut das andere. Bei uns denkt man überhaupt nichts. Das Gesetz bestimmt nur das Notwendigste, aber Überzeugung und Tradition beeinflussen unsere Gewohnheiten, obwohl jeder machen kann, was er will. Also vorwärts, wenn es brennt! Allerdings zweifle ich selbst, ob das eine gute Idee ist. Lady Melamori ist ein seltsames Mädchen. Eine unverbesserliche Idealistin, die ihre Einzigartigkeit anscheinend sehr schätzt. Melifaro macht ihr seit Jahren den Hof, und sie hechelt seine Mühen mit jedem ausführlich durch - kaum zu glauben, was?«
»Melifaros Komplimente kann ich mir gut vorstellen: Schieben Sie Ihren prachtvollen Hintern aus meinem Blickfeld, Unvergessliche! Seine göttlichen Umrisse erlauben mir nicht, mich zu konzentrieren!«
Sir Juffin brach in Gelächter aus.
»Richtig, Max. Bist du Hellseher?«
»Unsinn! Mir sind nur ein paar Sachen aufgefallen ...«
»Wie dem auch sei - Melifaro ist der Liebling der Mädchen. Und das, obwohl er nicht rothaarig ist. Gib dir ruhig Mühe, Max, doch ich fürchte, auch du wirst Lady Melamori nicht erobern.«
Ich zuckte die Achseln.
»Bei Mädchen hab ich noch nie Glück gehabt. Anfangs geht es immer gut, doch dann beschließen sie zu heiraten - aber einen anderen. Das ist seltsam, weil ich mich immer in kluge Mädchen verliebt habe. Das hat aber nicht geholfen. Warum vernünftige Leute immer heiraten wollen,
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