Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
Situation hatte. Und zwar nicht, weil alles so schnell unheimlich geworden oder das Geschöpf kein Mensch gewesen wäre - beides hätte ich verkraften können. Doch zwischen uns gab es eine Verbindung, und das war schlimmer als all meine Ängste und Seelenqualen. Plötzlich merkte ich, dass eine Substanz aus meinem Körper floss. Es war kein Blut, sondern etwas Unsichtbares, doch mir war klar: Ein Weiterleben ohne diese Substanz war undenkbar.
    Etwas schnürte mir die Kehle zu - nicht stark, aber stark genug, damit ich wieder einschlief. Doch mein Armband, über dessen Vorzüge Sir Juffin so viel geredet hatte, arbeitete merklich und vor allem rechtzeitig. Hätte es auch nur eine Sekunde später zu wirken begonnen, wäre ich womöglich nicht mehr aufgewacht.
    Ich nahm die Beine vom Tisch und wunderte mich über gar nichts mehr. Ein Flügel des breit geöffneten Fensters quietschte kläglich im Wind. Ich schloss das Fenster und zog erleichtert die Vorhänge zu. Mein Körper gab mir zu verstehen, er habe nichts dagegen, wieder in Ohnmacht zu fallen. Ich drohte ihm mit der Faust: Wehe, du wagst es!
    »Guten Tag, Max«, hörte ich Juffin sagen, und seine angenehme Stimme war meiner Seele eine Labsal. »Du warst sehr gut, mein Junge! Wirklich! Glückwunsch - dein unangenehmes Abenteuer ist überstanden. Jetzt wissen wir alles Nötige, und der Showdown ist nah. Brot und Kachar-Balsam werden heute dein Hauptgericht sein. Raus aus den Federn und auf zu mir! Verstanden?«
    »Verstanden. Ende«, gab ich automatisch zurück und kroch rüber ins Schlafzimmer. Fünf Minuten später hüpfte ich beinahe ins Bad und war - dem kräftigsten Getränk der Welt, dem Kachar-Balsam, sei Dank! - wieder unter den Lebenden.
    Plötzlich begriff ich den Sinn von Juffins Bemerkung: »Glückwunsch - dein unangenehmes Abenteuer ist überstanden.« Ich hatte es hinter mir! Was auch passieren würde - diesen Alptraum musste ich nie mehr erleiden. Sündige Magister! Was braucht der Mensch mehr, um glücklich zu sein?
    Auf dem Weg zur Arbeit entschied ich, dem Menschen fehle zu seinem Glück noch ein Frühstück. Im Gesättigten Skelett zum Beispiel. Also bog ich kurzerhand ins warme Halbdunkel des Lokals. Sir Juffin verlangte von seinen Untergebenen nie zu hungern - auch nicht in dienstlichen Angelegenheiten.
    Im Haus an der Brücke drängten sich viel mehr Menschen als sonst. Sir Lonely-Lokley machte sich in seinem dicken Heft Notizen und saß so unbequem auf der Kante seines Stuhls, dass es schon wehtat, ihm nur dabei zuzusehen. Sir Melifaro, der gerade vom Gut seiner Familie zurückgekehrt war, hüpfte wie ein Springteufel herum und rief, der bedeutendste illegitim geborene Prinz sei gekommen, und er sei überglücklich, sich in den Strahlen meines Ruhms sonnen zu dürfen. Ich kam zu dem Schluss, der Arme habe einen Stich. Dann begriff ich, dass er das Geschenk des Königs meinte, in dessen Besitz ich seit drei Tagen, nein, schon seit einer Ewigkeit war. Nächtliche Alpträume können wirklich jeden fertigmachen, und auch für mich war das alles zu viel gewesen. Kein Wunder, dass ich kurzzeitig die Übersicht verloren hatte. Kaum aber hatte ich mich gefangen, drohte ich meinem Tagesantlitz mit der Faust, ließ seinem Vater Grüße ausrichten und ging schnurstracks zu Juffin.
    In seinem Büro traf ich auf Lady Melamori, die für jemanden, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war, entschieden zu schlechte Laune hatte.
    »Gut, dass du so schnell gekommen bist, Max! Unsere Arbeit muss noch ein wenig warten, denn wir haben hier - wenn ich so sagen darf - familiäre Ungelegenheiten. Ich rufe die Übrigen gleich dazu.«
    »Familiäre Ungelegenheiten? Was soll das denn sein?«, staunte ich.
    »Ich bin bestohlen worden«, klagte Lady Melamori. »Als ich wieder nach Hause kam, war alles durcheinandergeworfen und durchwühlt. Wie kränkend das ist! Als ich in den Dienst des Geheimen Suchtrupps eintrat, war ich fest überzeugt, so etwas würde mir erspart bleiben ...«
    »Aber wo ist das Problem, Lady? «, fragte ich errötend. »Treten Sie dem Schurken doch einfach auf die Spur, und der Fall ist gelöst.«
    »Aber es gibt keine Spur! Ich habe den Eindruck, meine Sachen sind von allein verschwunden.«
    »Ich hab immer gesagt, das einsame Leben ist nicht gut für unsere kleine hübsche Lady Melamori«, bemerkte Sir Melifaro von der Tür her. »Wäre ich in Ihrem Schlafzimmer gewesen, Unvergessliche, dann wäre nichts passiert!«
    »Ich kauf mir einen

Weitere Kostenlose Bücher