Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
Hund«, entgegnete Lady Melamori lächelnd, und ihre Grübchen kamen zum Vorschein. »Der kann genauso gut aufpassen und frisst weniger. Angeblich versteht er sogar die Sprache der Menschen - im Gegensatz zu Ihnen.«
Sir Lonely-Lokley ließ Sir Kofa höflich den Vortritt. Alle bis auf Lukfi waren bereits versammelt, doch ihn brauchte man in solchen Fällen anscheinend nicht, denn seine Arbeit im Großen Archiv hatte keinen Bezug zu unserer Tätigkeit.
»Na, meine Herrschaften - wollt ihr eine Neuigkeit hören?«, fragte Sir Juffin und ließ einen musternden Blick über uns schweifen. »Wir stecken in der Klemme! Ich hoffe, ihr alle seid der Meinung, dass Lady Melamori ihren Kram zurückbekommen soll. Sie ist zwar etwas verärgert, was unsere Laune nicht gerade hebt, doch die ganze Stadt wartet gespannt auf die Heldentaten unseres Suchtrupps. Ich weiß, Lady Melamori, dass Sie noch niemandem von dem Diebstahl erzählt haben, doch in Echo gibt es viele preiswerte Hellseher! Melifaro, diese Sache fällt in dein Ressort. Tu, was du für richtig hältst.
Max und ich müssen uns mit einer anderen dringenden Angelegenheit herumschlagen.«
Melifaro hatte sich schon Lady Melamoris Lehnstuhl genähert. Missvergnügt bemerkte ich, dass sie ihr Näschen in seinen Oberarm bohrte.
»Das vollständige Verzeichnis aller gestohlenen Sachen, bitte, meine Liebe«, säuselte Melifaro und zupfte vertraulich am Pony seiner Kollegin.
»Achtunddreißig Ringe, alle mit dem Familienwappen der Blimms auf der Innenseite; Geld - ich weiß nicht, wie viel, aber jede Menge, tausend Kronen, denke ich; acht Halsketten mit unserem Wappen auf dem Verschluss. Meine Verwandten kennzeichnen ihren Schmuck. Ich hab sie deswegen immer ausgelacht, doch jetzt ist mir klar, dass das eigentlich eine kluge Vorsichtsmaßnahme ist. Ich glaube, das war's. Die Diebe haben keinen einzigen Talisman mitgenommen. Ach, das hätte ich fast vergessen: Die Puppe, die du mir am Tag der Jahresmitte geschenkt hast, haben sie auch gestohlen. «
Melifaro runzelte die Stirn. »Die schöne Puppe! Sie war so ein hübsches Spielzeug! Merkwürdig, dass die Diebe ausgerechnet sie mitgenommen haben. Die übrigen Sachen mitgehen zu lassen, ist dagegen nur zu verständlich. Sir Juffin, würden Sie uns vielleicht mit Kamra bewirten, da wir inzwischen vollzählig versammelt sind? Dann könnten wir gemeinsam über den Fall nachdenken und diskutieren. So ganz allein in meinem Dorf hab ich mich nämlich furchtbar gelangweilt. Ihre wichtige Sache kann doch bestimmt eine halbe Stunde warten, oder?«
»Ein halbes Stündchen kann jede Sache warten - bis auf die Dinge, von denen General Bubuta Boch so gern erzählt. Also gut, dann bestelle ich für uns alle einen großen Krug Kamra aus dem Fressfass, aber du musst dich dafür durch größeren Einsatz revanchieren, Melifaro.«
»Warum das denn? Juffin, merken Sie nicht, dass das der Gipfel der Idiotie ist: Erst stiehlt man das Kleinste und Kostbarste, was sich in der Tasche eines Lochimantels nur transportieren lässt, und dann nimmt man eine Puppe mit, die so groß ist wie ein dreijähriges Kind. Die war natürlich nicht billig, aber warum lässt man dann nicht auch gleich das Geschirr und einen Sessel aus dem Salon mitgehen? Der wäre sogar noch teurer als die Puppe gewesen.« Melifaro entfernte sich vom Sessel der Lady und hockte sich neben der Armlehne seines Chefs nieder, der dadurch gezwungen war, seinem Mitarbeiter auf den Kopf zu sehen.
»Du verbeißt dich in die Frage, warum ausgerechnet die Puppe gestohlen wurde. Dafür hast du schon die erste Portion Kamra verdient.«
»Verdient hab ich sie allein, doch trinken tun wir sie zusammen. Aber egal! Sir Kofa, wer von unseren wackeren Stadtpolizisten steht im Moment an erster Stelle des Weißen Blättchens?«
»Sir Kamschi, aber der ist gegenwärtig nicht im Büro. Versuch mal, Leutnant Schichola zu erreichen. Der steht auf Platz vier und beschäftigt sich obendrein mit Wohnungseinbrüchen.«
»Na gut, ich bin gleich wieder da. Wer sich zwischenzeitlich an meiner Kamra vergeht, wird dran glauben müssen«, fügte Melifaro hinzu.
Sein Ermittlungstempo begeisterte mich. Wenn man irgendwann einen Film über den großen Detektiv Melifaro aus Echo dreht, kann das nur ein Kurzfilm werden!
»Was ist dieses Weiße Blättchen eigentlich?«, fragte ich Sir Kofa neugierig und brachte ihn damit schallend zum Lachen. Auch Lady Melamori kicherte.
»Ach, Max! Das ist nur so ein Witz von uns.
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