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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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bei solchen Sachen auf der Hut sein. Egal was passiert ist - früher oder später erweist sich immer, dass sich am Ort des Geschehens vor ein paar tausend Jahren ein berühmter Magister aufgehalten hat und die gegenwärtigen Unannehmlichkeiten nur eine gesetzmäßige Folge seiner früheren Aktivitäten sind. Ich nahm mir daher vor, nicht überrascht zu sein, falls sich herausstellen sollte, dass auch diesmal ein in Vergessenheit geratener Magister die Hände im Spiel haben sollte.
    Sir Juffin kannte die Geschichte dieses netten Plätzchens garantiert bis ins Detail. Doch als er mich nach Cholomi geschickt hatte, war er stumm wie ein Fisch geblieben - und zwar nicht aus Bosheit, sondern um abzuwarten, bis ich nachfragen würde, also aus erzieherischer Absicht. Dafür wünschte ich ihm nun ein Dutzend Vampire an den Hals!
    Inzwischen aber musste ich mich zur Ordnung rufen, denn statt pedantisch Informationen zu sammeln, hatte ich sehr viel Zeit und Kraft mit überflüssigen Reflexionen vergeudet. Damit musste jetzt Schluss sein. Also machte ich es mir im Sessel des Gefängniskommandanten bequem und sandte Juffin nach beendeter Selbstkritik per Stummer Rede einen Ruf.
    »Klären Sie mich bitte darüber auf, wie das alles begonnen hat«, erklärte ich fordernd. »Was ist hier bis zum 114. Tag des 112. Jahres passiert? Hat in meiner Zelle - wie ich vermute - irgendein mächtiger Magister gesessen?«
    »Sehr gut, Max!«, rief Juffin, von meinem Scharfsinn begeistert.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie mich loben«, sagte ich. »Schließlich stelle ich die eigentlich wichtige Frage jetzt erst. Andererseits ist es für eine so kleine Leuchte wie mich wahrscheinlich wirklich eine Errungenschaft, überhaupt auf diese Frage gekommen zu sein.«
    »Viele meiner Bekannten hätten sehr viel länger gebraucht, um darauf zu kommen. Du bist sauer auf mich, noch mehr allerdings auf dich selbst. Dabei bist du wirklich gut!«
    »Ich erkenne Sie gar nicht wieder, Juffin! Warum machen Sie mir solche Komplimente? Vermissen Sie mich etwa?«
    Der Honig, den er mir ins Ohr geträufelt hatte, begann zu wirken. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ich war überglücklich - wie ein Hund, der etwas Leckeres zu fressen bekommen hat. Mich zu loben, ist eine sehr gute Strategie, um mich weichzuklopfen. Ich bin dann nahezu beliebig formbar und zu fast allen Schandtaten bereit.
    Wie auch immer: Ich hatte eine ausführliche Antwort auf meine Frage bekommen und war nach einer halben Stunde wieder zu Hause, also in Zelle Nummer Fünf.
    Ich saß bequem in meinem Sessel und verdaute die Informationen, die Juffin mir gegeben hatte. Wie vermutet steckte ein Magister hinter der ganzen Sache: Machligl Annoch - Großer Magister des Ordens des Grabhunds und einer der stärksten Reformgegner von Echo - war in der schlimmsten Phase der Traurigen Zeit in Cholomi gefangen gesetzt worden. Laut Juffin hatte damals nicht einmal die gemeinsame Anstrengung von zwölf der größten Zauberer des Ordens des Siebenzackigen Blattes diese bedeutende Persönlichkeit zähmen können. Damals hatten sich sogar Große Magister anderer Orden, die in aller Regel keinerlei Angst verspürten, vor ihm gefürchtet.
    Der Große Magister des Ordens des Grabhunds war nicht dumm, aber sehr eigenwillig, was - wie ich immer wieder in den Chroniken gelesen habe - für Magister geradezu typisch ist.
    So hatte sich Sir Annoch intensiv mit der Frage des Lebens nach dem Tode beschäftigt. Nicht nur in meinem Herkunftsland, sondern auch hier in Echo gibt es keine Antwort auf die Frage, was nach dem Tod mit uns geschieht. Es gibt viele seltsame, ja abstruse Hypothesen, doch keine vermag skeptische Zeitgenossen zu überzeugen.
    Selbstverständlich war das Interesse des Gefangenen in Zelle Nummer Fünf nicht allein theoretisch gewesen. Die hiesigen Magister sind schließlich ernsthafte Leute, die ihre Zeit nicht verschwenden.
    Schnell war mir klar geworden, dass Sir Annoch enorme Anstrengungen unternommen hatte, um seine Existenz auch nach dem Tode in dem ihm vertrauten Körper fortzusetzen. Er hatte also auferstehen wollen und garantiert einen Dreh gefunden, wieder ins Reich der Lebenden zurückkehren zu können. Und dann war er gestorben. In Zelle Nummer Fünf.
    Die siegreichen Reformer hatten ihn sicher nicht umgebracht. Soweit ich weiß, haben sie ihre Gegner nur ungern getötet, weil der Tod etwas Unumkehrbares ist. Und der Orden des Siebenzackigen Blattes folgte dem Gebot, möglichst wenige

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