Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
niemand ihn mehr rausnehmen kann - nicht mal Mitglieder des Ordens des Siebenzackigen Blattes. Auch bei uns ist jede Menge passiert! Sir Kofa, erinnern Sie sich an Kafa Chani? Er hat bis vor kurzem noch bei uns gearbeitet; dann aber hat er ein Schiff gechartert und ist damit verschwunden - die Magister mögen wissen, wohin. Traurig, aber wahr. Haben Sie schon viele Leute umgebracht, Sir Max? Sehr viele, vermute ich - und das ist auch gut so! Stimmt das denn nun mit Melifaro und Tschemparkaroke? Ist überhaupt etwas passiert, Sir Kofa, oder schauen Sie tatsächlich nur mal so vorbei?«
    Es gelang Kofa Joch, den schier unendlichen Monolog des Zollbeamten zu unterbrechen.
    »Sollen wir noch länger in der Tür stehen, Sir Nuli? Oder dürfen wir in Ihr Arbeitszimmer kommen?«
    »Arbeitszimmer? Das ist eher eine Abstellkammer als ein Büro - sehen Sie selbst! Hier liegt mehr als die Hälfte der beschlagnahmten Waren, weil es zu gefährlich wäre, das Zeug in irgendeinem Lager aufzubewahren, und für die Leute aus der Burg Jafach sind die Sachen nicht interessant genug. Ein Teufelskreis! Hier ist es inzwischen so voll, dass ich meine Besucher bald auf dem Flur empfangen muss. Am besten stelle ich meinen Schreibtisch gleich dorthin. Sie wissen vielleicht, dass unser Sir Kafa Chani unter die Kapitäne gegangen ist. Ich vermute, er wird Pirat und endet irgendwann im heißen Tascher oder im entfernten Kalifat Schinschisch am Galgen. Tja, so ist das. Meine Herren, setzen Sie sich bitte, wo Sie Platz finden. Sir Max, haben Sie schon mal auf dem Tisch eines Leitenden Zollbeamten gesessen? Vermutlich nicht -also probieren Sie es aus. Oder nehmen Sie meinen Sessel, und ich sitze auf dem Tisch. Das ist ein guter Platz, auf dem ich mich selbst mitunter niederlasse. Wissen Sie, in letzter Zeit kommt ein Schiff nach dem anderen, und alle bringen neuartige, manchmal auch verbotene Waren nach Echo. Aber so ist das Leben. Was hätte es für einen Sinn, als Matrose zu arbeiten, ohne ein wenig zu schmuggeln? Das wäre wirklich dumm. Sir Kofa, ich freue mich sehr über Ihren Besuch, doch Sie sind sicher nicht ohne Grund gekommen. Irgendwas ist passiert -stimmt's, oder hab ich Recht?«
    »Ich fürchte, Sie haben Recht. Könnten Sie uns vielleicht eine Tasse Kamra anbieten und drei Minuten still sein? Um fünf Minuten bitte ich gar nicht erst, denn das wäre zu viel verlangt. Was halten Sie davon?«
    »Ich bin begeistert! Und die Kamra kommt gleich. Welche Sorte hätten Sie denn gern, Sir Max - hiesige oder iraschische? Oder möchten Sie vielleicht eine Kamra aus Arwaroch? Ach nein, die ist ja schon weg. Meine Mitarbeiter sind nicht gerade fleißig, trinken aber die ganze Zeit Kamra aus sooo großen Tassen«, sagte Sir Nuli und malte mit seinen kleinen Händen fußbodenvasengroße Tassen in die Luft. Ich war beeindruckt.
    »Wenn Sie nicht übertreiben, Sir, haben Ihre Leute wirklich einen harten Job«, sagte ich mitfühlend. »Es ist nicht leicht, solche Krüge zu stemmen.«
    »Natürlich nicht! Glauben Sie etwa, ich flunkere Ihnen etwas vor? Meine Leute kommen ganz schön ins Schwitzen«, sagte Nuli in vollem Ernst. »Dafür verdienen sie aber auch gut. Dieser Kafa Chani hat nur drei Jahre bei uns gearbeitet und danach schon ein Schiff chartern können. Hab ich Ihnen davon schon erzählt? Vermutlich wird er demnächst Waren nach Echo schmuggeln, und ich kann ihn dann jagen. Tolle Sache, was? Ah, hier ist ja die Kamra«, sagte Sir Nuli, schnupperte an den frisch aufgetragenen Krügen und setzte zu einer neuen Tirade an. »Das ist iraschische Kamra - eine exotische, aber sehr gute Sorte. Wo sonst können Sie in Echo etwas so Fantastisches bekommen? Greifen Sie zu, meine Herren, obwohl ich eigentlich verpflichtet bin, das ganze Zeug wegzuschütten. Ach, da ist ja der alte Tjuwin«, rief Sir Nuli und wies in einen entlegenen Winkel seines vollgestopften Büros, in dem ein weißer Fleck flimmerte. »Sir Max, Sie kennen unseren Tjuwin noch nicht. Also stelle ich Sie ihm vor: Das ist mein Vorgänger Sir Tjuwin Sali Wawa, gestorben im 52. Jahr der Epoche des Gesetzbuchs bei dem Versuch, den schlimmsten Schmuggler der Ordensepoche zu durchsuchen. An den bürgerlichen Namen dieses Schmugglers kann ich mich nicht mehr erinnern. Man hat ihn mal Weißer Vogel, mal Sonne in der Brusttasche genannt. Schmuggler sind romantische Leute, müssen Sie wissen. Aber auch er hat das Gefecht nicht überlebt. Der alte Tjuwin war nämlich sehr tapfer, und wäre er an

Weitere Kostenlose Bücher