Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
so lustigem wie schwerem Akzent. Lob und Preis sei den Magistern!, dachte ich. Zum Glück kommt er nicht aus Iraschi - sonst brauchten wir einen Dolmetscher.
»Kleiner Geheimer Suchtrupp der Stadt Echo. Wir möchten Ihr Schiff inspizieren«, meinte Sir Kofa ebenso trocken.
»Es gehört Herrn Agon und ist für Fremde nicht zugänglich«, erklärte der Kapitän.
»Der Kleine Geheime Suchtrupp darf im gesamten Vereinigten Königreich durchsuchen, was immer er mag«, entgegnete Sir Kofa. So verbindlich sein Ton auch war - in ihm schwang etwas Bedrohliches mit, das mir neu war.
»Ich kann nur wiederholen, meine Herren, dass ich Befehl habe, keine Fremden an Bord zu lassen. Und so leid es mir tut: Notfalls sterbe ich in Erfüllung dieses Befehls.«
Kapitän Gjata wirkte nicht wie ein Fanatiker und ähnelte auch keinem Verbrecher, doch was wusste ich schon von Verbrechern? Er hatte müde, traurige Augen, und als er vom Sterben sprach, klang das beinahe träumerisch.
Sir Kofa meldete sich per Stummer Rede bei mir. »Sei auf alles gefasst, Max. Ich will ihn nicht töten, aber du merkst selbst, dass etwas mit ihm nicht stimmt.«
Dann wandte er sich erneut an den Kapitän.
»Ich verstehe: Befehl ist Befehl. Also werden Sie mit uns eine A-Mobil-Fahrt antreten müssen. Ich hoffe, Ihr Arbeitgeber hat Ihnen das nicht auch verboten.«
»Nein«, sagte der Kapitän so irritiert wie erleichtert. »Davon war nicht die Rede.«
»Prima. Dann übergeben Sie den Befehl über das Schiff Ihrem Ersten Offizier, damit Ihr Gewissen rein bleibt.«
Der Kapitän verschwand, um seinen Stellvertreter zu instruieren, und ich sah Sir Kofa erstaunt an.
»Ist dieses Verhalten für die Bewohner von Tascher normal?«
»Natürlich nicht - der Mann steht eindeutig unter magischem Einfluss. Dabei handelt es sich allerdings höchstens um weiße Magie vierten Grades, und die ist bekanntlich erlaubt. Soll Juffin sich jetzt mit ihm beschäftigen! Daran werden Sie sicher noch Ihren Spaß haben.«
»Und was ist mit dem Schiff?«
»Zu den Magistern damit! Ich hab mich per Stummer Rede im Haus an der Brücke gemeldet. In einer halben Stunde kommen Lonely-Lokley und ein Dutzend Kollegen von der Stadtpolizei - das ist das beste Durchsuchungskommando überhaupt. Da ist unser heroischer Kapitän ja schon. Gut, dass er einverstanden ist, mitzukommen.«
»Stehe zu Diensten, meine Herren«, sagte der Kapitän und verbeugte sich galant.
Die ganze Fahrt über sah der Kapitän begeistert aus dem Fenster. Die Tatsache, verhaftet zu sein und ins Haus an der Brücke gefahren zu werden, störte ihn nicht weiter. Er genoss die Fahrt durch die Stadt sichtlich. Das verstand ich sehr gut, denn Echo ist wunderschön. Eigentlich hätte ich mich längst daran gewöhnen sollen, statt mich immer aufs Neue für die Herrlichkeiten der Stadt zu begeistern.
Im Haus an der Brücke hatte sich einiges verändert: Der Saal der allgemeinen Arbeit war leer, und die Köche waren nach Hause geschickt worden, um zu einem günstigeren Zeitpunkt wieder vorzusprechen. Weder Melamori noch Melifaro waren im Büro. Sie waren bestimmt losgezogen, um ein neues Geheimnis zu lüften. Als wir Sir Juffin über den Weg liefen, leckte er sich beinahe die Lippen und musterte Kapitän Gjata wie eine hungrige Katze eine Flasche Milch.
Für mich war das Verhör anfangs langweilig. Juffin fragte den Kapitän zunächst pedantisch nach zahllosen Details der Schiffsausrüstung, den Handelskontakten seines Chefs, der Biografie aller Mitglieder der Mannschaft und Ähnlichem. Herr Gjata beantwortete einige dieser Fragen sehr ruhig, verstummte dagegen auffällig bei anderen, die meiner Meinung nach ebenso harmlos waren. Sir Juffin reagierte auf diese Dickköpfigkeit unendlich langmütig.
»Ihr Helfer - wie war noch gleich sein Name ... ah ja, Herr Chaka - hat also früher auf Schiffen des Vereinigten Königreichs gearbeitet. Das klingt interessant, Herr Kapitän«, sagte Juffin seltsam monoton. »Sehr interessant.«
Der hübsche Kapitän kniff plötzlich die Augen zusammen und fiel bewusstlos zu Boden. Juffin wischte sich erschöpft den Schweiß vom Gesicht.
»Was für ein kräftiger Mann. Kräftig und doch tief verunsichert. Aber ich habe ihn beruhigen können«, seufzte mein Chef und fuhr lehrerhaft fort: »Bei verzauberten Menschen muss man vorsichtig sein, Max. Ich hätte bei ihm sofort Magie anwenden können, aber weil wir noch nicht wissen, was wir mit ihm tun sollen ... Weißt du - die
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