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Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Artikel trug die Überschrift Rendezvous mit dem Tod. Das klang einfach und einladend, und der Text entsprach der Überschrift ganz und gar. Aus dem Artikel ergab sich, dass ich den Verfasser einen Tag in meinem Wohnzimmer eingesperrt hatte und von zwei verzauberten Riesenkatzen hatte bewachen lassen, während ich unterwegs war, um kurzfristig einige grässliche Morde aufzuklären. Ande Pu geizte nicht mit Adjektiven, um meinen Haushalt und das erschreckende Miauen von Armstrong und Ella zu beschreiben. Natürlich hatte er auch nicht vergessen, seine Tapferkeit zu erwähnen. Schlimm war das, ganz schlimm.
    »Steck das wieder ein«, sagte ich schroff. »Du bist ein netter Mensch, aber wenn dieser Mist erscheint, spuck ich dich an. So was kannst du allenfalls deinen Freundinnen erzählen. Dagegen habe ich nichts.«
    »Und ich hatte geglaubt, der Text würde Ihnen gefallen«, sagte Ande Pu und errötete. »Ich dachte, Sie würden sich per Stummer Rede bei Sir Rogro melden, und er würde das drucken.«
    »Willst du diesen Quatsch etwa mit meiner Hilfe verbreiten?«, fragte ich lachend. »Für wen hältst du mich?«
    »Na ja«, meinte Ande Pu, »es passiert eben manchmal, dass eine Reportage dem Porträtierten nicht gefällt. Verzeihen Sie bitte die Störung.«
    Es tat weh, den Armen nur anzusehen.
    »Möchtest du mit mir zu Abend essen?«, fragte ich gnädig.
    Sein Gesicht hellte sich auf, und die Tragik schwand aus seinen dunklen Augen, die nun zu glänzen begannen.
    »Natürlich willst du. Warum frage ich eigentlich noch?«, meinte ich und meldete mich per Stummer Rede im Fressfass.
    »Bestellen Sie Ihr Essen etwa in Bunbas Fressfass«, fragte er kennerisch und schnupperte an seiner Kamra. »Das ist ein sehr gutes Lokal, in dem ich schon viel Zeit verbracht habe. Damals war ich noch so faul, dass ich die Bedienung habe sich nach dem Geld bücken lassen, das mir aus der Hosentasche gefallen war.«
    »Wirklich?«, fragte ich erstaunt. Ande Pu sah weder reich noch frisch verarmt aus.
    »Ach, Sir Max, Sie wissen über mich so wenig«, seufzte er und winkte ab. Dazu machte er ein Gesicht, das mich an den müden König Lear denken ließ. »Glauben Sie etwa, ich habe schon immer solche dummen Reportagen geschrieben? Von wegen! Mit kaum neunzig Jahren war ich bereits Pressesprecher am Königshof! Ich hatte meine Ausbildung gerade beendet und tolle Perspektiven. Aber irgendein Teufel hat mich geritten, mich mit dem Schreiberling eines hiesigen Boulevardblatts so offen wie mit einem Freund zu unterhalten. Am nächsten Tag ist der entsprechende Artikel erschienen. Das war mein Ende.«
    »Traurige Geschichte«, sagte ich mitleidig. »Aber so was passiert manchmal. Nimm es nicht so schwer, Ande. Jetzt hast du einen anständigen Beruf.«
    »Das ist doch kein Beruf, das ist bloße Scharlatanerie!«, brummte der gescheiterte Höfling traurig. »Ich muss für Leute schreiben, die sich von Silbe zu Silbe quälen - falls sie überhaupt lesen können. Und denken Sie, ich werde gut dafür bezahlt? Vergessen Sie's! Einen Hungerlohn bekomme ich dafür. Ich sollte ein echter Schriftsteller sein, nach Tascher fahren und all meine Feinde zu den Dunklen Magistern schicken.«
    »Warum ausgerechnet nach Tascher?«, fragte ich erstaunt.
    Von dieser sonnigen Stadt hatte Kapitän Gjata, dem ich das Leben gerettet hatte, so geschwärmt. Sir Juffin Halli hatte den armen Seemann auf tollkühne Art und Weise von seinem mit Perlmutt besetzten Gürtel - einem Meisterwerk des verrückten Magisters Chroper Moa - befreit, und ich war dabei gewesen, als das geschah. Es war eine komplizierte, lebensgefährliche Aktion, doch alle Beteiligten überlebten. Als Kapitän Gjata wieder zu sich kam, wollte er sich mir gegenüber für seine Rettung erkenntlich zeigen und verkündete, er werde so lange in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs bleiben, wie ich ihn brauchte.
    Ich versuchte ein paar Mal, ihm eine Aufgabe zu geben, aber der tapfere Mann aus Tascher pflegte immer zu sagen: »Das muss doch nicht sein.« Und ich muss offen gestehen: Er hat genau gewusst, was nötig ist.
    Der Kapitän hatte sich in Echo ganz gut eingelebt, war aber irgendwann in seine Heimat zurückgekehrt.
    Wann immer es möglich ist, nutze ich die Gelegenheit, etwas über Echo zu lernen. Darum hatte ich Gjata immer gern zugehört und wusste aus seinen Erzählungen, dass Tascher keine intellektuelle Hochburg war - eher das Gegenteil.
    »Ach, Sir Max, dort ist es immer warm«, meinte Ande

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