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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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warst eben kurz nach der Verabschiedung des Chrember-Gesetzbuchs zum letzten Mal hier. Ich dagegen habe das Lokal erst kürzlich entdeckt, gleich nach dem Erlass nämlich, der es den Köchen erlaubt, bei der Zubereitung ihrer Gerichte Magie achtzehnten Grades anzuwenden.«
    »Richtig! Das ist ja ein Gericht der alten Küche! Aber du übertreibst wie immer. Ich war vor vier Jahren das letzte Mal hier - und nicht vor 118 Jahren, wie du mir unterstellst. Doch ich probiere gern, was du mir empfohlen hast.«
    Schurfs Miene war so ernst, als sprächen wir darüber, welche Waffe uns das Leben retten konnte.
    Wir bekamen unsere Bestellung serviert. Die kleinen Piroggen wuchsen binnen Sekunden wie Popcorn, und Schürf lobte meine Empfehlung sehr. Nun war die Zeit reif, ohne Umschweife zur Sache zu kommen.
    »Ich bin heute Nacht dort gewesen«, sagte ich.
    Schürf hob fragend die Brauen.
    »Ich war in unserem gemeinsamen Traum«, erklärte ich. »Letzte Nacht habe ich im alten Zimmer von Sir Philo Melifaro geschlafen und im Traum den seltsamen Strand besucht, doch er war menschenleer. Das Einzige, worauf ich stieß, waren deine Spuren im Sand.«
    »Wie kommst du darauf, dass es ausgerechnet meine Spuren waren?«, fragte Sir Schürf kühl.
    »Das weiß ich nicht, aber ich bin mir da absolut sicher. Übrigens waren es keine Fuß-, sondern Sohlenspuren. Trägst du deine Schuhe etwa auch im Schlaf?«
    »Red keinen Unsinn. Ich hab im Bett nicht mal Strümpfe an, trage im Traum allerdings immer Schuhe. Du willst doch nicht behaupten, dass du in deinen Träumen barfuß unterwegs bist?«
    »Eigentlich nicht«, pflichtete ich ihm bei. »Aber dieser Traum ... Dieser Strand ist kein Traum. Er ist echt. Davon hab ich mich letzte Nacht endgültig überzeugt. Ich wüsste gern, in welcher Welt er sich befindet. Jedenfalls glaube ich, dass es dort keine anderen Menschen gibt. Weißt du, schon früher hab ich von menschenleeren Gegenden geträumt, mich dort aber nie unwohl gefühlt, weil mir klar war, dass es irgendwo Menschen gibt. Eigentlich war ich in solchen Träumen immer sehr glücklich. Und bis jetzt hab ich gedacht, der Strand meiner Träume zähle zu diesen angenehm menschenleeren Plätzen.«
    »Und diesen Eindruck hast du jetzt nicht mehr?«, fragte Lonely-Lokley ungerührt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab dir doch gerade gesagt, dass es den Strand tatsächlich gibt. Das ist keiner von den Träumen, die man beim Zähneputzen vergessen hat. Außerdem ist der Strand wirklich leer. Früher hab ich ihn gemocht, aber inzwischen ... Weißt du, ich bin nicht so seltsam gestrickt, nur das zu lieben, was für mich gefährlich ist. Ich möchte nicht, dass du dich dort herumtreibst, Schürf, aber ich glaube, das liegt nicht in deinem Ermessen.«
    »Stimmt. Ich fürchte, das hab ich nicht unter Kontrolle«, pflichtete er mir bei. »Und was hast du jetzt vor? Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du die Sache nicht auf sich beruhen lassen.«
    »Ich würde gern alles so lassen wie es ist«, seufzte ich. »Aber ich kann es nicht.«
    »Also habe ich Glück«, sagte Schürf leicht belustigt. »Du willst alles mit Sir Juffin besprechen, oder?«
    »Richtig - sofern du nichts dagegen hast. Und selbst wenn: Irgendwie haben all meine Probleme mit Juffin zu tun. Das ist wohl ein Naturgesetz. Und in der gegenwärtigen Lage bleibt mir nichts anderes übrig, als mit meinem Problem zu ihm zu gehen. Vielleicht weiß er eine Lösung für uns.«
    Schürf griff nach seiner winzigen Tasse Kamra, nahm einen Schluck und stellte sie vorsichtig wieder ab. Wie ihm solche Feinarbeit trotz seiner dicken Handschuhe gelang, würde ich wohl nie begreifen.
    »Vielleicht hat er eine Lösung - vielleicht auch nicht. Wie kommst du eigentlich darauf, ich hätte etwas dagegen, Sir Juffin einzuschalten?«, fragte Schürf trocken.
    »Das war nur so ein Gedanke. Schließlich hast du ein Recht auf Privatsphäre. Und weil ich die verletzen muss, bitte ich dich wenigstens darum, mir diesen Eingriff zu erlauben.«
    Schürf sah mich aufmerksam an. In seinen blauen Augen, die sonst eine enorme Ruhe ausstrahlten, funkelte eine Wut, die mir den Atem stocken ließ.
    »Ich bin kein gewöhnlicher Mensch! Ich bin der Schnitter des Lebensfadens! Der Tod im königlichen Dienst, wie du gern sagst! Und darum habe ich kein Recht auf Privatsphäre. Dieses Recht nämlich würde meinen Arbeitgeber - einen Geheimdienst immerhin! - teuer zu stehen kommen.«
    Mein Freund sah zu Boden und fuhr

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