Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
beschlossen, mitzukommen.«
»Alle? Das klingt interessant. Wie haben Sie diesen Mann eigentlich kennen gelernt?«
»Im Hafenviertel gibt es einen kleinen Platz. Dorthin gehen die Seeleute, die anheuern wollen, und die Kapitäne, die Matrosen suchen. Auch alte Seebären, die mit jüngeren Kollegen plaudern möchten, treffen sich dort. Ich ging auf den Platz, um einen weiteren Helfer einzustellen. In letzter Zeit hatte ich viel zu tun und suchte eine erfahrene, vertrauenswürdige Person. Als ich sah, dass sich eine Traube von Matrosen um einen Mann versammelt hatte, wollte ich wissen, worum es da ging. Wie die Sache endete, wissen Sie«, sagte Kapitän Gjata und hob ratlos die Arme.
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht weiter den Kopf«, sagte ich lächelnd. »Schlimm wäre es, wenn Sie erst jenseits der Insel Tjuto zur Besinnung gekommen wären. Wie heißt dieser begnadete Redner überhaupt?«
»Wenn ich das wüsste! Aber ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen, ihn danach zu fragen.«
Kapitän Gjata staunte nicht mehr über seinen Leichtsinn, sondern zürnte allmählich mit sich.
»Gehen Sie schlafen«, riet ich ihm. »Ende gut, alles gut. Und wissen Sie was? Am besten, Sie setzen morgen keinen Fuß vor die Tür. Vielleicht war das wirklich ein böser Geist, und wenn die Tobindona erst abgesegelt ist, können Sie machen, was Sie wollen. Wohin hat der Kapitän Sie eigentlich bestellt? Der Hafen ist schließlich ziemlich groß.«
»Ans Ende des rechten Hauptanlegers. Dort hat die Tobindona festgemacht.«
»Das finde ich bestimmt. Gute Nacht, Gjata. Und sollten Sie Ihre Pläne ändern, melden Sie sich bitte per Stummer Rede bei mir. Es gibt nichts Schlimmeres, als allein mit bösen Geistern zu ringen - das weiß ich aus Erfahrung.«
Der Kapitän verließ mein Büro, und ich versank in Gedanken. Zuerst schien mir, ich sollte die Tobindona sofort inspizieren, doch ich verwarf diesen Gedanken rasch, da ich fürchtete, mich im Hafen zu verlaufen. Mit Schiffen und der Seefahrt kenne ich mich nicht aus.
Für einen erfolgreichen Besuch im Hafen brauchte ich die Unterstützung von Kofa oder Melifaro. Vielleicht sollte ich das Ganze auch mit meinem Chef besprechen, der mich allerdings gebeten hatte, ihn bis zum Mittag nicht zu stören. Aber ich hatte ja Zeit bis zum Sonnenuntergang des nächsten Tages.
Ich ließ einen jungen Diener meinen Schreibtisch abräumen und staunte, wie schnell er das erledigte. Dann schob ich einen zweiten Stuhl heran, legte die Beine hoch und döste behaglich ein. Melifaros Lochimantel, den ich noch immer nicht gegen meinen Todesmantel gewechselt hatte, erwies sich trotz seiner schreienden Farbe als wunderbare Decke.
Als Sir Kofa mich weckte, war es noch dunkel.
»Wenn du schlafen willst, tu das in aller Ruhe zu Hause«,
brummte er. »Ich muss mir vieles durch den Kopf gehen lassen. Also verzieh dich.«
Natürlich blieb keine Zeit, ihm von Kapitän Gjata zu erzählen. Ich war so müde, dass ich nur mühsam einen Dank hervorbrachte. Dann schlich ich zur Fahrbereitschaft. Der Chauffeur staunte, denn schon lange hatte ich seine Dienste nicht mehr genutzt, doch in meiner Verfassung konnte ich mich unmöglich ans Steuer setzen.
Leider fuhr er mich an die falsche Adresse, setzte mich also nicht bei Techi, sondern vor meiner Wohnung ab, was mir allerdings erst auffiel, als er schon um die Ecke gebogen war.
Achselzuckend ergab ich mich in mein Schicksal und stolperte zum Armstrong und Ella, das zum Glück nicht weit entfernt lag - auch wenn ich im Gehen einzuschlafen drohte und mir der Weg eine Ewigkeit zu dauern schien.
Ich bin wirklich kindisch, dachte ich, als ich Techis Schlafzimmer betrat. Es ist doch egal, wo man schläft. Doch als ich mich in ihre warme Bettdecke wickelte, merkte ich den Unterschied.
Obwohl ich todmüde war, fand ich keinen Schlaf, sondern dachte die ganze Zeit an das Gespräch, das ich kürzlich mit ihr geführt hatte. Zu erfahren, dass sie Echo nicht verlassen darf, war keine angenehme Neuigkeit gewesen. Ich hatte seit längerem vor, Juffin um ein paar Sorgenfreie Tage zu bitten, damit wir nach Kettari reisen konnten. Ich wollte unbedingt mit ihr durch die Stadt gehen, ihr die vielen Brücken und Gärten zeigen und an dem Ufer flanieren, an dem es mir so gut gefallen hatte. Auch hoffte ich, mit ihr in die kleine Stadt in den Bergen zu fahren, die ich aus meinen Träumen kannte und die inzwischen Wirklichkeit geworden war. Wenn ich Machi Ainti - dem ehemaligen
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