Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
schlecht, wie gut es mir gelungen war, all das in Worte zu fassen.
»Wie interessant«, sagte Lojso Pondochwa. »Ich hatte noch nie eine Vorahnung. Deshalb kann ich kaum nachvollziehen, um was für ein Gefühl es sich da handeln mag.«
Endlich schob er seine Haare zur Seite und sah mich mit hellen Augen an. Sein Gesicht kam mir bekannt vor, und nach einigen Sekunden wusste ich, warum: Es war mein eigenes. Na ja, beinahe, denn Sir Lojso sah aus, wie ich in jungen Jahren gern ausgesehen hätte. Damals hatte ich geglaubt, eine kleine Nasenkorrektur, ein energischeres Kinn und eine etwas andere Augenfarbe könnten mir ein neues, viel aufregenderes Leben bescheren.
Diese Entdeckung schockierte mich, doch dann erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Juffin. Erst vor kurzem hatte er mir ausführlich von diesem seltsamen Mann berichtet. Zunächst hatten wir uns über Techi unterhalten, denn laut Juffin waren alle Kinder von Lojso Pondochwa Spiegel, Wesen also, die sich ihrem Gesprächspartner chamäleongleich anpassten. Er hatte damals gesagt, wenn er Techi im Gespräch mit mir sehe, glaube er an Persönlichkeitsspaltung. Dann hatte er hinzugefügt, der beste Spiegel sei Lojso Pondochwa gewesen. Noch nie war ich mit meinem Chef so sehr einer Meinung wie heute.
Aber ich verschwieg Lojso, dass ich seinen Trick durchschaut hatte. Außerdem hatte ich keine Lust, ein Gespräch über sein und damit auch mein Gesicht zu führen, sondern wollte die Gelegenheit nutzen, ihm tausend seltsame Fragen zu stellen.
»Leben Sie tatsächlich noch, oder sind Sie gestorben und melden sich nun aus Ihrer persönlichen Hölle zurück?«, wollte ich wissen und setzte mich zu ihm ins Gras.
»Darauf lässt sich vieles antworten. Interessiert es dich wirklich?«
»Und wie! Ich habe nicht jeden Tag Gelegenheit, an Geheimwissen zu kommen. Außerdem kann ich so endlich klären, in welchem Traum ich gelandet bin.«
»Du bist ein erstaunlich leichtsinniges Wesen«, sagte Lojso lächelnd. »Ich kann mir vorstellen, was dir der Mann aus Kettari schon alles über mich erzählt hat. Oder habe ich zu wenig Fantasie, um mir das auszumalen? Und dennoch setzt du dich neben mich und beginnst ein ganz normales Gespräch. Ist das Kühnheit, oder hat sich in letzter Zeit in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs eine neue Art von Dummheit breitgemacht?«
»Eher Letzteres ... obwohl - was soll's? Von Ihnen geht keine Gefahr aus. Im Moment jedenfalls nicht.«
»Schau an! Im Moment spürst du keine Gefahr, aber dem lässt sich abhelfen.«
Ich musste lächeln, denn Lojso Pondochwa kopierte meine Sprachmelodie und meine Gesten - genau wie seine Tochter. Was das anging, hatte mein Chef wirklich Recht gehabt. In meiner Beziehung mit Techi war das nur ein interessantes Detail, aber der strenge Blick, mit dem ihr Vater seine Mimikry begleitete, ließ mir den Atem stocken.
Die Lage entspannte sich aus einem einfachen Grund: Es wurde mit jeder Minute heißer. Die Temperatur bestätigte meine Vermutung, dass Lojso nur einen kurzen Ausflug aus der Hölle gemacht hatte.
»Schön und gut, aber ich würde jetzt gern aufwachen«, sagte ich und wischte mir erneut den Schweiß vom Gesicht. »Mir ist nämlich heiß, und wenn ich länger hierbleiben soll, muss ich mir einen Ventilator oder wenigstens ein Eis aus der Ritze zwischen den Welten angeln.«
»Es ist allenfalls warm, aber du bist noch nicht lange genug hier, um den Unterschied zu merken. Wenn du aufwachen willst, musst du einfach die Anhöhe verlassen. Es ist sehr leicht, Max, von mir wegzugehen«, sagte er sanft. »Ob du es glaubst oder nicht: Ich will mich ganz und gar nicht mit dir streiten. Du bist der Erste, der mich besucht, seit der schlaue Fuchs aus Kettari mich hierhergelockt hat.«
»Er hat mir erzählt, er habe Sie in eine verschwindende Welt gelockt, damit Sie mit dieser Welt vergehen. Offenbar ist das misslungen.«
»Wie du siehst, verschwindet niemand für immer aus Echo. Auch wir zwei befinden uns in einer vom Verschwinden bedrohten Welt, die aus den Jugendträumen einer Frau besteht - einer schrecklichen Ziege, unter uns gesagt. Im All gibt es viele Welten, die so entstanden sind. Sie existieren, solange ihre Schöpfer leben. Als mich Juffin hierherlockte, hatte sich diese Frau zu sterben entschlossen, und dazu war es auch höchste Zeit. Aber ich bin nicht mit dieser Welt verschwunden, denn Juffin hatte nicht damit gerechnet, dass ich Kraft genug hatte, das Sterben dieser Frau und ihrer Welt
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