Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
ich von einer anstrengenden Nachtschicht zurück.
Es gelang mir, erneut einzuschlafen. Diesmal hatte ich keine Träume, und das war auch besser. Bald aber weckte mich Techis sanfte Hand. Ich fühlte mich wunderbar erfrischt und hielt es für besser, ihr nichts von meinem Treffen mit ihrem unglaublichen Vater zu erzählen. Sie durfte auch nicht erfahren, dass ich ihr Kissen benutzt hatte, um in ihre Träume zu dringen. Sie musste ohnehin ihr Leben lang für ihren Vater büßen, und ich wollte ihr keine weiteren Probleme bereiten. Meine Geschichte war allein für Juffins Ohren bestimmt.
Aufmerksam blickte ich in Techis sanfte, etwas schläfrige Augen und lauschte auf meine zwei Herzen, die ganz gleichmäßig schlugen. Offenbar ahnte meine Freundin nicht, dass ich ihren Vater getroffen hatte.
Ich hielt mich an mein Versprechen, Juffin erst mittags zu wecken - egal, was passiert sein sollte.
Als ich mich per Stummer Rede bei ihm meldete, bestürmte ich ihn: »Ich muss dringend mit Ihnen zu Mittag essen, Sir.«
»Wirklich? Manchmal habe ich den Eindruck, du möchtest auf meine Kosten ein wenig sparen.«
»Nein, Sir, ich habe Ihnen einiges zu erzählen, und es ist wichtig.«
»Das habe ich mir schon gedacht - sonst hättest du dich sicher nicht mit Stummer Rede gequält. Ich bin seit ein paar Minuten im Fressfass. Komm dorthin.«
»Auch wenn es Ihnen merkwürdig vorkommt: Ich möchte Sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprechen. Ich habe so große Neuigkeiten, dass wir uns am besten im Büro treffen.«
»Unsinn, Max. Glaub mir, wir können uns auch im Fressfass problemlos über die größten Geheimnisse unterhalten.«
»Ich muss gehen«, sagte ich zu Techi. »Und ich fürchte, der Tag wird anstrengend. Vielleicht siehst du mich in ein paar Stunden wieder, vielleicht aber kehre ich erst in einem Jahr mit langem Bart zurück.«
Ich zog eine Grimasse, denn mir war Kapitän Gjata eingefallen. Auch seine Geschichte musste ich verfolgen.
»Das geht nicht so schnell«, sagte Techi. »Wenn du dich mit einer Haarpracht schmücken willst, die dir bis zur Taille reicht, musst du sehr viel länger verschwinden. Aber so einen Rauschebart würde ich dir nicht empfehlen.«
»Das will ich auch hoffen!«
Nachdem der von einem Geist besessene Lonely-Lokley meinen Wagen zerstört hatte, war ich in einem A-Mobil-
Geschäft gewesen, um mir ein neues Gefährt zu kaufen. Dort hatte mich die Auswahl so begeistert, dass ich mehrere Modelle erstanden und sie an verschiedenen Orten von Echo geparkt hatte. So war es für mich nun kein Problem, rasch an einen eigenen Wagen zu kommen, obwohl ich mich am Vortag mit dem Dienst-A-Mobil nach Hause hatte bringen lassen.
Zwar hatte ich mich daran gewöhnt, ein mächtiger Zauberer zu sein, aber mein Reichtum überraschte mich noch immer.
Im Fressfass wartete Sir Juffin an unserem Lieblingstisch auf mich.
»Du bist schnell wie immer«, sagte er unbeeindruckt mit auf die vor ihm stehende Tasse gerichtetem Blick. Dann sah er auf und lächelte listig. »Anscheinend willst du mir etwas Unglaubliches mitteilen. Ist Lojso Pondochwa auferstanden?«
»Sie wissen es also?«, fragte ich baff.
»Eigentlich sollte das ein Witz sein«, meinte Sir Juffin achselzuckend. »Und ich hoffe, dabei bleibt es auch.«
Ich erzählte ihm alles von dem Moment an, da ich mich entschieden hatte, das Kissen mit Techi zu teilen. Und als Krönung präsentierte ich ihm die Kratzwunden an den Händen.
»Warum hast du das Gras überhaupt angefasst?«, fragte mein Chef. »Um Beweise für mich zu haben?«
»Für so klug halten Sie mich sicher nicht«, entgegnete ich. »Im Traum hätte ich fast einen Hitzschlag erlitten und habe unwillkürlich nach dem Gras gegriffen, um nicht immer schneller den Hügel hinabzurollen. Wenn Sie wüssten, was dort für Temperaturen herrschen!«
»Das weiß ich«, sagte Juffin ruhig. »Ich war schon dort. Aber eigentlich freue ich mich, dass es Lojso Pondochwa gutgeht, denn ohne ihn wäre die Welt sehr langweilig. Was hast du für einen Eindruck von ihm?«
»Er hat mir gefallen«, sagte ich nachdenklich. »Natürlich weiß ich, dass es den echten Lojso nicht gibt und er seinen Gesprächspartnern stets in der Gestalt erscheint, in der sie sich am liebsten sehen. Und Sie haben Recht: Er weiß sich hervorragend an die Wünsche seines Gegenübers anzupassen. Aber wie ist er wirklich? Hatten Sie stets nur mit einer Kopie Ihrer selbst zu tun, oder hat er Ihnen sein wahres Gesicht
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