Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
werden kann, haben Ausrutscher während des Live-Auftritts für den Zauberer wenig Konsequenzen außer einem peinlichen Moment.
Um eine wirkungsvolle Illusion zu erzeugen, müssen der Spion und der Zauberer ähnliche Techniken anwenden. 60 Die Realität wird verschleiert, es werden plausible Umstände simuliert, um die wahren Absichten zu verbergen, und die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird eingelullt oder abgelenkt. Sowohl der Spion als auch der Zauberkünstler müssen ihren Trick sorgfältig vorbereiten, aufs Gründlichste üben und geschickt durchführen, um Erfolg zu haben.
Zauberkünstler planen ihre Auftritte, indem sie sich die Fragen stellen: »Wie sieht meine Bühne aus?« und »Wer sind meine
Zuschauer?« Mulholland lehrte, dass diese Fragestellungen folgendermaßen erweitert werden müssen: »Was für ein Ziel verfolge ich bei meinem Kunststück?« und »Wie kann ich den Trick durchführen, ohne mein Geheimnis zu verraten?« Erst wenn diese Fragen ausreichend beantwortet sind, kann man Bühne und Publikum korrekt einschätzen.
Für den Zauberkünstler ist die perfekte Illusion das höchste Ziel. Für den Spion ist die Illusion nur ein Mittel zum Zweck, um nämlich die Aufmerksamkeit von einem heimlichen Handgriff abzulenken. Wenn er Erfolg haben will, muss seine Illusion sowohl der direkten Beobachtung durch zufällige Augenzeugen standhalten als auch dem kritischen Blick professioneller Spione der Gegenseite. Typische heimliche Handlungen dieser Art wären der Austausch von Informationen, Geld o. Ä. zwischen Agent und Nachrichtendienst.
Wenn der Zauberer seine Bühne richtig manipuliert, glauben die Zuschauer eher ihren Augen als ihrem Verstand. Die Menschen haben eine fast unbegrenzte Fähigkeit zum Rationalisieren. Sie »wissen«, dass man Menschen nicht schweben lassen oder in der Mitte durchsägen kann, und doch scheint bei hinreichender Manipulation der Bühne genau das zu geschehen. Die CIA lernte, dieses Verhalten für Operationen zu nutzen, bei denen der Spion darauf angewiesen war, dass die Gegenseite visuelle Eindrücke ignorierte bzw. ihre Beobachtungen als harmlos einstufte. So könnte z. B. ein Mitarbeiter des Geheimdienstes sein Auto jeden Tag direkt vor seinem Haus parken, was auch die Beobachter der Gegenseite wahrnehmen. Sobald er für einen Agenten etwas in einem toten Briefkasten hinterlegt hat, wird das Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt. 61 Der Agent wird das umgeparkte Auto als Signal verstehen, während das feindliche Observationsteam der Sache keine weitere Bedeutung beimisst.
Die geplante Irreführung wird noch wirksamer, wenn man sie mit Tarnung und Illusionen kombiniert. Im Zweiten Weltkrieg setzte der Zauberkünstler Jasper Maskelyne seine Fähigkeiten, »das Auge zu täuschen«, ein, um die britischen Streitkräfte bei ihren Tarnmanövern zu unterstützen. 62 Aufblasbare Gummipanzer lenkten die Aufmerksamkeit des Feindes von den echten Panzern ab, die man mit Sperrholz tarnte, sodass sie wie Transportfahrzeuge wirkten. So konnte dann eine ganze Einheit von »Transportfahrzeugen« plötzlich ihre Sperrholzhüllen abwerfen und wie durch Zauberhand auf dem Schlachtfeld erscheinen!
Solche Aktionen kamen auch bei Täuschungsmanövern der Marine zum Einsatz. 1915 lockte man deutsche U-Boote durch sogenannte Q^boats an, die wie harmlose alte Dampfschiffe -und damit leichte Beute - aussahen. Sobald die U-Boote nah genug herangekommen waren, konnten sie abgeschossen werden. Diese U-Boot-Fallen waren mit Waffen bestückt, die man jedoch in mobilen Deckaufbauten oder in den Rettungsbooten versteckte. Die Marineuniform der Mannschaft wurde durch alte, gebrauchte Uniformen ersetzt und es erschien auch nicht die ganze Crew an Deck, sodass der Feind glaubte, es mit einem nur spärlich bemannten Schiff zu tun zu haben. Erst im letzten Moment schnappte die Falle zu, die Tarnaufbauten wurden entfernt und die massiven Geschütze enthüllt. 63
Diese erfolgreichen Täuschungsmanöver hatte die CIA im Sinn, als sie 1961 alte chinesische Dschunken in Hongkong aufkaufte, sie umbaute und mit Dieselmotoren, M2-Maschi-nengewehren und einer ganzen Batterie getarnter Bazookas ausstattete. Im Erscheinungsbild blieben die Schiffe jedoch unverändert. So patrouillierten sie vor der vietnamesischen Küste entlang der entmilitarisierten Zone und wenn es nötig wurde, konnten sie ihre Tarnaufbauten einfach abmontieren und sich mit hoher Geschwindigkeit entfernen. 64
Der
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