Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
Regierung nur 56 Seiten veröffentlicht werden. Von diesen 56 Seiten sind zwei Drittel lesbar, das restliche Drittel ist geschwärzt.« 57 Ein CIA-Historiker verfasste 2000 bis 2001 eine interne Geschichte des Technical Services Staff und bezog sich dabei auf das »Top Secret«-Handbuch von Mulholland. Allerdings wies er darauf hin, dass keine Exemplare erhalten seien.
Heute wissen wir, dass Mulholland im Rahmen seiner Verträge mit der CIA mindestens zwei illustrierte Handbücher anfertigte. Im ersten beschrieb und erklärte er diverse »Tricks«, vor allem Taschenspielerkunststücke, sowie Methoden, wie man ldeine Mengen von Flüssigkeiten, Pulvern oder Tabletten in Gegenwart argloser Personen verstecken, heimlich transportieren bzw. verabreichen konnte. Das zweite, wesentlich kürzere Buch enthüllte die Methoden, mit denen Zauberkünstler und ihre Assistenten sich miteinander zu verständigen vermögen, ohne dass das Publikum etwas bemerkt. Beide Handbücher waren recht allgemein abgefasst, sie schienen für keine speziellen Einsätze gedacht. Man weiß nur von einem erhaltenen Exemplar der Originalhandbücher.
Für Gottlieb und seine Nachfolger boten die Illusionstechniken der Zauberkünstler ein verlockendes Potenzial. Zusammen mit der »Magie« ihrer Technologien konnte man den heimlichen Transport von Materialien sowie die geheime Kommunikation entscheidend verbessern. Mulhollands Prinzipien der Zauberkunst deckten sich mit der handwerklichen Doktrin der CIA und in den folgenden Jahrzehnten lieferten talentierte Berater aus der Welt der Magie der CIA immer neue Tricks, mit denen sich geheime Operationen verbergen und verschleiern ließen. Viele Elemente des Zauberhandwerks finden sich in der Welt der Spionage wieder. Dabei geht es vor allem um Manipulation des Bühnenauftritts, Taschenspielertricks, Verkleidungen, Entfesselungskunststücke und Gegenstände, mit deren Hilfe sich andere verbergen lassen.
1. Manipulation des Bühnenauftritts und Irreführung des Publikums
Der Zauberkünstler sollte sich, immer genau der Methode bedienen, die unter den Umständen der jeweiligen Vorstellung die am besten geeignete ist.
John Mulholland
John Mulholland vermittelte den Agenten, dass ihr Erfolg darauf beruhte, dass sie - im Gegensatz zum Zauberkünstler - ihrem Gegenüber eben keinen Anlass zu der Annahme geben, dass sie ein falsches Spiel spielten. Die Täuschungsmanöver, die er ihnen erklärte, mittels derer sie Tabletten, Pulver und Flüssigkeiten verabreichen konnten, mussten heimlich durchgeführt werden, aber vor aller Leute Augen. Hätte jemand geahnt, was vor sich ging, wäre das Manöver sofort aufgeflogen und man hätte den Spion verhaftet. Dieses Bewusststein und das »Management« einer potenziell feindlichen Umgebung - das Publikum kann sich kulturell unterscheiden, es entzieht sich jeder Kontrolle und ist manchmal sogar unsichtbar - sind für den Spion genauso entscheidend wie seine Spezialausrüstung. Genauso, wie einem Zauberkünstler auf der Bühne Idar ist, dass die Ausführung eines Tricks eventuell keine wirksame Illusion bewirkt - es sei denn, er manipuliert die Bühne und das Publikum entsprechend.
Mulholland war ein Meister darin, Zauberkunststücke so durchzuführen, dass man auch bei Beobachtung aus allernächster Nähe nicht hinter den Trick kam. Er schärfte seinen CIA-Schülern ein: »Je mehr man vom Zauberer sehen kann, umso geringer seine Chance, etwas ungesehen zu tun. So würde man z. B. sehen, wenn der Künstler auf der Bühne einfach die Hand in die Tasche schiebt, aber wenn er ganz nahe an einer anderen Person steht, könnte er das Manöver ungesehen durchführen, weil seine Hand nicht mehr im Blickfeld des Publikums ist.« 58 Diese Art von Tricks war ideal für die Operationen, die die CIA im Sinn hatte, nämlich solche, die in allernächster Nähe zur Zielperson durchgeführt werden mussten.
Man richtet den Blickwinkel des Publikums so ein, dass der Trick des Zauberkünstlers durchgeführt werden kann, ohne geheime Ausrüstungsgegenstände oder Handgriffe sehen zu lassen. 59 Die ganze Szenerie, die Requisiten, die Beleuchtung, sogar eine Assistentin, die durch ihre Schönheit ablenkt, sollen dazu beitragen, die Illusion aufrechtzuerhalten. Für die Vorbereitung komplexer Illusionen muss also genügend Zeit eingeplant werden, um in unzähligen Proben die Ausführung zu perfektionieren. Im Gegensatz zur Spionagetätigkeit, wo schon ein einziger Fehler tödlich für den Spion
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