Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
Minox-Miniaturkamera »verschwinden« zu lassen, nachdem man heimlich ein Foto gemacht hatte. Die Lösung lag in einem Taschenspielertrick und einer Requisite des Zauberkünstlers. Für diesen Fall gut geeignet war ein schlichtes Gummiband, das im Ärmel verläuft und leicht unter Spannung steht, sodass man z. B. eine Münze von der ausgestreckten Hand verschwinden lassen kann - sie wird einfach in den Ärmel hochgezogen. Doch statt ein simples Gummiband zu verwenden, bedienten sich die CIA-Techniker des Mechanismus, wie er auch bei sich selbst aufrollenden Maßbändern verwendet wird. An die Stelle des Maßbands trat eine dünne schwarze Schnur, der Korpus wurde an einem Lederarmband befestigt. 79 Das andere Ende der Schnur wurde an der Minox befestigt und sobald das Foto geschossen war, musste der Agent sie nur wieder loslassen und die Kamera wurde automatisch nach innen in den Ärmel gezogen.
Solche Taschenspielertricks können eine heimliche Aktion auch noch in weniger direkter Weise unterstützen. So haben Under-cover-Agenten oft Schwierigkeiten, wenn sie sich in verdächtige Gruppen einschleusen sollen, die Fremden gegenüber automatisch misstrauisch sind.
Eine Lösung war ein schlichter Trick, der »magische Bieruntersetzer«, mit dem man die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die Zielperson »zu sich lenken« konnte. 80 Ein gefalteter Fünfzigdollarschein wurde in einen Heineken-Bieruntersetzer gesteckt, welchen man zunächst längs mit einer Rasierklinge geöffnet hatte, um ihn dann wieder zuzuldeben und mit einem Buch zu beschweren, damit er hinterher wieder richtig flach aussah. Der Agent erschien mehrere Abende hintereinander in derselben Bar und trank allein, während er langsam einen ganzen Stapel Heineken-Bieruntersetzer zerriss. Als ihn der Barkeeper irgendwann fragte, warum er das tat, antwortete der Agent: »Diese Werbemaßnahme ist nicht besonders bekannt, aber Heineken versteckt Fünfzigdollarscheine in unmarkierten Untersetzern.« Eine Stunde später schmuggelte er geschickt einen präparierten Untersetzer in den Stapel, der vor ihm lag. Wenn er diesen dann zerriss und den Geldschein »fand«, jubelte er laut und gab eine Runde aus. Und prompt sammelten sich die Zuschauer alle um ihn! So zog der Bieruntersetzer mit den fünfzig Dollar alle Aufmerksamkeit auf sich, doch die Wirksamkeit des Täuschungsmanövers hing allein von der Geschicklichkeit des Agenten ab.
3. Verkleidungen und Wechsel der Identität
Verkleidung ist nur ein Werkzeug ... Bevor man irgendein Werkzeug einsetzt, muss man das Täuschungsmanöver an sich, gut planen.
Tony Mendez, ehemaliger »Verkleidungskünstler« der CIA 81
Zauberkünstler setzen bei ihren Auftritten regelmäßig Doubles ein - eineiige Zwillinge, Verkleidungen oder anderes verfremdendes Zubehör -, um eine wirkungsvolle Illusion zu erzielen. Die Techniker der CIA, die sich mit dem Thema Tarnung befassten, bedienten sich der Fähigkeiten, die sie in Hollywood gelernt hatten, um eine Reihe effektiver Verldeidungslösungen zu entwickeln. Genauso wie bei den Verkleidungen, die auf der Bühne zum Einsatz kommen, muss die Tarnung nicht so detailliert ausgearbeitet werden, wenn die verldeidete Person nur kurze Zeit beobachtet wird. Zu solchen ldeineren Verkleidungen zählen Perücken, Brillen, Muttermale, Bärte, Zahnprothesen und bestimmte Kleidungsstücke.
Derartige Verkleidungen kamen zur Anwendung, wenn man sich mit einem Unbekannten traf, einem sogenannten walk-in, der um eine Unterredung mit »jemandem vom amerikanischen Nachrichtendienst« gebeten hatte. 82 In solchen Fällen bediente sich der CIA-Mitarbeiter einer leichten Verldeidung, um sich einen gewissen Schutz vor späterer Identifizierung durch Terroristen oder Gegenspione zu verschaffen. Doch wenn der Unbekannte wirldich nützliche Informationen zu haben schien oder sogar die Fähigkeiten mitbrachte, um als Spion zu arbeiten, dann musste seine Identität ebenfalls geschützt werden und in diesem Fall konnte eine leichte Verkleidung von Nutzen sein, wenn er sich nach dem Treffen entfernte.
In den späten 70er Jahren arbeitete der Hollywood-Visagist John Chambers mit den CIA-Technikern zusammen, um eine neue Generation von Masken zu schaffen, bei denen er dieselben Techniken anwendete wie bei dem Kassenschlager Planet der Affen P Bei seinen Masken wirkten die hinzugefügten Elemente im Gesicht so lebensecht, weil sie sich mitbewegten, wenn die Person sprach oder blinzelte. Mit solchen Masken konnte
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