Das einzige Kind
hatte seine eigene Mutter. Er hatte es mit keiner so lange ausgehalten, daß eine gemeinsame Wohnung jemals auch nur zur Sprache gekommen wäre. Aber seine Söhne liebte er.
»Mit mir und den Frauen? Dynamit, das kann ich dir sagen!«
Endlich wurde sein Bier gebracht. Billy T. malte Herzchen auf das beschlagene Glas.
»Ich kann Nervkram nicht ertragen«, fügte er hinzu.
»Nervkram?«
»Genau.«
»Was denn für Nervkram?«
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»Frauennervkram. Die Kannst-du-nicht-ein-bißchen-
Rücksicht-auf-mich-nehmen-Tour. Ich mache, wozu ich Lust habe. Wenn eine Frau mitmachen will, dann ist das spitze. Aber nach einer Weile wollen sie alle nicht mehr. Dann fängt der Nervkram an. Und das kann ich einfach nicht vertragen.«
»Sicher eine frühkindliche Verletzung.« Hanne lächelte.
»Sicher.«
»Aber du – warum …«
Sie verstummte und lächelte verlegen. Er sollte nie erfahren, was sie eigentlich hatte fragen wollen, denn nun kam ihm plötzlich eine Idee. Sein Blick ging ins Leere. Vielleicht um sich nicht weitere Erörterungen seines waidwunden Privatlebens anhören zu müssen, griff er noch einmal die letzten Auskünfte des Witwers auf.
»Was kann wohl aus den anderen Messern geworden sein?«
»Aus welchen …«
Sie verstummte, als ihr der Sinn dieser Frage aufging.
»Da haben angeblich noch drei oder vier andere
frischgeschliffene Messer herumgelegen. Da hast du recht. Ob der Mörder die mitgenommen haben kann?«
»Das ist natürlich möglich. Aber warum in aller Welt hätte er das tun sollen?«
Hanne starrte ihre Bierflasche an, aber das half ihr auch nicht weiter. Dann drehte sie sich um, weil der Anfang einer lauten Streitigkeit zu hören war. Zwei ziemlich mitgenommene Männer aus dem Park wollten herein. Der dunkelhaarige Kellner versuchte, ihnen das mit einem Höchstmaß an Takt und Höflichkeit auszureden, und wurde zum Dank mit blöden rassistischen Sprüchen überhäuft. Daran war er gewohnt. Er konnte die Kunden nach draußen bugsieren.
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»Ich glaube, ich weiß«, sagte Hanne plötzlich. »Wenn ich recht habe, dann können wir den Bereich, in dem wir suchen, wirklich eingrenzen.«
Sie klang eher nachdenklich als triumphierend. Sie schaute sich um und winkte noch einmal dem Kellner.
»Sagen Sie, meinen Sie, ich könnte mir kurz vier oder fünf Küchenmesser leihen? Nur für ein paar Minuten?«
Der Kellner machte ein überraschtes Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern und brachte vier große, abgewetzte Messer.
Hanne stand auf und legte die Messer rechts von Billy T. auf den Tisch.
»Nehmen wir an, sie hätten hier gelegen. Im Prinzip ist das egal. Jetzt setz dich so hin, als müßtest du dich auf etwas auf dem Tisch konzentrieren.«
Billy T. vertiefte sich in die Essensreste. Hanne trat hinter ihn, griff nach dem größten Messer, schwang es in weitem Boden nach hinten und simulierte dann eine Stummfilmbewegung gegen den Rücken ihres Kollegen.
»AU!«
Er fuhr herum und versuchte, die getroffene Stelle mit der linken Hand zu erreichen. Davon tat ihm die Schulter weh. Im Lokal war es sehr viel stiller geworden, und neugierige Gäste an den anderen Tischen starrten die beiden entsetzt an.
»Hast du das gesehen?« fragte Hanne eifrig und legte das Messer wieder weg. »Hast du gemerkt, was passiert ist? Als ich nach dem Messer gegriffen habe?«
»Aber sicher«, sagte Billy T. »Verdammt, sicher habe ich das gemerkt. Hanne, du bist ein Genie!«
»Das weiß ich selbst«, sagte die Hauptkommissarin zufrieden.
Aus purer Begeisterung bezahlte sie die ganze Rechnung, obwohl Billy T. mehr getrunken hatte.
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»Aber hör mal, Hanne«, sagte Billy T., als sie die Kneipe verlassen hatten, und blieb stehen. »Wenn dein Trick von eben etwas für sich hat, dann können wir doch sowohl den Liebhaber als auch diesen Hasle mit dem Führerschein vergessen.«
»Billy T.«, sagte Hanne Wilhelmsen, »auch wenn wir jetzt eine verdammt gute Theorie haben, dürfen wir uns keiner Möglichkeit verschließen. Wir verfolgen alle Spuren weiter. Das ist doch selbstverständlich.«
»Ja, sicher, Sherlock.« Billy T. grinste.
Und dann mußte er ihr einfach einen Kuß auf den Mund geben.
»Igitt«, sagte Hanne und wischte sich demonstrativ die Lippen ab.
Aber sie lächelte breit.
In einer ziemlich tristen Wohnung in einem noch tristeren Stadtteil saß ein äußerst verängstigter Autohändler und trank Bier. Die Flaschen standen vor ihm auf dem Tisch wie stumme Zinnsoldaten. Er ordnete sie zu einem
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