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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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bekannt, ein Jahressalär von bis zu vierzehn Millionen Euro erhielt, so frage ich gezielt: Was macht ein Mensch eigentlich mit so viel Geld? Er könnte doch allerlei Gutes bewirken. Manche werden sicherlich auch danach handeln, und Egoisten gibt es schließlich überall. Ob der clevere Schweizer besagte Moneten redlich verdiente, sie einfach erhielt oder sich kraft seines Amtes wie in einem Selbstbedienungsladen kurzerhand nahm, vermag ich nicht zu beurteilen. Dessen ungeachtet verkünde ich unverblümt, ja sogar mit fühlbarer Genugtuung, dass solche ichsüchtigen Charaktere in mir keinerlei Neid aufblühen lassen, ergo auch nicht die riesige Summe ihrer Penunzen (Wendelin Wiedeking von der Porsche AG konnte sogar auf stolze sechzig Millionen Euro Jahreseinkommen verweisen, was aber noch keine Obergrenze markiert, sofern die Politik keinen Riegel vorschiebt). Mir hingegen reicht wahrhaftig eine vergleichsweise winzige Kleinigkeit davon, um frohgemut durch den Tag zu wandeln. Dafür sei meinen lieben Eltern gerne noch posthum gedankt.
    Außerdem dürfte sich die wissenschaftlich belegte Erkenntnis herumgesprochen haben, dass es sich bei Führungskräften, namentlich in großen Höhen, fast immer und überall um „Menschen mit psychopathischer Tendenz“ handelt (Daniel Nettle), also Persönlichkeiten mit Neigung zu gestörtem oder widernatürlichem Gefühls- und Gemütsleben. Sie gebärden sich nach dem bewährten Grundsatz: je rücksichtloser, desto größer der Erfolg. Jedwede Verträglichkeit wäre kontraproduktiv.
    Solcherart Charaktereigenschaften empfinde ich jedenfalls als nicht erstrebenswert (wenngleich es offenbar auch sie geben muss).
    Hinzu kommt, dass man in jener Sphäre anscheinend weder irgendwelche moralische Skrupel noch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn vorfinden dürfte.
     
    Das unersättliche Streben nach finanziellem Reichtum ist für manche Zeitgenossen längst zum einzig heiligen Credo ernannt, gepriesen in aller Ewigkeit. Oder drängt sich hier klammheimlich der ketzerische Gedanke auf, dass in einer Gesellschaft, wo der Profit oftmals höher steht als der Mensch, das letzte Wort noch nicht gesprochen sein kann? Dies gilt erst recht, nachdem die Renditehaie und ihre Helfershelfer, vornehmlich Politiker, seit dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers sowie der rasanten Globalisierung aller Wirtschaftsbereiche triumphale Erfolge feiern.
    Fraglos stehen uns sowie den Nachfahren tiefgreifende Veränderungen noch bevor. Freilich nicht als Selbstläufer. Auch der traditionelle Segen des Papstes „urbi et orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) dürfte kaum reichen, um Humanität nachhaltig zu befördern. Man muss schon etwas dafür tun, jeder entsprechend seiner Möglichkeiten.
     
    Um die persönliche Wohlfahrt unserer höchst dotierten Akteure brauchen wir uns jedenfalls nicht zu sorgen. Es sind vielmehr die Armen und Schwachen, die als augenscheinlich Benachteiligte unserer Aufmerksamkeit und selbstlosen Fürsorge bedürfen. Ihre Zahl wächst ständig. Wer das leugnet, ist schlichtweg ein Ignorant, spürt nicht die zunehmende soziale Kälte im gelobten Vaterland. Zudem liegt die Vermutung nahe, dass maßgebliche Politiker die Sorgen und Ängste vieler Menschen wiederholt sträflich unterschätzen. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern echt besorgniserregend, weil man sich ohnedies manchmal schon fragen muss, wie lange es sich die Bedrängten noch gefallen lassen werden, dass man sie in unserem, ach so beweihräucherten Rechtsstaat oftmals mit Füßen tritt, während die Oberen vielfach mit Samthandschuhen angefasst werden. Mitunter vermag man sich doch des Eindrucks kaum noch zu erwehren, dass Kleinkriminelle oftmals eine schärfere Strafe erhalten als jene, die Millionen abzocken oder veruntreuen, beredte Zeichen einer teilweisen Klassenjustiz.
    Ich plädiere für eine konsequente Gleichbehandlung aller Bundesbürger. Das entspräche auch unserem Grundgesetz. Die Praxis sieht jedoch oftmals anders aus. Soziale Harmonie lässt sich nicht durch schöne Reden bewirken. Man muss sie bewusst gestalten. Augenscheinlich bleibt da noch ein gerüttelt Maß zu tun.
     
    Apropos Josef Ackermann und Leute seinesgleichen: Wer von uns würde das viele Moos nicht bereitwillig einheimsen, wenn er es denn problemlos könnte, egal mit welcher Absicht? Ergo frage ich: Sollte man über die jeweiligen Personen den Stab brechen oder die Verhältnisse ändern? Dies wiederum lässt sich nicht durch

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