Das Elbmonster (German Edition)
hatte ich schon mehrere Verträge für Lesungen außerhalb meiner altehrwürdigen Heimatstadt Meißen unter Dach und Fach. Unterdessen konnte ich auch eigens dafür einen befreundeten Musikus überzeugen, künftig gemeinsam mit mir aufzutreten, dem empfänglichen Publikum seine faszinierende Kunst zusätzlich darzubieten, damit das ohnehin reizvolle Unterfangen noch attraktiver werde. Doch mein schöner Traum erfuhr schon bald einen spürbaren Wandel hin zur bitteren Realität, denn die überaus beflügelnde Gunst des Schicksals zog schleunigst von dannen.
Sicher, es gibt unzählige Ereignisse, die wesentlich schlimmer sind als das soeben grob geschilderte. Aber das Leben widerfährt uns stets konkret. Was dem einen als nichtige Lappalie erscheint, kaum erwähnenswert begegnet, kann sich dem anderen zur mittleren oder großen Katastrophe ausweiten. Deshalb sind auch Pauschalurteile äußerst selten dienlich, meistens regelrecht falsch und daher nahezu unstatthaft, weil irreführend.
Es sei hier auch meine fast beiläufig gewonnene Erfahrung unverblümt kundgetan: Wahrscheinlich ist es meist leichter, ein Buch zu schreiben, als es gegenwärtig hierzulande erfolgreich zu vermarkten, sofern man auf sich allein gestellt bleibt. Autoren in spe, ihr seid gewarnt! Aber lasst euch trotzdem nicht entmutigen, zumal sich die Geschmäcke des Publikums ja ständig ändern!
Wer in besagter Branche noch keinen Namen hat, weder auf einschlägige Beziehungen vertrauen kann noch hinreichend über den schnöden Mammon verfügt, muss sich eben um eine besondere Qualität seines Produkts bemühen und obendrein auf den Beistand der Glücksgöttinnen Fortuna oder Tyche hoffen, es sei denn, er nennt ein ausgeprägtes Naturtalent schriftstellerischer Art sein Eigen. Aber wer besitzt sie schon, die geniale Fabulierkunst, wähnt sich dergestalt begnadet? Kurzum, ich zaudere oftmals sehr hartnäckig bei jedem Wort, welches ich im Reigen mit anderen nach meinem geistigen Bilde suche, damit es mir gefalle und der Sache diene. Wohl dem, der lockerer damit umzugehen vermag! Eine gewisse Nonchalance ist fast immer von Vorteil, kostet bestimmt weniger Aufwand und Nerven. Doch kann jemand einfach aus seiner Haut springen, festgefahrene Gewohnheiten mühelos abstreifen?
Darum sei hier meiner verehrten Leserschaft auch gleich zusätzlich verraten, dass ich im Sommer 2009 eine 560 Seiten umfassende sozialkritische Erzählung beim Shaker-Media-Verlag herausbrachte. Sie trug den Titel „Abels Orakel“. Doch beachtliche Erfolge konnte ich auch mit diesem Buch nicht erzielen. Finanziell gesehen war es unterm Strich sogar erneut ein deutliches Minusgeschäft. Mir fehlt anscheinend das nötige Geschick, meine Produkte gewinnträchtig anzupreisen. Und als Selbstläufer taugen sie offenbar nicht. Trotzdem empfinde ich das kaum als ein nennenswertes Hindernis, denn für unseren Lebensunterhalt reicht bisher die Rente. Klar würde ich unsere Kinder und Enkel auch mit Geld gerne unterstützen, und doch betrachte ich das Verfassen von Texten eher als ein verlockendes Hobby.
Meine bessere Hälfte schätzt den Sachverhalt allerdings ganz anders ein. Sie meint, ich solle doch die Schreiberei endlich aufgeben und stattdessen des Öfteren an die frische Luft gehen. Das würde meiner Gesundheit bestimmt mehr dienen, als stundenlang am Computer zu sitzen. Obwohl mir Stubenhockerei auch zuwider ist, bin ich meines Vorhabens wegen doch gewillt, sie mehr als üblich zu erdulden.
Ach, die edlen Damen! Erst bedrängt sie mich ungestüm, mir einen Laptop zu kaufen, und nachdem ich einigermaßen mit ihm umgehen kann, sollte ich lieber wieder die Finger von der Kiste lassen.
Nun, wie dem auch ist, in meinem Alter zankt man sich nicht mehr. Das wäre schlichtweg vertane Zeit, weil es sich doch gemeinhin um belanglose Dinge handelt. Insofern sind wir gut beraten, über allen Zweifel erhaben zu sein. Je früher, desto besser. Das schont unser Nervenkostüm. Schließlich wissen wir doch längst, dass Frauen nicht selten mit dem beeindruckenden Drang ausgestattet sind, über Probleme endlos zu reden. Männer hingegen wollen sie lösen, möglichst schnell abhaken. Darin verbirgt sich freilich ein gewaltiger Unterschied, indessen gleichermaßen eine besondere Verlockung jedweder Partnerschaft. Wir beide sagen uns jedenfalls offenherzig die Meinung und schweigen hinterher oder handeln nach eigenem Gutdünken. Böse Worte sind tabu, gegenseitige Beleidigungen verabscheut,
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