Das Elbmonster (German Edition)
auf einer gemeinsamen Reise durch mancherlei unvorhersehbare Höhen und Tiefen des Lebens! Und wo wir es vereint geschickt packen, wird es bestimmt lohnenswert für jeden, der standhaft mit uns wandelt.
Doch gemach, edle Freunde, bitte nichts überstürzen! Wir benötigen noch etwas Geduld, damit wir die lange und teils auch dornige Wegstrecke möglichst allesamt unversehrt überstehen. Je besser wir uns dafür gedanklich wappnen, desto leichter und ergiebiger wird unsere Route.
Es sei hier auch nicht verschwiegen, dass mich unter anderem ein langjähriger Bekannter, mein Skatfreund Uwe, während eines ausgiebigen Gesprächs unversehens aufhorchen ließ, als mir plötzlich klar wurde, dass er einzelne Aussagen meines vorangegangenen Buches völlig anders deutete, als ich es beabsichtigte, obwohl er vorgab, meine Publikation gründlich gelesen zu haben. Auch wenn sich der selbstgefällige Poltergeist stets aufs Neue lauthals in Szene setzt, was vermutlich allein ihm gefällt oder als Lebenselixier dient, muss ich doch anerkennen, dass er fraglos über einen überdurchschnittlich intelligenten Kopf verfügt, zudem auch sehr belesen ist und im Grunde genommen wohl doch den Prototypen eines Raubeins verkörpert. Sonach wurde mir postwendend bewusst, es kann nur an mir liegen, wenn er einiges unzutreffend auslegt, an meinem vielleicht teils unpräzisen Wortlaut, da ich ihm keinen vorsätzlichen Sarkasmus unterstellen möchte. Mithin ein Impuls extra, mich fortan noch behutsamer um eindeutige Ausführungen zu befleißigen. Dessen ungeachtet sehe ich mich dadurch nicht zwingend veranlasst, das sprachliche Niveau zu senken, weniger anspruchsvoll zu sein, auch, weil es mich immer wieder fasziniert, über welch ein phänomenales Vokabular wir verfügen. Das sagt einer, dem selbst im Alter von reichlichen elf Jahren der deutsche Wortschatz noch weitestgehend unbekannt war. Umso mehr bedauere ich zu vernehmen, wie leichtfertig wir dieses einzigartige Juwel seit geraumer Zeit aufs Spiel setzen. Ein geradezu barbarisch sündhaftes Vergehen an unserer einstig so unverwechselbaren Sprachkultur! Es geht mir nicht darum, diese Kostbarkeit zu vergöttern, denn sie ist kein Heiligtum, sondern Mittel zum Zweck. Gleichwohl sollten wir sie in Ehren halten, indem wir sie achten und behutsam nutzen. Aber das ist ein großes Areal, welches ich hier nicht tiefer beackern möchte, weil ich mir dabei allmählich vorkomme wie des Cervantes’ Don Quijote, der als Ritter von arg trauriger Gestalt vergebens gegen Windmühlen kämpfte.
Eigentlich müsste ich dem vorhin erwähnten, unentwegt krakeelenden Nörgelfritzen wegen seiner teils beleidigenden Äußerungen sogar böse sein. Allein das kann und will ich nicht, denn er sagt meist unverblümt, was er denkt. Und genau das gefällt mir an ihm. Da weiß man wenigstens, woran man ist. Auch wenn derartige Verhaltensweisen beim Adressaten zuweilen heftig auf der Seele brennen, wünschte man sich doch, dass sich alle Gesprächspartner so offenherzig aufführten, was freilich immerdar eine Fiktion bleiben dürfte. Häufig genug maskieren wir doch selbst unsere Worte und Sätze, um dahinter die wahren Gedanken und Absichten zu verbergen. Eigens deshalb erscheint uns ja der soeben kurz vorgestellte Mitbruder schon fast als ein Ausnahmecharakter. Sonach ist er im Grunde genommen ein guter Kerl, indessen manchmal schwer zu ertragen. Gleichwohl verabschieden wir uns nun wieder freundlichst von ihm, denn ich halte es für unwahrscheinlich, dass er uns in diesem Buch noch einmal über den Weg laufen wird (vielleicht in einer nächsten Erzählung).
Dagegen stehen die Namen von zwei anderen Männern wegen eines unerhört niederträchtigen Verbrechens jetzt auf einer überaus orakelhaften Liste und präsentieren sich dort auffallend stark unterstrichen sowie mit einem dicken Ausrufezeichen versehen. Das unselige Verzeichnis wurde von einem arg merkwürdigen Typen erstellt. Nennen wir ihn vorerst Anonymus, der Unbekannte. Ausschließlich er befindet darüber, welche Personen erfasst werden, ebenso über deren Reihenfolge, die er bereits mehrfach änderte. Es sind momentan genau ein Dutzend Individuen, darunter keine einzige Frau. Die Kardinalzahl versinnbildlicht für den besagten Herrn eine regelrecht magische Größe, die er unter keinen Umständen überschreiten möchte. Eher streicht er wieder jemanden von seinem fatalen Register, als dass er bereit wäre, seine „heilige Zwölf“, die für ihn
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