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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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moralische Appelle an die Vernunft der Bankiers bewirken, indem man sie heftig dazu auffordert, umzukehren und sich wieder auf die alten Werte des „ehrbaren Kaufmanns“ zu besinnen, wie es unser ehemaliger Bundespräsident Horst Köhler versuchte. Solche Verhaltensweisen sind längst passé (von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen). Dessen ungeachtet haben Geldinstitute nach wie vor in erster Linie dem Gemeinwohl zu dienen und nicht die maßlose Profitsucht der Aktionäre zu stillen. Ergo sollte man sie auch viel härter staatlich kontrollieren als das bisher geschah, denn es ist doch geradezu ein Skandal, falls nicht sogar direkter Betrug am Volke, wenn die Gewinne privat eingestrichen, Verluste hingegen vergesellschaftet werden. Und die Regierung spielt fleißig mit, stellt regelrecht die Weichen für derart fragwürdige Vorgehensweisen (auch wenn es inzwischen erste Ansätze zur Vergütungsbegrenzung für Bankvorstände gibt).
    Außerdem ist kaum noch zu verantworten, welch ungeheure Schuldenlast wir den kommenden Generationen aufbürden. Wird uns deren Schicksal zunehmend gleichgültig, solange das heutige Geschehen einigermaßen funktioniert?
    Ohnehin befällt mich ein starker Argwohn, wenn man uns partout glauben machen will, dem mündigen Bürger förmlich einredet, dass die seit Herbst 2008 weltweit grassierende Finanz- und Wirtschaftskrise allein durch „Systemfehler“ verursacht wurde oder gar nur der Unfähigkeit und Raubgier mancher Bosse des begehrten Mammons geschuldet sei. Dergestalt einfach ist das garantiert nicht. Ähnliche Zusammenhänge hat ein bedeutender deutscher Ökonom und Philosoph schon vor rund hundertfünfzig Jahren tiefer analysiert und selbst mögliche Folgen vorausgesagt. Marx ist zwar tot, aber sein Geist lebt!
     
    Übrigens: Warum ist denn Herr Köhler eigentlich von seinem Amt als Bundespräsident früher als erwartet zurückgetreten? Konnte er vielleicht bestimmte Dienste und Entscheidungen mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren? Sein übernächster Nachfolger, Joachim Gauck, berauscht sich doch regelrecht an derselben Funktion. So unterschiedlich sind bisweilen menschliche Eigenschaften. Möglicherweise gebührt beiden hohe Anerkennung.
     
    Was nun wieder in den Niederungen des Alltags mein spezielles Schicksal betrifft, so gehört es gottlob nicht zu meinen Lebensprinzipien, eilends die Segel zu streichen, wenn irgendwelche Schwierigkeiten auftreten. Probleme sind dazu da, dass man sie löst und nicht vor ihnen kapituliert, pflegten meine achtsamen Eltern zu sagen. Unbedacht werfe ich also die Flinte nicht ins Korn, wenngleich ich hier offen zugebe, dass ich streckenweise selbst hinter mir stehen oder mir gar im Nacken sitzen muss, um mich für ein bestimmtes Vorhaben schonungslos anzutreiben. Dahingegen fühle ich mich geradezu unglücklich, wenn ein Tag verstreicht und ich hernach beschämt feststelle, nichts Vernünftiges vollbracht zu haben. Das empfinde ich als sinnlos verschwendete Zeit, und ich komme mir ziemlich unnütz, ja fast überflüssig vor. Ob ein derart querköpfiges Verhalten immer angezeigt ist, sei dahingestellt. Ich bezweifle es zunehmend. Bei ernsthaftem Nachsinnen erscheint es mir eher töricht als klug. Aber solche Marotten gehören nun einmal zu meinen Eigenheiten, sind wohl nicht zuletzt auch ein bestimmtes Spiegelbild meiner andauernden Unvollkommenheit, auf die ich nicht unbedingt stolz bin. Doch warum sollte ich sie verschweigen, Ihnen vorenthalten, verehrte Leser, gar, wenn ich hierauf dezent preisgebe, dass wir uns dank solcher Äußerungen nun wieder allmählich Abel Kager nähern, der zuweilen mit ganz ähnlichen Charakterzügen aufwartet, wie ich sie soeben offenherzig äußerte, ohne dass er etwa mit mir identisch wäre. Nein, das ist er gewiss nicht. Es handelt sich vielmehr um einen überaus treuen Weggefährten, dem ich Außerordentliches zu verdanken habe. Wir sind zwar nicht blutsverwandt, aber infolge von schier unglaublich tragischen Geschehnissen seit unserem elften Lebensjahr aufs Engste miteinander verflochten. Das hatte ich bereits angedeutet.
    Im Unterschied zu mir verfügt er allerdings über eine nahezu teuflische Fähigkeit, welche ich während meiner kühnsten Fantasien nicht zu erreichen wagte, denn sie scheint der finstersten Hölle entliehen zu sein. Oder verkörpert sie womöglich doch nur eine bislang unerfindliche Kuriosität, seine absonderliche Veranlagung? Wir werden sehen. Begleiten Sie mich also mutig weiter

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