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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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Schlüssel?“ Lillys Augen hingen wie gebannt an Tills Lippen.
    „Jaaa“, sagte er grinsend und hielt den winzigen Gegenstand in die Höhe. Wahrscheinlich hätte er das nicht tun sollen, denn als Grindelwarz den Schlüssel sah, fing er geradewegs an zu heulen. Wie Rumpelstilzchen hüpfte er im Bannkreis auf und nieder und seine kleinen Äuglein sprühten zornige Funken.
    „Jetzt hat er gemerkt, woher der Wind weht! Wie lange noch bis Mitternacht?“, fragte Lilly bange.
    „Eine halbe Stunde. Komm wir packen derweilen unsere sieben Sachen zusammen! Sobald wir Alrick erlöst haben, verschwinden wir von hier!“ Er stand auf und begann die ausgebrannten Lichter einzusammeln. Als er am Kreis vorüberkam, hörte er, dass der Zwerg seine Beschimpfungen eingestellt hatte und stattdessen in einen immer wiederkehrenden Singsang verfallen war. Till achtete nicht darauf, bis Lilly plötzlich aufschrie und wie wild um sich schlug.
    „Igitt, igitt! Ratten!“, rief sie und stampfte mit den Füßen. „Sieh’ doch nur! Sie kommen von überall her!“
    Mit einem Satz war Lilly auf der Mauer. Sie wollte nicht zickig sein, aber als sich der Boden mehr und mehr mit quiekenden Ratten füllte, kroch eine Gänsehaut ihren Rücken hinauf.
    Till war sprachlos vor Staunen. Wie war das nur möglich? Woher kamen die auf einmal? Aus der Kanalisation? Unmöglich! Im Gegensatz zu Lilly ekelten ihn die fetten Viecher nicht. Viel zu oft hatte er sie am Hafen gesehen und er wusste, dass sie im Grunde feige Kreaturen waren. Er war sich fast sicher, dass der Zwerg die Ursache für ihr Erscheinen war und befürchtete, dass ihre flinken Füßchen den Bannkreis zerstören könnten. Mit zusammengepressten Lippen bahnte er sich einen Weg durch das Gewimmel, nicht ohne den einen oder anderen Rattenschwanz zu treffen. Unaufhörlich war sein Blick auf den Zwerg gerichtet und wahrhaftig wurde ihm klar, dass der bösartige Unhold die Tiere heraufbeschwor und leitete. Aber nicht der Bannkreis war sein Ziel. Nein, der schien auch für die Ratten unantastbar zu sein. Vielmehr hatte er es auf Alricks silberne Dose abgesehen, die er mit Sicherheit wiedererkannt und die seine Gier und seinen Hass erweckt hatte.
    Obgleich schon die gesamte Grotte mit wuselnden Ratten gefüllt war, purzelten und zappelten immer mehr aus allen Ecken und Ritzen hervor. Jetzt hatte eine besonders fette Alricks Dose erreicht und trug sie im Maul vor sich her. Gleich würde sie die Mauer erreichen, auf der Lilly noch immer bewegungslos mit bleichem Gesicht hockte. „Was in aller Welt machen die denn da?“, wunderte sich Till und versuchte näher zu treten. „Sie wollen tatsächlich übereinander klettern!“ Und plötzlich wurde ihm klar, dass der Zwerg vorhatte, die Dose in den Spalt bringen zu lassen. Schon sah er, wie sich der Fels weitete und die ersten Ratten darin verschwanden.
    „Lilly!“, rief er und seine Stimme überschlug sich vor Angst, da die Ratte mit Alrick den Spalt schon beinahe erreicht hatte. „Lilly, nimm ihnen Alrick weg!“
    „Nein, nein, du Ausgeburt der Hölle!“, tobte der Zwerg in seinem Kreis. „Er ist mein, du bekommst ihn nicht. Hast du den Schlüssel, kriegst du die Dose nicht! Lumpengesindel, Pöbel, Schmarotzer! Denkst, du kannst Huckeduûster Grindelwarz austricksen!“
    Till, der nicht weit weg vom Bannkreis war, platzte der Kragen. Kurz entschlossen drehte er sich um, zog den Spiegel aus seiner Jacke und hielt ihn dem Zwerg ein zweites Mal unmittelbar vors Gesicht. Im Licht der vier Kerzen erstarrte der Zwerg erneut und die magisch herbeigerufenen Ratten lösten sich eine nach der anderen auf. Lilly erhaschte die silberne Dose gerade noch rechtzeitig, bevor sie in der dunklen Masse des aufgestauten Wassers versank.
    Alles war wieder wie zuvor. Till vergewisserte sich, dass der Bannkreis unversehrt war, und würdigte den nun wieder tobenden Zwerg keines Blicks. Er schaute auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis Mitternacht.
    „Jetzt hätte ich nichts gegen eine Knacker einzuwenden“, sagte er zu Lilly und half ihr, von der Mauer zu steigen. „Ein-, zweimal abbeißen schaffen wir noch!“
    Erschöpft ließen sich die beiden auf ihre Jacken nieder und Lilly packte die Semmeln aus. Sie hatten Alricks silberne Dose nah zwischen sich gestellt, sodass ihm in den letzten Minuten kein Unheil mehr zustoßen könnte. Keiner von ihnen achtete auf den wütenden Zwerg, der nicht aufhörte, sie aufs Ärgste zu beschimpfen und wütend in seinem unsichtbaren

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