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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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sie es sich im dunkelsten Winkel des Stollens bequem gemacht hatten, hörten sie die Stimmen zweier Angestellter, die offensichtlich mit dem Kontrollgang begannen. Die beiden erledigten ihre Aufgabe gewissenhaft und leuchteten mit starken Taschenlampen in alle Ecken, sodass Lilly und Till, die dicht aneinander gekuschelt im Dunkeln hockten, kurz von ihrem Lichtschein gestreift wurden. Unbewusst stockte beiden der Atem, bis die Fußtritte nicht mehr zu hören waren.
    Die zeitlose Ewigkeit schien angebrochen zu sein. Till starrte mit weit aufgerissenen Augen in die undurchdringliche Dunkelheit. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild der blumengeschmückten Grabhügel und brannte sich schmerzlich in seine Seele. Seine Sinne waren aufs Äußerste gespannt. Es schien, als würde der Berg im Rhythmus seines Herzschlags pulsieren. Er glaubte das Geräusch jedes Tropfens zu hören, der unabhängig von Licht oder Schatten zu Boden fiel. Er spürte das Wachstum der Tropfsteine und die Kraft, mit der die Bäume ihre Wurzeln fest im feuchten Erdreich verankerten, um voller Dankbarkeit die lebenspendende Flüssigkeit aufzusaugen. „Unendlicher Zyklus von Leben und Tod, von Nehmen und Geben“, raunten die jahrtausendealten, schwarzen Felsen geheimnisvoll. Die kleinen Haare auf Tills Haut standen zu Berge und seine Nase sog die kalte, reine Luft prüfend ein, wie die Nüstern eines Raubtiers, das auf der Lauer liegt. „Bin ich wirklich? Oder bin ich ein Traum?“, schoss es ihm durch den Sinn. „Wenn ich einfach hier sitzen bleibe, dann werde ich ein Teil dieses Berges, ein Teil dieses Zyklus und aus mir würde irgendwann neues Leben wachsen! Nichts, was sich auf diesem Planeten befindet, vergeht für immer!“
    Lilly, die nichts von seinen schweren Gedanken und seiner neuen Erkenntnis ahnte, hatte sich vertrauensvoll an seine Seite gelehnt. Er hörte ihren gleichmäßigen Atem und spürte die Wärme ihres Körpers durch seine Jacke. „Wie nett von dir, meine Eltern als Engel zu bezeichnen“, flüsterte er leise.
    „Aber ja, daran glaube ich ganz, ganz fest!“
    „Komm! Ich denke, wir haben lange genug gewartet!“ Till war froh, dieses Thema nicht weiter verfolgen zu müssen. „Lass uns gehen, wir haben einen Elfen zu retten!“
    „Ja, lass uns lieber etwas tun. Die Dunkelheit bedrückt mich mehr, als ich zugeben möchte! Wie spät ist es eigentlich?“
    „Wir haben noch Zeit, es ist erst acht Uhr! Wie wäre es mit einer Privatführung, mein Fräulein?“
    „Nun ja, da uns der Weg sowieso an den wundersamsten Sehenswürdigkeiten vorbeiführt, habe ich nichts dagegen, ein wenig in die Bergwerksgeschichte eingewiesen zu werden.“
    „Dann bitte ich Sie, mir zu folgen. Haben Sie alles?“
    War es die unheimliche Dunkelheit oder die Aufregung vor ihrer Mission, die die beiden nur leise sprechen ließ?
    Vorsichtig, Schritt für Schritt tasteten sie sich über die unebenen Wege. Die Finsternis schien das Licht ihrer Lampen förmlich zu verschlucken, denn es reichte nicht weiter als ein oder zwei Meter. Entgegen ihrer sonstigen Art fasste Lilly Tills freie Hand.
    „Du bist dir doch mit dem Weg sicher, oder?“
    „Ja, glaub mir, man kann sich hier unten nicht wirklich verirren!“, antwortete er tapfer, obwohl er gerade überlegte, ob der Weg links oder rechts abbiegen würde. Sie brauchten beinahe eine Viertelstunde, bis sie die Quellgrotten wieder erreichten. Till erzählte Lilly, was er bei seinem Rundgang über die Minerale und Tropfsteine gelernt hatte. Dabei genossen sie den einzigartigen Anblick ihrer Lichtkegel auf den farbigen Sinterterrassen.
    „Jetzt noch den langen Stollen und dann sind wir schon fast am Ziel.“
    „Ich glaube, ich erinnere mich.“
    „Es ist nicht schwierig, es geht immer nur geradeaus. Zieh vorsichtshalber den Kopf ein, aber ich glaube nicht, dass du groß genug bist, um dich zu stoßen.“
    „Okay.“
    „Hier können wir nicht nebeneinander gehen“, sagte Till und bedauerte, Lillys Hand loslassen zu müssen. „Möchtest du vor oder hinter mir gehen?“
    „Wenn es dir nichts ausmacht, dann gehe ich vorne weg!“
    „Na dann los! Wir wollen lieber nicht noch mehr Zeit vergeuden. Wer weiß, wie lange es dauert, bis sich Grindelwarz zeigt.“
    Till hatte recht behalten. Das Laufen durch den Stollen stellte sich als relativ einfach heraus und wohlbehalten erreichten sie die Treppe, die zur untersten Sohle und in den Butterkeller führte.
    „Hier herum! Siehst du, das ist die

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