Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
diesen Strick losbekommen?“
„In meinem Stiefel steckt ein kleines Messer! Ich hatte es vorsichtshalber da hineingesteckt, konnte es aber nicht hervorholen, weil die Taurih ganze Arbeit geleistet haben. Und Zauberei wirkt hier drin auch nicht – sie scheinen das Gefängnis magisch gesichert zu haben. Findest du das Messer?“
„Ja, halt still, damit ich dich nicht schneide. Ich sehe so gut wie nichts!“ Vorsichtig durchschnitt Lilly den Strick um Alricks Hände.
„Lilly, schau mal, der Mann kommt wieder, und er hat Till gefangen!“, rief Flora leise von der Tür her.
„Was?!“
Wie von der Tarantel gestochen, sauste Lilly zum Verschlag und spähte durch den Türspalt. Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gerinnen. Der Elf hatte Till gefangen und während er ihn zum Verschlag schleppte, hielt er ein Messer an seine Kehle. Die Kinder erkannten, dass es Ilea war, der Elf, der sie zum Haus begleitet hatte.
„Wenn wir Glück haben, bringt er ihn herein!“, flüsterte Alrick, der sich seiner restlichen Fesseln entledigt hatte und sich die schmerzenden Gliedmaßen rieb. „Lilly und Flora, ihr versteckt euch hinter diesem Vorsprung und lasst euch nicht blicken! Ich mach das schon!“
Noch bevor Lilly ein Wort sagen konnte, hatte sich Alrick in der Dunkelheit hinter der Tür versteckt.
„Mach dich nicht so steif, nichtsnutziger Mensch, du! Um Ilea auszutricksen, muss man mehr Verstand haben, klar? Wolltest wohl mutig sein, und deinen Freund suchen, diesen Verräter und Königsanhänger? Na, diese Freude kann ich dir machen. Sollst ihn gleich wiedersehen! Hörst du ihn jammern? Kann sein, dass du ihn ein wenig ramponiert vorfindest. Na, ist nicht meine Schuld, dass er nicht geredet hat. Mal sehen, wie lange er das durchhält. Sollte mich nicht wundern, wenn er auspackt, sobald wir dich ein wenig bearbeiten. Und zappele nicht so, sonst muss ich gleich anfangen, dir wehzutun!“
Lilly hörte, wie sich die beiden dem Verschlag näherten. Jetzt öffnete der Taurih die Tür und stieß Till so grob hinein, dass der Junge stolperte und hinfiel. Er wollte eine Warnung ausrufen, aber die Stimme versagte ihm, so sehr hatte das Messer auf seine Kehle gedrückt. Till sprang auf die Beine und ballte die Fäuste, um sich zur Wehr zu setzen, da schnellte Alrick aus der Dunkelheit und versetzte dem Wächter einen kräftigen Schlag.
Ilea, der nicht auf einen Angriff gefasst war, taumelte. Er hatte noch immer das Messer in der Hand und als er sich gefangen hatte, stieß er heftig zu. Lilly hörte das grässliche Geräusch von reißendem Stoff und Alrick, der vor Schmerz aufstöhnte, während er den Gegner endgültig zu Boden zwang. Wutentbrannt sprang sie aus dem Versteck, griff sich einen Dreschflegel, der dort an der Wand lehnte, und schwang ihn bedrohlich über Ileas Kopf, doch der Taurih war bereits besiegt.
„Schnell Flora, lauf und hole ein brennendes Scheit, damit wir besser sehen können! Wir müssen ihn gut fesseln und knebeln“, riet Alrick.
Flora sauste davon und kam unmittelbar darauf mit einem brennenden Stock zurück. Während Alrick dem Taurih geschickt die eigenen Fesseln anlegte, krähte draußen im Elfendorf der Hahn.
„Wir müssen hier weg. Die Sonne geht auf und sie werden das Fehlen des Wächters bemerken, wenn sie auf ihre Terrassen treten!“
„Aber dein Arm! Du blutest wie verrückt! Wir müssen dich verbinden.“
„Nicht jetzt. Erst wenn wir in Sicherheit sind! Wo sind unsere Sachen?“
„Die haben wir unweit vom Bach im Gebüsch versteckt!“
„Das war wirklich klug von euch! Los jetzt, ich gehe voran! Till, wir nehmen die Mädchen zwischen uns!“
Alrick hatte recht behalten. Das Licht ließ sich nicht mehr aufhalten. Der Tag brach an und mit dem ersten Hahnenschrei waren auch die ersten Laute aus der Baumsiedlung zu hören.
Die Kinder rannten so schnell sie konnten und nutzten jede Deckung, die das Terrain ihnen bot. Schon hörten sie, wie jemand nach Ilea rief und als sich der Wächter nicht meldete, schwebten gleich mehrere Elfenkrieger vom Baumhaus auf die Lichtung, um nach dem Vermissten zu suchen.
Unbemerkt erreichten die Flüchtlinge das Versteck und fanden ihre Rucksäcke unversehrt. Alrick griff nach Teddy Brumms Schal, der lustig im Morgenwind flatterte und ihnen die richtige Richtung gewiesen hatte. „Kann ich den haben?“, fragte er Flora und drückte die Hand auf die Wunde am Arm, um die starke Blutung zu stillen.
„Aber ja! Oma Gertrude kann mir einen
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