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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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neuen stricken, wenn wir zurück sind.“ Lilly sprang hilfreich hinzu und legte den provisorischen Verband an.
    „Auweia, das sieht schlimm aus. Das tut bestimmt sehr weh!“, bedauerte Flora Alrick voller Mitgefühl. „Wenn ich beim Doktor lieb und tapfer bin, dann bekomme ich immer ein Geschenk.“
    Während Till das Dorf beobachtete und Lilly den Verband befestigte, zog Flora die kleine Pfeife hervor, die sie im Labor so bewundert hatte. Mit einem scheuen Blick auf die Schwester reichte sie Alrick das Instrument und freute sich über dessen Erstaunen, das nicht größer hätte sein können. Lilly schimpfte mit ihrer Schwester, weil sie die Pfeife einfach mitgenommen hatte, aber Till unterbrach ihren Redeschwall. Er hatte gesehen, wie die Taurih-Krieger die Verfolgung aufnahmen und rief: „Lauft um euer Leben!“
    Er schnappte die kleine „Diebin“ und warf sie sich kurzerhand über die Schulter. Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung. So schnell sie nur konnten, stürzten sie davon.
    Der Pfad war unwegsam und eng. Sie rutschten im feuchten Schlamm aus, stolperten über Wurzeln und fielen, standen auf und sprangen über umgestürzte Baumstämme, die ihre Flucht behinderten. Natürlich kam Till so beladen nicht gut voran und auch die anderen beiden waren schwach und wurden schnell müde. Endlich blieb Alrick schnaufend stehen und zeigte auf eine nahe gelegene Hügelspitze. Der Ärmel seines Gewandes war blutrot, ein Zeichen, dass der Schal keine gute Arbeit leistete.
    „Wenn wir die Spitze erreichen, dann sind wir vielleicht gerettet“, schnaufte er mit schmerzlich verzogenem Gesicht. Die Verfolger, die einfach über den unwegsamen Waldboden schwebten, kamen unaufhaltsam näher.
    Wut und Angst verdoppelte ihre Kräfte. Sollte ihre Mission schon hier enden? Nein! Niemals! Meter um Meter kämpften sie sich vorwärts. Endlich hatten sie den Hügel bezwungen. Die Bäume machten einer runden Lichtung Platz, auf der Till Flora vorsichtig niederließ. Alrick zog die goldene Pfeife hervor und begann, eine sanfte Melodie zu spielen. Die Augen der Kinder hingen erstaunt an seinem Gesicht, das von Schmerz und Müdigkeit gezeichnet war. Hatte das Leid seinen Verstand getrübt? Wie konnte er jetzt diese Flöte spielen?
    Unterhalb der Lichtung hörten die Kinder das Herannahen der Verfolger und die Angst griff nach ihnen mit eiskalten Händen. Die Sonne leuchtete rot über den Baumwipfeln und tauchte alles ringsum in flackerndes Zwielicht. Inmitten ihrer Strahlen stand Alrick hoch aufgerichtet wie ein Krieger und entlockte dem goldenen Instrument unbeirrt Ton um Ton. Es schien, als wäre der Hügel der Mittelpunkt der Erde und alle anderen Gefilde bedeutungslos. Mit jedem Klang und mit jeder neuen Melodie löste sich ein silbergrauer Nebelflügel aus dem Nichts und tanzte wundersam über die Lichtung. Erst langsam und lautlos, dann schneller und wilder, mit lautem Schlagen, und schließlich manifestierten sich die Umrisse gewaltiger Vögel aus dem silbrig, nebelgrauen Reigen. „Es ist gelungen!“, rief Alrick voll Freude. „Das sind die Nebelkrähen König Arindals! Hurtig, hurtig, schwingt euch auf ihre Rücken. Sie werden uns vor den Feinden davontragen!“
    Er schubste den zögernden Till auf den Rücken einer riesigen Krähe mit sanften, runden Vogelaugen und stieß die verdutzte Lilly auf eine andere. Mit Flora im unverletzten Arm schwang er sich behände auf den Rücken des Alphatieres und befahl den Vögeln gerade noch rechtzeitig, sich in den Himmel zu erheben. Die durchsichtigen Schwingen der Nebelkrähen streiften das Haar ihrer Verfolger, die wutentbrannt ihre Bögen anlegten. Sssit! Ein Pfeil sauste geradewegs neben Lilly ins Morgenrot, aber der Abstand zu ihren Feinden wurde mit jedem Flügelschlag größer.
    Längst hatten sie den Hügel hinter sich gelassen und glitten fast lautlos über die Baumwipfel des dichten Waldes. König Arindals Nebelkrähen trugen die erstaunten Menschenkinder aus der Reichweite ihrer Verfolger.



  VIII.  
Die Herrin der Quellen
    „Juchhu!“, jauchzte Flora. „Lilly! Till! Ist das nicht toll?“
    Flora saß sicher eingebettet zwischen Alricks Armen und kuschelte von Zeit zu Zeit ihr Gesicht in die samtig weichen Federn der Krähe.
    Ganz anders ging es ihrer Schwester, die sich mit bleichem Gesicht am Federkleid ihres Reittieres festklammerte und es tunlichst vermied, nach unten zu blicken. Till hielt sich tapfer, wagte aber nicht den Kopf zu drehen oder sich zu

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