Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
ist leicht zu erkennen. Aber nun lasst uns gehen. Die Zeit bis zum Sonnenaufgang ist knapp!“
Hohes Waldgras und weiches Moos dämpften die eiligen Schritte der Kinder, als sie im Schutz der hohen Bäume die Lichtung entlang rannten. Die Baumhäuser über ihnen waren in Schweigen und Dunkelheit gehüllt. Alle im Dorf schienen zu schlafen, bis auf einen Wächter, der in der Nähe einer kleinen Felsformation auf dem Waldboden saß und ein kleines Feuer am Brennen hielt. Die Kinder verbargen sich hinter einem Baumstumpf und beobachteten den Mann, der nichts anderes tat, als von Zeit zu Zeit einen Ast in die Flammen zu werfen.
„Was meint ihr, was er bewacht? Das ganze Dorf oder Alrick?“, flüsterte Lilly leise.
„Beides! Zum einen sind die Taurih misstrauisch gegenüber Fremden, und zum anderen ist dort im Fels ein Tor. Das könnte so eine Art Felsenkeller sein – und der eignet sich ausgezeichnet, um jemanden darin einzusperren!“
„Ja, jetzt sehe ich es auch! Denkst du, dass sie Alrick darin gefangen halten?“
„Ich fürchte schon“, sagte Till.
„Wahrscheinlich hast du recht. Vermutlich gibt es kein besseres Gefängnis hier.“
„Und nun?“
„Ich weiß auch nicht. Im Film würden sie dem Mann eins überziehen und fertig!“ Lilly zuckte mit den Schultern. „Aber das kommt für uns nicht infrage! Ist viel zu unsicher. Wenn wir nicht richtig treffen, schlägt er Alarm und treffen wir zu gut, dann ist er womöglich tot!“
„Was für ein grässlicher Gedanke!“, antwortete Till mit Schaudern.
„Was wir brauchen, ist eine gute List, um ihn von dort wegzulocken!“
Till überlegte einen Moment. „Okay! Dann geh’ ich dort hinüber ins Unterholz und raschle mit den Zweigen. Wenn wir Glück haben, geht er nachsehen. In dieser Zeit müsst ihr Alricks Tür öffnen und ihn befreien. Ich versuche, den Kerl abzuhängen und laufe dann zum Treffpunkt bei den Rucksäcken!“
„Du lieber Himmel! Das ist ja nicht gerade das, was man einen ausgeklügelten Plan nennt!“, sagte Lilly zweifelnd. „Und was, wenn Alrick gar nicht drin ist?“
„Keine Ahnung! Dann haben wir wenigstens etwas unternommen. Hast du eine bessere Idee?“
„Ehrlich gesagt, nein!“
„Na los, dann versuchen wir’s! Er rechnet nicht damit, dass wir kommen. Das könnte unser Vorteil sein!“
„Sei vorsichtig, Till! Wir gewinnen nichts, wenn er uns auch noch fängt!“
Während Till im großen Bogen um das Lager schlich, blieben Lilly und Flora hinter dem Baumstamm hocken und ließen kein Auge von dem Elfen, dessen Kopf von Zeit zu Zeit müde auf die Brust fiel. Ungeduldig warteten sie auf ein Zeichen von Till, denn am östlichen Horizont war bereits ein winziger Streifen hellen Lichtes zu bemerken. Bald würde die Sonne aufgehen und die Siedlung zu Leben erwachen.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, bemerkten die Kinder ein auffälliges Rascheln in den Zweigen am Waldrand. Till hatte sein Werk begonnen. Der Mann hatte das Rascheln offensichtlich bemerkt und lenkte seine Aufmerksamkeit in Tills Richtung, aber er war wohl zu müde, um aufzustehen. Till leistete ganze Arbeit und raschelte mal hier und mal da, aber erst, als er seine Aktivität hoch in die Wipfel der Bäume verlegte, wurde der Mann neugierig. Hatte er doch die ganze Zeit geglaubt, dass ein Tier dort sein Unwesen treibe, aber welches Tier konnte so hoch hinauf in die Baumspitzen klettern? Er machte Anstalten, aufzustehen und nachzusehen.
Lilly packte Floras Hand und drückte sie fest. Das sollte heißen: Pass auf, gleich laufen wir los! Der Mann nahm einen brennenden Scheit aus dem Feuer und begab sich zum Waldrand, wo das Rascheln bereits wieder an einer anderen Stelle zu hören war. Lilly und Flora verloren den Kerl aus den Augen, denn sie rannten nun ihrerseits in geduckter Haltung zum Felsverschlag, den sie Gott sei Dank offen vorfanden, und schlüpften hinein. Drinnen war es stockdunkel und muffig.
„Alrick?“, rief Flora leise. „Alrick, bist du hier?“
„Flora? Du meine Güte, wie kommt ihr denn hierher? Euch schickt der Himmel! Schnell, schnell, macht mich los!“
„Dazu müssten wir dich erst mal finden. Wo bist du denn?“
„Hier drüben, weiter links. Leise! Wo ist der Wächter?“
Lilly stolperte schließlich über Alricks Beine. Der Elf lag verschnürt wie ein Paket auf dem feuchten, eiskalten Fußboden.
„Till hat ihn abgelenkt. Der Taurih ist zum Waldrand gelaufen, um nachzusehen, was da so raschelt. Mist! Wie soll ich
Weitere Kostenlose Bücher