Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
Flora aufgeregt. „Wir haben die Wunde mit Teddy Brumms Schal verbunden, aber es hat nichts genutzt.“
Nun, nachdem sie sich in Sicherheit befanden und die Aufregung nachließ, konnte Flora die Tränen nicht länger zurückhalten. Schluchzend setzte sie sich auf Tills Schoß und beobachtete, wie die Fee Alricks Wunde säuberte und dann einen heilenden Kräuterverband anlegte. „Wird er wieder gesund?“, fragte sie ängstlich.
„Aber ja, mein Kind! Hab keine Angst! Alles, was er jetzt braucht, ist eine gute Suppe und Ruhe, aber ich glaube, das gilt für jeden von euch!“
„Oh, ja! Ich habe einen riesigen Hunger!“
„Nun dann, ans Werk, Gesellen!“, lachte sie und zeigte auf einen Korb, der daraufhin von selbst in den Gemüsegarten hinausschwebte.
Die sprachlosen Kinder folgten der alten Fee in den Garten und wurden dabei von einem großen Stück Schinken, einem Messer und dem kupfernen Wasserkessel überholt, der ganz von allein zur Quelle schwebte, sich bis zum Rand füllte, um sich dann an den eisernen Haken über die Feuerstelle zu hängen.
Till rieb sich die Augen. „Habt ihr das auch gesehen?“, fragte er und zuckte zurück, weil unmittelbar vor seinen Füßen zwei Feuersteine zusammenschlugen, bis die Funken das trockene Holz des Lagerfeuers entzündeten. „Ich glaube, ich träume!“
„Ja, zwick mich, damit ich aufwache!“, antwortete Lilly und wich geschickt einer Parade aus Karotten, Zwiebeln, Kohlrabi und Sellerie aus, die gefolgt von dem mit Kartoffeln gefüllten Körbchen aus dem Gemüsegarten herbei spaziert kamen.
Während die Kinder sich nicht zu rühren wagten, schnippelte das Messer in Windeseile alle Zutaten für die Suppe und jedes fertige Stückchen sprang von selbst in das sprudelnde Wasser hinein.
„Nun ist’s aber genug!“, sagte Tibana auf einmal streng. „Wir wollen unsere Gäste doch nicht ängstigen, oder?“ Lächelnd tippte sie mit dem Zauberstab in die Luft und sogleich erschien vor den staunenden Augen der Kinder eine Schar kleiner Kobolde, die sich vor Lachen auf die winzigen Schenkel schlugen.
„Ach, sind die süß!“, rief Flora und kniete sich sofort ins Gras, um sich einen der Wichte zu fangen.
Die bunte Schar stob kreischend auseinander, wurde abwechselnd sichtbar und unsichtbar und hatte offenkundig Spaß daran, das Mädchen zu necken.
„Das sind meine kleinen Helfer!“, sagte Tibana. „Heutzutage bin ich nicht mehr in der Lage, alle Dinge in Haus und Garten allein zu bewältigen.“
„Ach, wenn wir die mit nach Hause nehmen könnten!“, sinnierte Lilly. „Nie mehr Hausarbeit! Nie mehr Schulaufgaben!“
„Wir arbeiten nicht für andere!“, sagte einer der Kobolde mit feiner, hoher Stimme. „Und schon gar nicht für Menschen, die gesund und kräftig sind! Das hier ist unser Zuhause und wir tun das nur, weil ihr unsere Gäste seid!“
„Oh, entschuldige!“, sagte Lilly erschrocken. „Ich wollte dich nicht beleidigen! Wie ist denn dein Name?“
„Ich bin Tuck und das hier ist meine Frau Mirla. Das sind unsere Kinder Puck, Nelly, Tissy und Zack“, sagte der Kobold, nahm seine rote Zipfelmütze vom Kopf und machte eine formvollendete Verbeugung vor Lilly. „Freut uns, eure Bekanntschaft zu machen!“
„Wir heißen Flora, Till und Lilly. Die Freude ist ganz auf unserer Seite“, antwortete Lilly und ging lachend auf die vornehme Sprache des Koboldes ein.
„Wenn ihr wollt, dann schaut euch ein wenig um“, sagte Tibana. „Ihr habt noch Zeit, bis die Suppe gar ist. Zack wird euch rufen!“
„Gern!“, antworteten die Kinder und blinzelten in die helle Mittagssonne. Obwohl die Müdigkeit sie zu überwältigen drohte, waren sie neugierig darauf, die nähere Umgebung kennenzulernen, die in ihren staunenden Augen einem kleinen Paradies ähnelte. Welch herrlicher Friede ging von diesem Ort aus! Das Wasser der Quelle sammelte sich zu einem kleinen See, der so glasklar war, dass sich das Blau des Himmels darin widerspiegelte. Hier und da bildeten sich lustige Kringel, die verrieten, dass sich Leben unter seiner geheimnisvollen Oberfläche verbarg. Weiße, rote und gelbe Seerosen schmückten das Wasser und wetteiferten in Duft und Farbe mit den zahlreichen Schilfpflanzen und Blumen der angrenzenden Wiese. Bunte Insekten mit schimmernden, seidigen Flügeln gaukelten durch die Luft und erfüllten sie mit sanftem Summen.
Tibana hatte nahe der Hütte einen kleinen Gemüsegarten angelegt. Der Ertrag der fruchtbaren Erde reichte aus, um sie
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