Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
klopfte ihre erloschene Pfeife aus. „Jetzt wissen wir, was die Katastrophe herbeigeführt hat und gemeinsam werden wir nun nach einer Lösung suchen. Und damit ihr voller Hoffnung zur Ruhe gehen könnt, will ich euch sagen: Auch wir sind im Besitz zweier Tarnkappen, und wenn wir sie taktisch geschickt einsetzen, dann können sie uns sehr hilfreich sein!“
Unter Tibanas schützendem Zauberdach verbrachten die Freunde eine ruhige Nacht. Fröhlicher Vogelsang weckte Lilly beim ersten Morgengrauen und frohgemut beschloss sie, aufzustehen und auf eigene Faust einen Erkundungsgang zu unternehmen. Ringsum im Lager herrschte tiefe Ruhe, nur der Wachposten auf dem Stadtwall grüßte sie mit einem freundlichen Nicken. Lilly eilte zum Brunnen und wusch Hände und Gesicht. Hunger verspürte sie nicht. Das Einzige, was sie zu stillen wünschte, war ihre Neugier auf die Stadt der Wissenschaften. Die Dunkelheit der vergangenen Nacht hatte ihr den Blick auf Gassen und Gebäude verwehrt, sodass sie sich jetzt suchend umschaute. Welchen Weg sollte sie einschlagen? Überall versperrten ihr Steinhaufen und Ruinen den Blick. „Wenn ich eine Universitätsstadt bauen würde, wo würde ich die Hauptgebäude platzieren?“, sinnierte Lilly laut vor sich hin und erschrak, als sie eine unerwartete Antwort erhielt.
„Im Zentrum natürlich!“ Als sie sich erschrocken umschaute, stand Alrick grinsend hinter ihr. „Wollen wir gemeinsam gehen?“
„Ja gern, aber ich bin mir über die Richtung nicht im Klaren!“
„Nichts leichter als das! Wozu hast du denn einen Elfen zum Freund?“ Alricks grüne Augen blitzen schalkhaft, aber Lilly glaubte darin noch etwas anderes zu sehen, etwas, das ihr junges Herz auf seltsame Art zum Klopfen brachte. „Wir sind doch Freunde?“, neckte er weiter. „Auch wenn du mich aus deinem Zimmer verbannt hast.“
Lilly musste lachen. „Ja, du warst zwar klein und niedlich anzusehen auf deiner ‚Zuckerdose‘, aber etwas in mir hat mich gewarnt.“
Sie ergriff die dargereichte Hand und drückte sie fest. Wie froh war sie, dass Alrick gerettet war. Der Elf verstreute etwas Zauberpulver, umfasste freundschaftlich ihre Schulter und schon schwebten die beiden kerzengerade in die Höhe, so hoch, dass sie ringsum über die Dächer Ausschau halten konnten. So weit ihr Blick reichte, verliefen die Wege sternenförmig, immer dem Zentrum entgegen, wo ein kolossaler Gebäudekomplex ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Universität! Sie hätte sich also gar nicht verlaufen können.
„Das gefällt mir!“, rief Lilly und klammerte sich fest an den Freund, der vorsichtig mit ihr über die Häuser glitt.
„Die Universität war das Herz dieser Stadt. Alle Wege führten dorthin. Wie die Adern eines Organismus, der ohne Herz nicht leben kann. Wir müssen jetzt runter. Leider ist unsere Flugkunst nicht für längere Strecken geeignet. Aber es ist ja auch nicht mehr weit.“
Vorsichtig kletterten sie über umgestürzte Steine und loses Mauerwerk, das ihnen hier und da den Weg versperrte. Plötzlich jedoch endete die Gasse und gab den Blick auf einen großen, gepflasterten Platz frei, in dessen Kern sich das gigantische Universitätsgebäude befand. Im Gegensatz zu den anderen Bauwerken war es vollkommen unversehrt. Ja, man hatte sogar den Eindruck, dass sich jemand darum kümmerte, denn vor dem gewaltigen Eingangstor aus Eichenholz standen Kübel mit blühenden Pflanzen und ein Springbrunnen verbreitete eine angenehme Atmosphäre. Rechts und links neben dem großen Tor waren zwei übermannshohe Statuen in den weißen Sandstein gehauen.
„Das sind die Gründer der Universität. Eskilla und Nereus. Die Legende sagt, dass sie nicht nur die Wissenschaften teilten.“
„Sieh nur, auf Eskillas Kleid sind lauter Sterne und Planeten und sie hat ein Teleskop!“
„Ja und Nereus hält Pinsel und Palette. Er war ein Künstler. Siehst du, sein Umhang wird von Noten gesäumt. Die beiden haben die klügsten Männer und Frauen des Feen- und Elfenreiches hierher eingeladen und wer wollte, der konnte ihren Vorlesungen folgen. Daraus ist nach und nach die Universität entstanden. Oh, wie gern hätte ich hier mein Flötenspiel vervollkommnet! Wir wollen mal sehen, ob die Tür offen ist.“ Alrick zog an der großen eisernen Klinke, aber das Tor gab nicht nach. „Scheint verschlossen zu sein“, meinte er enttäuscht. „Wir sollten weiterlaufen. Es gibt sicher noch mehr Eingänge.“
Staunend über die schöne Fassade und die
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