Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
sagen. „Wir werden es uns gemütlich machen. Nun seid so freundlich und zeigt mir den Weg ins Labor. Ich benötige einige Geräte und Zutaten für den Zauber. Lilly, das willst du dir doch sicherlich nicht entgehen lassen?“
Keiner wollte das und vor allem wollte keiner in dem schmutzigen Schlafraum bleiben, also folgten sie Chrysius und Tibana. Der Weg führte direkt an der Bibliothek vorbei, in den hintersten Winkel des Gebäudes. Noch bevor sie die Tür erreichten, drehte der Alte sich um und ging zurück.
„Aber will er uns denn die Tür nicht aufmachen?“, fragte Lilly genau in dem Moment als Tibana sie selbst öffnete.
„Dann warst du also schon einmal hier!“
„Oh, ja! Viele, viele Male, mein Kind! Und es war die aufregendste Zeit meines Lebens. So gut wie alles, was ich heute weiß, habe ich hier gelernt, oder wenigstens die Grundlagen dafür.“ Das Erste, was Tibana tat, war, mit dem Zauberstab ein lustig flackerndes Feuer im Kamin zu entfachen, denn der Raum war kalt und etwas feucht. Dann öffnete sie die Fenster einen Spalt, sodass die frische Luft die alte, nach merkwürdigen Kräutern und sonstigen Zutaten riechende Luft verdrängte. Mit der Luft kam auch Licht herein und die staunenden Kinder sahen sich um.
„Feuer ist ein unerlässliches Werkzeug beim Weben von Zaubern!“, sagte Tibana zu Lilly. „Deshalb steht der Arbeitstisch auch so nah am Kamin.“
Das Labor erinnerte die Kinder an Oma Gertrudes Gewölbekeller. Auch dort gab es viele Regale, nur, dass sie im Gegenteil zu diesen mit leckeren Dingen wie Marmelade und Eingewecktem gefüllt waren. Hier gab es hunderte von Gläsern, die fein säuberlich nach dem Verwendungszweck beschriftet in die Regale geräumt waren. Die meisten von ihnen enthielten Kräuter, aber es gab auch welche mit merkwürdigen Dingen wie getrockneten Fischschuppen, Krötenhaut, Fliegen, Spinnen und Hühnerbeinen.
Genau wie in der Bibliothek war alles penibel sauber gehalten – ein Zeichen dafür, dass der Raum häufig von Chrysius benutzt wurde. Lilly entdeckte einige sehr alte Bücher mit Zaubersprüchen in der Menschensprache und machte es sich in einem alten bequemen Lehnstuhl gemütlich. Offensichtlich hatte sie nicht den Wunsch, diesen Ort jemals wieder zu verlassen. Till, Flora und Alrick sahen sich an und zuckten die Schultern. Dagegen war wohl nichts zu machen. Da keiner von ihnen hier bleiben wollte, gingen sie hinaus und streiften über das Gelände. Sie trafen Chrysius in einiger Entfernung vom Campus bei der Gartenarbeit und gingen dem alten Mann zur Hand.
Weder Lilly noch Tibana erschienen zum Mittagessen. Flora, Till und Alrick hatten mit Chrysius‘ Hilfe eine leckere Suppe gekocht und brachten sie ihnen ins Labor, doch als sie Tibana und Lilly am Abend zum Essen riefen, standen ihre Suppenschalen immer noch vollkommen unberührt auf einem Tisch.
„Es macht keinen Sinn, liebe Patentante, wenn du an deinen Kräften Raubbau treibst!“, sagte Alrick besorgt. „Bitte komm und iss mit uns zu Abend. Sobald Flora im Bett ist, will ich dir zur Hand gehen!“
Nur ungern willigte die alte Fee ein, aber bei aller Zauberei forderte auch der Körper sein Recht.
„Ich bin nicht recht zufrieden mit dem, was ich tue“, sagte Tibana und nahm am Feuer Platz. „Irgendetwas Wichtiges habe ich vergessen oder nicht bedacht und es will und will mir nicht einfallen!“
Chrysius reichte ihr eine Schale Kräutertee, frisch gebackenes Brot und Käse von seiner Ziege. „Manche Dinge müssen reifen!“, sagte er. „Esst und trinkt und ruht ein wenig. Dann wird es euch schon einfallen.“
„Vielen Dank!“, antwortete Tibana und verspeiste alles mit Appetit.
„Bevor ich schlafen gehe, möchte ich dir noch zeigen, wie wir in Herrn Chrysius’ Garten geholfen haben!“, sagte Flora mit vollen Backen. „Till hat den Zaun für seine Ziegen repariert und Alrick und ich haben den Kräutergarten gejätet und gegossen.“
„Wie lieb von euch! Dann wollen wir uns das mal ansehen! Ein bisschen frische Luft kann nicht schaden. Danach geht’s aber ab ins Bett!“
Gemeinsam wanderten sie durch Chrysius’ Garten, der in der feuchten Abendluft fein nach Kräutern und Blumen duftete. Flora sauste durchs Gelände und stand auf einmal mit einem Sträußchen vor Tibana.
„Und die hier habe ich für dich gepflückt!“
Dankbar nahm die alte Fee die Blumen entgegen und urplötzlich huschte ein Licht über ihr faltiges Gesicht. Sie schnappte die Kleine und drückte
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