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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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rufen!“
    Schlaftrunken taumelten die Freunde hinter der alten Fee zum Brunnen und benetzten erst einmal ihre müden Gesichter mit dem klaren Nass. Ganz wie damals beim See hatte Tibana bereits Vorkehrungen getroffen und Kerzen und Blumen auf den Brunnenrand gestellt. Das vorbereitete Zauberelixier bewahrte sie in einem irdenen Krug auf, der mit einem sauberen Tuch abgedeckt war. Obwohl die alte Fee müde sein musste, ging ein strahlendes Leuchten von ihrem Gesicht aus, sodass es den Freunden ganz feierlich zumute wurde.
    Tibana zündete die Kerzen an und warf eine Handvoll Blüten auf die bewegungslose Wasseroberfläche. Dann fassten alle einander bei den Händen. „Herrin der Quellen, wir sind gekommen, weil wir deiner Hilfe bedürfen!“, sagte die Fee mit würdevoller Stimme. Nach einer Weile wiederholte sie ihre Worte und die anderen stimmten mit ein. Der Morgen graute über dem Stadtwall und die ersten Vögel erhoben ihre Stimmen um den neuen Tag zu begrüßen.
    „Herrin der Quellen, wir sind gekommen, weil wir deiner Hilfe bedürfen!“
    Lilly strengte ihre Augen an. Täuschte sie sich oder bildete sich da ein kleiner Regenbogen über dem Wasser? Kein Zweifel! Die Farben nahmen mit jeder Sekunde an Intensität zu und schillerten in allen erdenklichen Variationen.
    „Sie kommt!“, flüsterte Till und im nächsten Augenblick erschien das zarte Gesicht der Herrin der Quellen im Spiegel des Wassers.
    „Seid gegrüßt, meine lieben Freunde!“, sagte sie und lächelte in die Runde. „Till Menschenkind, pass gut auf deinen Stein auf. Du wirst ihn bald brauchen! Lilly Sternensucherin, es gefällt mir, mit welchem Eifer du dich den Studien widmest. Wir werden uns noch öfter sehen. Alrick Flötenspieler, schön, dass es dir besser geht.“
    Sie blickte lange in seine Augen und dann kurz zu Lilly zurück. „Warum nicht?“, sagte sie dann. „Auf diese Weise können die Welten zusammenrücken! Wo ist das kleine Mädchen, das ihr Flora nennt?“
    „Sie schläft noch, Herrin!“
    „Bitte gib ihr dies von mir!“ Sie reichte Lilly eine zarte Kette mit einem kristallklaren Stein. Wenn man den Kristall ganz nah an die Augen hielt, konnte man bis in die Tiefen des Ozeans blicken. „Und nun zu dir, Tibana, meine treue Dienerin. Ich kenne dein Begehr. Du hast gute Arbeit geleistet und ich will deiner Bitte entsprechen, denn ihr seid auf dem richtigen Weg! Bitte reiche mir den Krug!“
    Das Spiegelbild griff nach dem Gefäß und zog ihn zu sich unter die Oberfläche des Wassers, das mit einem Mal sprudelte und wallte, als würde es sieden. Dann bildete sich ein reißender Strudel, in dessen Zentrum man bis auf den trockenen Grund des Brunnens schauen konnte. Ein Blitz zuckte über den Himmel und traf das unten stehende Gefäß mit Wucht. Nebel stieg aus der Tiefe empor und das Wasser beruhigte sich wieder. Auf seiner Oberfläche schwamm eine hellblaue, kristallklare Schatulle mit Schließen aus Seesternen und Muscheln als Zierde. Der Zauber war gelungen! Ehrfurchtsvoll betrachteten die Freunde das Schutzbehältnis und trugen es zum Haus zurück.

    Floras Enttäuschung, nicht dabei gewesen zu sein, löste sich beim Erhalt der Kette in Wohlgefallen auf. Immer und immer wieder hielt sie den Stein an die Augen und konnte sich nicht an den Schönheiten des Wassers satt sehen. Nun gab es kein Halten mehr. Schnell waren die wenigen Sachen gepackt und die kleine Gesellschaft reisefertig.
    „Wir liegen gut in der Zeit. Wenn wir in der Festung ebenso viel Glück haben wie hier, dann sollte unser Plan gelingen!“
    Herzlich verabschiedeten sie sich von Chrysius, der ihren Proviant um einiges vermehrt hatte. Er schickte ihnen alle guten Wünsche mit auf ihren Weg und nahm ihnen das Versprechen der Wiederkehr ab.
    Diesmal zweifelte niemand daran, dass Alrick die Nebelkrähen rufen könnte. Kaum hatte er die goldene Pfeife an die Lippen gelegt, hörte man das Schlagen ihrer Schwingen.
    Der Himmel war bewölkt und es war schwer, die richtige Richtung beizubehalten, aber Till, der seinen Stein Metâbor fest in der Hand hielt, wich keinen Meter vom Ziel ab. Als die Nacht schon beinahe hereingebrochen war, sahen sie in der Ferne die Lichter der Festung. Wohlbehalten hatten sie ihr Ziel erreicht.

  X.  
Die Festung

    Nun galt es, eine sichere Unterkunft zu finden. Lautlos glitten die Krähen über die Wipfel der Bäume, bis Tibana ihnen ein Zeichen gab. Sie hatte einen verlassenen Waldelfenhof gesichtet, der für ihre Zwecke gut

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