Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
sie an ihr Herz.
„Flora, mein Kind, du hast mir sooo geholfen. Zeige mir, wo du diese Blume gefunden hast! Sie ist es, die mir noch für den Zauber fehlte.“
Aufgeregt folgten sie Flora in die äußerste Ecke des Gartens, kletterten über die halb bewachsenen Steine eines eingefallenen Pavillons und fanden schließlich dort zwischen den Steinen die geheimnisvolle Blume.
„Eisenwurz heißt sie!“, sagte Tibana. „Der Extrakt ihrer Wurzeln mit den anderen Zutaten zusammen wird meinen Zauber härten und undurchlässig machen!“ Vorsichtig löste die alte Fee ein paar Wurzeln aus der Erde. „Nur nicht zu viel, sonst wächst sie nicht nach!“, sagte sie. „Nun könnt ihr beruhigt schlafen gehen, während ich ins Labor zurückkehre!“
„Ich will aber nicht bei den Spinnen und Fliegen schlafen!“, sagte Flora weinerlich. „Ich habe Angst, dass sie mir über das Gesicht krabbeln.“
„Du hast mir geholfen, nun helfe ich dir!“, sagte die Fee und führte die Kinder zum Schlafraum zurück. Geheimnisvoll zückte sie ihren Zauberstab und flüsterte ein paar Feenworte. Bunte Zauberfunken gleißten durch den Raum, und was immer sie berührten, erwachte auf einmal zum Leben.
Ein Besen und ein Staubwedel tanzten wie Wirbelwinde durch den Raum und kehrten den Staub und die Spinnweben zum Tor hinaus. Wie von Geisterhand öffneten sich die Fenster, worauf Bettdecken, Kopfkissen und Matratzen hinausstürmten, sich ordentlich ausklopften und blütenrein wieder an ihren Platz zurückkehrten. Die Gardinen spülten sich selbst in einer Wanne mit duftendem Wasser und hängten sich an ihren Platz zurück, wo ein sanfter Wind sie trocken blies. Die Bettvorleger rollten sich zusammen und liefen in einer stattlichen Prozession zur Teppichstange, wo sie sich in einer Reihe anstellten, um vom Teppichklopfer ausgeklopft zu werden.
Gespenstern gleich schwebten weiße Bettbezüge und Kopfkissen herbei und zogen sich geschwind über die sauberen Betten. Die Kinder standen starr und verfolgten den Zauber mit offenem Mund. Als zum Schluss auch noch ihre Rucksäcke von allein hereingeflogen kamen und sich vor die Betten stellten, konnten sie sich vor Lachen nicht mehr halten. Flora klatschte vor Freude in ihre kleinen Hände und lief von einem Bett zum anderen.
„So!“, sagte die alte Fee. „Das wäre geschafft! Und wenn du selbst sauber bist, komme ich und sage dir Gute Nacht!“
Zufrieden und mit neuer Kraft kehrte Tibana ins Labor zurück. Sie wusste, ihre Nacht würde lang und arbeitsreich werden.
Während Lilly Tibana im Labor zur Hand ging, saßen Alrick und Till bei Chrysius am Feuer. Sie sprachen über dies und jenes, auch darüber, dass Till den Stein Metâbor von der Herrin der Quellen geschenkt bekommen hatte. „Ich hoffe“, sagte Till, „dass er uns den Weg weist, wenn wir in die Berge von Sinbughwar reisen müssen.“
Chrysius hörte ihnen interessiert zu und erst als Till geendet hatte, ergriff er das Wort. „Wie froh bin ich, euch begegnet zu sein! Ihr beide seid einzigartige Geschöpfe mit uralten Seelen, die wieder und wieder geboren wurden. In euch schlummern das Wissen und die Erfahrung aus Jahrhunderten, Erkenntnisse, die ihr auf euren langen Lebenspfaden gesammelt habt!“
Erstaunt schauten ihn die jungen Männer an. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Till ein wenig beschämt.
„Ich sehe es! Bei dir, Till, ist es doch ganz eindeutig. Du bist so sehr mit den guten Mächten verbunden, dass sie dir Visionen schenken! Oder denkst du, die Herrin der Quellen zeigt sich jedem beliebigen Menschen und macht ihm noch dazu ein solches Geschenk? Sie kennt sowohl dich als auch deine Verbundenheit mit dem Wasser und weiß, dass du dich ihrer würdig erweisen wirst!“
„Das klingt anstrengend!“
„Das Leben ist anstrengend! Und du, Alrick Flötenspieler, auch du hast eine Bestimmung. Ich kenne sie nicht, aber ich weiß, dass außer König Arindal niemand sonst in der Lage ist, die Nebelkrähen zu rufen! … Dazu gehört gewaltige Magie und du hast es schon zweimal vollbracht! Um deine Person gibt es irgendein Geheimnis! Weshalb sonst hat Farzanah gerade dich so unbarmherzig behandelt?“
„Ach, ich weiß nicht. Als ich ein Kind war, lebte ich an König Arindals Hof, der damals selbst fast noch ein Jüngling war. Das war eine glückliche Zeit! Dann brachte man mich zu Tibana, meiner Patin, die mich in die Geheimnisse der Magie einweihte. Nach der Ausbildung kehrte ich an den Hof zurück und war
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