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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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zu werden.
    Was er sah, war ein gigantischer Riss in Mr Fogartys Schuppen, oder besser eine Öffnung. Aber nicht so, als wäre eine Dampflok hindurchgefahren. Das eigentlich Merkwürdige waren die Ränder. Um den Riss herum konnte er immer noch Teile des Schuppens sehen – Töpfe, Werkzeuge, Regale, den großen Rasenmäher –, aber lang gezogen und verdreht, als würden sie schmelzen. Über allem lag ein Schimmer, und es war ein hohes Wimmern zu hören, das einen irgendwie fürchten ließ, es könnte einem hier jeden Moment alles um die Ohren fliegen.
    Henry schlug auf den grünen Knopf.
    Prompt schloss sich das Loch wieder. Ohne jedes Geräusch. Dann ertönte ein lautes Bersten und Klirren, als Tontöpfe zu Boden krachten, voll beladene Regalbretter hinunterkamen, Werkzeuge durcheinander fielen. Der ganze Schuppen ächzte, als stürze er jeden Moment ein. Henry lief zur Tür.
    Er war kaum draußen, da blieb er stehen und besah sich schuldbewusst den Schuppen. Wie sollte er es Mr Fogarty erklären, wenn das Teil ganz einkrachte? Einen Moment lang zitterte und bebte der Schuppen, als würde er wirklich einstürzen, aber dann kehrte Ruhe ein. Henry wartete sicherheitshalber noch ein bisschen, dann kam er zu dem Schluss, dass alles in Ordnung war. Er würde Mr Fogarty überhaupt nichts erklären müssen. Höchstens das, was drinnen zu Bruch gegangen war.
    Henry drückte noch einmal den roten Knopf.
    Diesmal hörte er kein reißendes Geräusch. Es war nur Einbildung gewesen. Und hier draußen im Freien richtete das gigantische Loch wesentlich weniger Schaden an als im Schuppen. Wie es aussah, richtete es hier überhaupt keinen Schaden an. Henry hatte den Eindruck, in irgendeinen Flur hinunterzuschauen, nur dass die Ecken einfach in den Rest der Welt übergingen, ohne diese komische Schmelzoptik. Es war fast so, als hätte jemand hinten im Garten von Mr Fogarty einen Flur gebaut.
    Der Flur war mit Teppichen ausgelegt, und an der Decke hingen in regelmäßigen Abständen teuer aussehende Kristall-Leuchter. In den Wänden waren Türen, an manchen Stellen zweigten andere Flure ab. Das war eine andere Welt! Und wenn das eine andere Welt war, musste es sich hier wirklich um ein Portal handeln! Es sah hier zwar nicht so aus wie die Welt, die Pyrgus beschrieben hatte, aber was sollte es denn sonst sein! Henry sah in die Welt hinüber, in der Pyrgus lebte!
    Er betrat den Flur.
    Dann drehte er sich rasch wieder um und stellte erleichtert fest, dass er in Mr Fogartys Garten schaute. Das Licht wirkte jetzt irgendwie anders, aber ansonsten war es genau der Garten, den er gerade verlassen hatte. Nichts hatte sich verändert. Nichts war kaputtgegangen. Ein kleiner Schritt und er wäre wieder zurück. Das war also kein Problem.
    Nur konnte er das Portal ja wohl schlecht offen stehen lassen. Mr Fogarty hatte sich einen Haufen Arbeit mit seiner verschlüsselten Botschaft gemacht, damit der Durchgang in Pyrgus’ Welt geheim blieb. Und klar, Mr Fogarty war ein bisschen komisch, wenn man es mal nett ausdrückte, aber dass es besser war, diese ganze Sache mit den Portalen nicht an die große Glocke zu hängen, leuchtete Henry absolut ein. Wenn man es offen ließ und jemand es fand, dann waren Touristenbusse und Rundreisen »nach drüben« nicht mehr aufzuhalten. Das würde ihm Pyrgus nie verzeihen. Er musste das Portal schließen.
    Henry drückte den grünen Knopf. Mr Fogartys Garten verschwand, und Henry folgte mit den Augen der Flucht des Ganges. Er holte tief Luft und drückte den roten Knopf. Zu seiner großen Erleichterung öffnete sich das Portal erneut. Er schloss es wieder und steckte den Würfel in die Hosentasche. Dann machte er sich mit wachsender Aufregung an die Erforschung einer völlig neuen Welt.
     
    Er befand sich in einem großen, luxuriösen Gebäude. Auf dem Fußboden lagen dicke Läufer, die Wände waren mit Stuckleisten, Wandteppichen und Gemälden verziert. An den Ecken standen Statuen. Konnte es sich um den Palast handeln, in dem Pyrgus lebte? Es sah ganz danach aus, nur eines stimmte nicht – es war nirgends jemand zu sehen.
    Zuerst war Henry froh, niemandem über den Weg zu laufen, aber nach einer Weile fand er es unheimlich. Er ging leere Flure hinab und öffnete Türen, die in menschenleere Zimmer führten. Dass von Pyrgus und Mr Fogarty nirgendwo etwas zu sehen war, überraschte Henry nicht, denn es war vielleicht schon eine ganze Weile her, seit sie vorgegangen waren. Aber auch von den Leuten, die man in

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