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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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wenn du unter der Dusche stehst und ein paar Mädchen kommen rein und gucken dich an und kichern? Henry konnte sich sehr gut vorstellen, dass ihm das ganz und gar nicht gefallen würde.
    Das Problem war nur, dass er sie vor seinem geistigen Auge immer noch sehen konnte. Und das machte es umso schlimmer. Es war, als hätte er Fotos geschossen, die er sich jetzt verstohlen ansah. Es hätte dem Mädchen überhaupt nicht gefallen, wenn er Fotos gemacht hätte, also: wo war da der Unterschied?
    Um sich abzulenken, stand er auf und lief im Zimmer herum. Es war nicht sehr groß, aber ziemlich voll gestopft. An der einen Wand waren Antiquitäten und Kisten aufgestapelt. Hoch oben war ein kleines Fenster. Er fragte sich, was dort draußen wohl zu sehen war.
    Es war nicht so, dass er fliehen wollte, er wollte nur einmal durch das Fenster gucken. Er zerrte eine Kiste hinüber und fand einen Stuhl, den er obendrauf stellte. Er ruckelte an dem Stuhl, der stabil zu sein schien, also stieg er auf die Kiste und dann auf den Stuhl, um durch das Fenster nach draußen zu schauen. Er konnte nicht viel sehen, nur ein Stück gepflegte Rasenfläche, also hielt er sich am Fenstersims fest und zog sich hoch auf die Zehenspitzen.
    »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«, fragte jemand hinter ihm.
    Henry schaffte es gerade noch, nicht abzustürzen. Er drehte sich ungeschickt um, immer noch um sein Gleichgewicht bemüht. Ein Mädchen hatte den Raum betreten. In der ersten Sekunde erkannte Henry sie nicht, dann begriff er, dass sie es war, die er im Bad gesehen hatte. Zu seiner großen Erleichterung war sie jetzt angezogen. Trotzdem prickelten ihm die Wangen.
    »Komm da runter!«, sagte sie scharf. »Komm sofort da runter!«
    Henry stieg langsam von dem Stuhl hinunter und wünschte sich, er wäre tot.
     

Neunundzwanzig
     
    P yrgus spürte, wie der Einfluss des Dämons völlig von ihm abfiel und ein wilder, dunkler Zorn in ihm aufloderte. Wie konnte dieses Wesen es wagen, so seelenruhig von der Ermordung des Kaisers zu sprechen? Wie konnte er es wagen, das Elfenreich zu bedrohen? Pyrgus hätte sich am liebsten auf Beleth gestürzt und den Dämon mit bloßen Händen erwürgt. Stattdessen suchte er seinen Käfig nach einer Fluchtmöglichkeit ab.
    Das Ding sah aus wie der Katzenkäfig in der Leimfabrik, nur größer. Aber nicht so groß, dass Pyrgus aufrecht stehen konnte. Er kauerte hinter den Gitterstäben und starrte auf eine furchteinflößende, höllische Szene hinab.
    Sein Käfig hing an einer Kette von der Decke einer Höhle unter Beleths metallenem Herrenhaus hinab. Von unten warf ein Tümpel aus geschmolzenem Schwefel rotes Licht herauf. Dreißig oder mehr von Beleths Gefolgsleuten arbeiteten in der Höhle. Ihre muskulösen, wuchtigen Leiber waren mit Leder gegen die Hitze geschützt, damit ihnen das heiße Metall nichts anhaben konnte, das sie am Rand des Tümpels zu einem monströsen Geschoss schmiedeten. Beleth hatte wieder die Furcht erregende Gestalt angenommen, in der er auf Brimstones Dachboden erschienen war. An einem seiner riesigen gedrehten Hörner baumelte eine Laterne.
    Hinter den schuftenden Dämonen befand sich eine eingeebnete Fläche, auf der Miniaturtruppen Stellung bezogen. Die hiesige Technologie unterschied sich sehr von der, die in der Kaiserlichen Kommandozentrale verwendet wurde. Anstelle der Kristallkugeln gab es hier aus Dreiecken zusammengesetzte Projektoren, die ein Abbild der Dämonenkrieger, die Pyrgus draußen vor der Stadt gesehen hatte, auf die Plattform warfen. Mit ihrer Größe von einem knappen halben Meter sahen die Krieger aus wie eine Spielzeugarmee, aber wenn man ein wenig länger hinschaute, verlor man den Sinn für Größenverhältnisse und wurde effektiver mitten in die Handlung hineingezogen als von jeder Kristallkugel.
    »Die pure Aggression!«, grollte Beleth bewundernd.
    Seine Truppen hatten sich für ein Manöver in zwei ungefähr gleich große Parteien geteilt und stürzten vor Pyrgus’ Augen aufeinander los. Zauberstäbe sprühten Funken und zischten. Feuerbälle rollten wild über das Schlachtfeld. Überall explodierten Geschosse. Aber Beleths Truppen schienen unbesiegbar. Sie liefen unversehrt durch Flammenzungen, Explosionen, schimmernde Messerfelder, überlebten alles und setzten ihren Angriff mit irrsinniger Energie und Wut fort. Dies waren die Wesen, die sich bald Hairstreak anschließen würden, um gegen die Truppen des Purpurkaisers ins Feld zu ziehen. Pyrgus’ Vater

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