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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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nicht?«
    »Oh, der Prinzessin glaube ich durchaus, Herr«, sagte Tithonus. »Sie hat vielleicht ein bisschen viel Phantasie, aber eine Lügnerin ist sie nicht. Außerdem bestätigt der Trinianer ihre Angaben. Es ist Chalkhill, bei dem ich mir nicht so sicher bin.«
    »Du glaubst nicht, dass er einer von Hairstreaks Agenten ist?«
    »Das glaube ich durchaus«, sagte Tithonus. »Unsere Leute von der Abwehr haben ihn schon seit längerem in Verdacht. Nichts, was sie beweisen konnten, aber – « Er zuckte die Schultern, dann fuhr er fort: »Doch dieser Plan, Euch als Kaiser abzulösen…« Er breitete hilflos die Hände aus und schüttelte den Kopf.
    »Aber wir wissen, dass es einen gegen Pyrgus gerichteten Attentatsversuch gegeben hat. Der vielleicht sogar erfolgreich gewesen ist – wir haben ihn schließlich noch immer nicht gefunden.«
    »Das ist wahr, Majestät, aber es ist zugleich der Schwachpunkt in Chalkhills Geschichte. Soweit ich seine Behauptungen verstehe, wollte Lord Hairstreak den Prinzen ermorden lassen, weil es dann niemanden mehr gäbe, der nach Eurer geplanten Ermordung einen Rechtsanspruch auf den Thron hätte. Aber wenn Pyrgus und Ihr tot wärt, gäbe es noch immer zwei Anwärter auf den Thron.«
    Der Purpurkaiser sah ihn nachdenklich an. »Comma und Holly Blue.«
    »So ist es, Herr – erst Prinz Comma, dann die Prinzessin. Sollte Pyrgus sterben, wird im selben Moment Comma zum Kronprinzen. Solltet Ihr sterben, wird der Kronprinz Kaiser. Wenn Lord Hairstreak wirklich freie Bahn zum Thron haben will, dann müsste er außer Euch und Pyrgus auch Comma und Holly Blue ermorden lassen. Darauf deutet aber nichts hin, und auch Chalkhill hat nichts davon erwähnt. Ich habe offen gestanden den Verdacht, dass die ganze Geschichte frei erfunden ist.«
    »Zu welchem Zweck?«
    Tithonus zuckte erneut die Schultern. »Vielleicht um Verwirrung zu stiften – dies sind schwierige Zeiten. Vielleicht ist das Ganze auch einfach eine Phantasterei, mit der Chalkhill sich wichtig machen will. Er mag einer von Hairstreaks Agenten sein, aber er ist ein extrem unsteter Charakter.«
    »Dann glaubst du nicht, dass zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen nötig wären?«
    »Zurzeit nicht«, sagte Tithonus. »Jedenfalls so lange nicht, bis Chalkhill anständig verhört worden ist. Womit natürlich gerade erst begonnen wurde. Wir werden die Wahrheit noch früh genug erfahren.«
    Sie besprachen sich in den Kaiserlichen Gemächern, abgeschirmt durch einen Stillezauber. Apatura ging zum Fenster und sah nachdenklich hinaus. Nach einer Weile drehte er sich um und sagte: »Ich denke, du hast Recht, Torhüter. Zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen könnten zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Zeichen von Schwäche interpretiert werden. Du hast recht daran getan, nichts dergleichen zu veranlassen, als meine Tochter dies verlangt hat, und ich stimme mit dir überein, dass wir in der Hinsicht erst handeln sollten, wenn die Befragung Chalkhills das angebracht erscheinen lässt.«
    »Vielen Dank, Majestät«, sagte Tithonus. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet – «
    Er wurde durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen.
    »Ich hatte befohlen, dass uns niemand stören darf.« Die Stimme des Kaisers verriet seinen Ärger.
    »Vielleicht gibt es Neues von Pyrgus«, sagte Tithonus. Er schloss die Tür auf und öffnete.
    Mr Fogarty schob sich rüde an ihm vorbei. In seinen Augen lag ein starrer Blick und er hatte seine Flinte im Anschlag.
     
    Die Wachen waren grob, aber nicht brutal. Sie brachten Henry einige Treppen hinunter und schlossen ihn in einen Raum ein, der als Zwischenlager zu dienen schien. Einen Moment später zog er einen Holzstuhl zurecht, setzte sich und starrte bekümmert auf die Tür. Er war zutiefst beschämt, und das nicht nur, weil er sich hatte erwischen lassen. Er hatte etwas Schreckliches getan, und er wusste nicht, wie er es wieder gutmachen sollte.
    Er fühlte sich nicht schuldig, sie zufällig entdeckt zu haben – er war einfach in die Richtung gegangen, aus der das Lachen gekommen war. Er hatte ja nicht wissen können, dass dieses Mädchen dort ein Bad nahm. Und warum nahm sie ihr Bad überhaupt im Freien? Wenn man baden wollte, dann ging man ins Badezimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Nur: als er sie gesehen hatte, da hätte er sich wegdrehen müssen. Er hätte sich sofort wegdrehen müssen, anstatt dort stehen zu bleiben und zu glotzen. Charlie hatte einmal gesagt: Wie würde es dir denn gefallen,

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