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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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handelte sich um die verbreitete graue Sorte – klein und dünn, mit großen Köpfen und riesigen tiefschwarzen Augen. Vier Männchen, ein Weibchen. Alle trugen die gleichen silbrigen Overalls, dazu silbrige Stiefel mit dicken Sohlen. Blue wusste sofort, was sie da vor sich hatte – eine Koboldwache, wie der Fachbegriff lautete. Man beschwor sie und schon bewachten sie einem alles, was man bewacht haben wollte. Es kostete einen gelegentlich ein Opfer, aber Koboldwachen waren zuverlässig. Koboldwachen waren tödlich.
    Blue riss sofort den Kopf herum und schlug die Tür zu – einem Dämon durfte man nicht in die Augen sehen. Es war ein Reflex. Sie wusste ganz genau, dass ihr das nichts nützen würde, aber es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Allerdings nur kurz. Innerhalb von Sekunden drang ein blauer Lichtstrahl durch die Tür und der erste Dämon glitt daran entlang nach draußen. Holly Blue rannte zur Treppe.
    Sie war schon wieder im ersten Stock, als ihr aufging, dass die Dämonen sie gar nicht verfolgten. Sie blieb stehen und sah mit rasendem Herzen die Stufen hinauf. Nichts. Sie atmete tief durch und wagte ein paar Schritte nach oben. Immer noch nichts. Das war merkwürdig. Normalerweise verfolgten Koboldwachen ihre Opfer, um sie zu töten – wenn sie nicht zuvor durch irgendetwas gestoppt wurden. Doch hier war nichts, das sie aufhalten könnte: die Koboldwache hätte eigentlich diese Treppe geschlossen heruntergestürzt kommen müssen wie eine Lawine. Holly Blue ging noch eine Stufe hinauf.
    Als sie den Treppenabsatz einsehen konnte, war klar, dass die Dämonen verschwunden waren. Aber wohin? Das war völlig untypisch für Dämonen. Waren sie vor irgendetwas weggelaufen? Egal, Hauptsache, die Dämonen waren weg – dann konnte sie die Bibliothek durchsuchen. Sie schob die Tür vorsichtig auf und sah erschrocken auf die ganze Bande.
    Diesmal schmiss sie nicht einmal mehr die Tür zu, sondern rannte die Stufen hinab, so schnell ihre Füße sie trugen. Ihr war klar, dass sie kein zweites Mal Glück haben würde. Und sie wusste genau, dass Dämonen gern besonders schmerzhafte medizinische Experimente an einem durchführten, bevor sie einen –
    Doch sie verfolgten sie auch diesmal nicht! Blue blieb auf halber Höhe der Treppe stehen, und es gab absolut keinen Zweifel. Die Koboldwache, die eben noch nach draußen gestürzt war, als Blue die Tür geöffnet hatte, war schon wieder verschwunden.
    Es traf sie wie ein Donnerschlag. Natürlich! Das alles war auch nur eine Gaukelei! Gaukeleien zählten anscheinend zu Brimstones Lieblingszaubern. Eine Gaukelei kam billiger als das Heraufbeschwören einer echten Koboldwache. Einer Gaukelei musste man kein Opfer darbringen, und man brauchte auch nicht dafür zu sorgen, dass sie während der Arbeit nicht einschlief. Man stellte sie einfach hin, aktivierte sie und ließ sie ihre Arbeit machen.
    Sehr vorsichtig ging Holly Blue wieder nach oben, bis nur noch eine Stufe sie vom Treppenabsatz trennte. Jetzt musste sie extrem vorsichtig sein. Die Tür zur Bibliothek stand immer noch offen, und wenn die Koboldwache sie erblickte, würde sie sofort herausgestürzt kommen. Ein falscher Dämon konnte einen genauso umbringen wie ein echter. Solange die Gaukelei bestand, war auch das Wesen echt – es konnte nur nicht über die Grenzen des Illusionszaubers hinaustreten. Wie es schien, hatte Brimstone den Zauber zum Schutz der Bibliothek und des Treppenabsatzes errichtet und die Treppe außer Acht gelassen.
    Da die Tür offen stand, wagte Holly Blue es nicht, den Treppenabsatz zu betreten. Sobald die Dämonen sie sahen, würden sie sofort wieder die Verfolgung aufnehmen. Dämonen waren heikel, wenn man es freundlich ausdrücken wollte, und Gaukeldämonen noch viel heikler. Ihnen war keine Vernunft beizubringen. Man aktivierte die Gaukelei, und die Dämonen griffen jeden an, der die Tür öffnete. Aber sie ließ sich nicht so einstellen, dass sie einen erkannte und in Ruhe ließ – so gut waren Illusionszauber nicht. Das bedeutete aber auch, dass es eine einfache Möglichkeit geben musste, die Gaukelei abzustellen. Auch Brimstone musste die Koboldwache ja loswerden, bevor er seine Bibliothek benutzen konnte.
    Wo war der Schalter? Was war der Schalter? Im unteren Zimmer war es ein zwinkerndes Porträt gewesen. Das gab einen Hinweis darauf, wie Brimstone dachte. Es musste ja nicht abermals ein Porträt sein, aber Blue nahm an, dass er den Schalter stets tarnte.
    Auf der Treppe gab es

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