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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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wohlhabender Mann denn ein Leben in Armut führen? War Brimstone ein Geizkragen? Aus irgendeinem Grunde glaubte Holly Blue das nicht. Vielleicht handelte es sich einfach um eine Gaukelei, die er vielleicht zum Schutz vor Dieben errichtet hatte? Jeder Einbrecher musste natürlich sofort denken, dass es hier nichts gab, das sich zu stehlen lohnte. Ganz schön raffiniert.
    Vermutlich hatten sie den Zauber beim »Öffnen« der Tür ausgelöst oder es gab draußen auf dem Treppenabsatz einen verborgenen Trittschalter. Auf jeden Fall musste sie den Zauber irgendwie abschalten. Blue begann den Raum Schritt für Schritt abzusuchen.
    Wenn sie Recht hatte und es sich wirklich um eine Gaukelei handelte, dann um eine sehr gute. Selbst aus der Nähe deutete nicht das Geringste darauf hin, dass der Schein trog. Sie streckte die Hand nach dem aus, was Brimstones Sessel zu sein schien, und konnte ihn anfassen und riechen. Als sie eines der schmutzigen Kissen mit dem Finger anstieß, stieg eine kleine Staubwolke auf und sie musste husten. Sie fragte sich schon, ob sie sich geirrt hatte und Brimstone vielleicht doch nur ein alter Geizkragen war, da kam sie zu einem kleinen gerahmten Porträt, das auf einer angestoßenen Truhe stand. Das Gemälde zeigte einen dünnen alten Mann, wahrscheinlich Brimstone persönlich, der den Betrachter selbstgefällig anstarrte. Als Blue sich vorbeugte, um es sich genauer anzusehen, zwinkerte der alte Mann auf dem Bild ihr zu.
    Sie bekam einen solchen Schreck, dass sie zurückzuckte, aber als nichts weiter geschah, beugte sie sich wieder vor. Der Alte zwinkerte ihr erneut zu. Sie bewegte den Kopf vor und zurück und stellte fest, dass das Porträt von einer bestimmten Position aus ständig zu zwinkern schien. Aber warum? Man belegte vielleicht ein Kinderspielzeug mit einem Zwinkerzauber, aber es handelte sich dabei nicht gerade um einen Effekt, der den Absatz von Porträts erhöhte. Warum also war dieses Porträt dann mit einem Zwinkerzauber belegt worden? Der Verdacht, der in ihr aufstieg, ließ Holly Blue beinahe lächeln.
    Sie bewegte den Kopf, bis das Porträt ihr zublinzelte, dann blinzelte sie zurück. Prompt war der typische Geruch einer sich auflösenden Gaukelei zu riechen, und die eben noch düsteren und dreckstarrenden Glühkugeln gleißten hell auf. Holly Blue richtete sich auf und sah sich um. Das Zimmer war verwandelt. Der Haufen schäbiger Möbel war verschwunden und durch eine geschmackvolle Auswahl ebenso schöner wie teurer Antiquitäten ersetzt worden. Die nackten Bodenbretter waren einem dicken Teppich gewichen, der von Wand zu Wand reichte. Brimstones Armlehnstuhl hatte sich in einen modernen Sessel mit verstellbarer Rückenlehne, ausziehbarem Getränketischchen und Polstern verwandelt, die exakt den Formen seines dürren Hinterteils angepasst waren. Dann fiel Holly Blue eine der Antiquitäten ins Auge, ein wunderschönes, gut erhaltenes Rollpult.
    Sie rechnete damit, dass es abgeschlossen war, aber Brimstone musste sich sicherheitstechnisch auf seine Gaukelei verlassen haben, denn es ging ganz leicht auf. Seine Fächer und Schubladen waren voller Papiere. Holly Blue ging sie systematisch durch und suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, was mit Pyrgus geschehen war. Sie musste ihre Hoffnungen bald begraben. Sämtliche Unterlagen betrafen Brimstones Geschäfte und überwiegend die Leimfabrik. Zu Blues Überraschung machten sie von vorn bis hinten einen korrekten Eindruck. Sie fand nicht den geringsten Hinweis auf heimliche Aktivitäten oder zweifelhafte Geschäfte, nicht die leiseste Andeutung einer zwielichtigen, geschweige denn illegalen Handlung.
    Den Rest des Zimmers untersuchte sie nur noch oberflächlich, dann stieg sie zum zweiten Stock hinauf. Dort gingen ebenfalls zwei Türen ab. Die eine führte in eine ansehnliche kleine Küche. Da Holly Blue fest entschlossen war, kein zweites Mal auf eine Gaukelei hereinzufallen, durchsuchte sie den Raum sorgfältig, kam aber nach fünf Minuten zu dem Schluss, dass es sich tatsächlich um eine Küche handelte. Sie trat nach draußen, überquerte den Treppenabsatz und öffnete die zweite Tür.
    Dahinter warteten die Dämonen schon auf sie.
     
    Blue hörte sie, bevor sie sie sehen konnte – ein unverwechselbares insektenhaftes Geraschel, das mit dem Klackern von Krebsscheren unterlegt war. Dann gleißten die Glühkugeln auf.
    Sie schien in einer Bibliothek zu sein, aber der Raum war verseucht. Blue sah mindestens fünf Dämonen. Es

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