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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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die Moslems gefallen und von Negern und Arabern bewohnt, nur spärlich besiedelt zwar, doch war das Land nun so geplagt von neuen Tropenkrankheiten, daß es kaum von irgendwelchem Nutzen war. Asien schien lokale Aberglauben zu pflegen, aber keine wirkliche Religion zu haben; dort war die Bevölkerungszahl schon immer hoch gewesen, nun war sie um etwa fünfzig Prozent höher als die Amerikas, eine wesentlich geringere prozentuale Zunahme. Südamerika war unter die Kontrolle des Nordkontinents gefallen.
    „Was bleibt noch?“ fuhr Ben fort. „Richtig, Australien und Neuseeland könnte man noch anführen. Christliches Territorium, wenn auch nur teilweise dem amerikanischen Katholizismus vergleichbar. Aber vor etwa zehn Jahren hatten sie dort eine fürchterliche Pest. Und wenn ich fürchterlich sage, dann meine ich das auch. Fast die gesamte Bevölkerung starb, bis auf etwa ein Prozent, und diese Überlebenden starben in der Hauptsache bei dem Versuch, an den Küsten anderer Länder zu landen. Natürlich schafften einige die Landung und schleppten die Pest ein, doch wir hatten genug Zeit, um ein Serum zu entwickeln, das bei zwei Dritteln der betroffenen Fälle funktionierte. Damit und mit einer strengen Quarantäne wurden wir der Epidemie Herr. Seit jener Zeit ist Australien praktisch unbewohnt, doch einige Siedler berichteten, daß die Pest dort noch immer wütet. Wir haben kaum etwas dagegen unternommen. Die Asiaten wollen nun einen Plan entwickelt haben, um den Kontinent zu übernehmen.“ Er grinste. „Dabei ist es christliches Territorium.“
    „Sie meinen, es besteht die Gefahr eines Krieges zwischen Amerika und Asien?“ fragte Boyd.
    „Pah! Woher denn! Womit, vor allem? Kein Land kann es sich leisten, durch die Entwicklung von Fusionsbomben das Maximum der tolerierbaren Strahlung zu überschreiten. Und man kann eben keine Fusionsbombe ohne einen Uranauslöser bauen. Sicher, wir beziehen Energie aus Fusionskraftwerken, um Mineralien hinauf- und Luft in das Meer hinabzupumpen, und dabei bleibt genug übrig, um einige Küstenstädte mit Energie zu versorgen. Aber damit kann man keine Waffen bauen. Die Länder haben kaum etwas miteinander zu schaffen, sie können überhaupt keinen Krieg mehr führen. Das ist heutzutage eine lokale Angelegenheit geworden, für kleine Bubis mit Waffen, die man in Kurzwarenläden kaufen kann, Pfeil und Bogen und so. In dieser Hinsicht sind wir wieder auf der Stufe des alten Griechenland angelangt. Nein, nein, keine Kriegsgefahr.“
    Inzwischen hatten sie die Ausläufer einer großen Menschenmenge erreicht. Ben drängte sich durch, wobei er sein Priestergewand benutzte, um sich und Boyd Durchgang zu verschaffen. Sie befanden sich auf einem großen Platz, wo sicher eines Tages eine weitere Kathedrale stehen würde. Man hatte eine große Bühne aufgebaut, Lautsprecher wiesen in jede Richtung. Auf der Bühne stand ein Mikrofon, doch hatte man auf jegliche Verzierungen und Ausschmückungen verzichtet. Die Menge wartete gespannt.
    Plötzlich entstand eine Unruhe, und ein massiger Mann in mittlerem Alter bewegte sich auf die Plattform zu. Er war in eine grobe Kattunrobe gekleidet, die von einer Art Strick in der Mitte gehalten wurde, und er trug einen großen Schäferstab. Sein kahler Kopf glänzte, doch die untere Hälfte seines Gesichtes wurde von einem struppigen Bart verdeckt. Langsam und vorsichtig ertastete er sich den Weg die Stufen hoch und erklomm die Bühne. Seine Augen waren geschlossen, doch er bahnte sich mit sicherem Schritt den Weg zum Mikrofon und wandte sich der Menge zu. Dann öffnete er die Arme und hob seinen Stab. Ohne Einführung begann er zu sprechen.
    „Ich bin gekommen, um den Tod über euch zu bringen. Ich bin gekommen, um Krankheit und Elend zu prophezeien. Ich bin gekommen, euch alles abzuverlangen, und verspreche doch nichts als Belohnung dafür. Ich bin gekommen, die alte Erbschaft von euch zu nehmen und die orientalischen Hunde zurückzutreiben, die auf uns und unseren Gott speien! Ich bin gekommen, die wahren Männer von denen zu scheiden, die nur aufrecht gehende Memmen sind, die Tapferen von denen, die die Übergriffe und die Geringschätzung der Asiaten widerstandslos hinnehmen.“
    Die Worte bedeuteten nichts. Die Stimme dagegen war alles – die Stimme und das langsame konstante Dröhnen, das aus den Lautsprechern drang und die Worte des Mannes begleitete. Er wandte sein Antlitz dem Himmel zu, und es schien zu leuchten, als würde ein inneres Feuer

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