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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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war vor etwa zehn Minuten, hatte man nie bezweifelt, daß Sie wirklich die Voigtsche Krankheit haben. Dr. Jensen, würde es Ihnen etwas ausmachen, meine Genschemata zu untersuchen und mit den Ihren zu vergleichen? Wenn Sie das tun wollen, finden Sie alles Nötige in der zweiten Schublade dieses Schreibtischs.“
    Boyd zögerte. Der Mann war zu ruhig, sein Schauspiel am Telefon war zu fehlerlos gewesen. Dann, als er seine Augen wieder dem Schirm zuwandte, fällte er seine Entscheidung gegen seine Zweifel. Nach dem Schock der Erkenntnis über das, was in seinem eigenen Genkode lag, konnte er kaum mehr rational denken.
    Er fand das kleine Dia und schob es in den Projektor. Die Kontrollen waren für ihn fremd und unhandlich, doch es gelang ihm, die Schärfe zu regeln, bis er etwas erkennen konnte. Als letztes regulierte er noch die Vergrößerung.
    Es war unglaublich. Eine solche Verzerrung und Abweichung vom genetischen Kode war unmöglich – das konnte es einfach nicht geben. Bonaforte konnte – nach allem, was er hier sah – kaum mehr menschlich genannt werden. Dieses Chaos an Zellmutationen hätte fatal sein müssen. Es war aber ganz sicherlich ausreichend, um ihn vollkommen steril zu machen, daran konnte es keinen Zweifel geben. Einige der Faktoren, die zu einer Mißbildung seines Gehirns und seiner Nieren geführt hatten, waren offensichtlich, aber irgendwie schien überhaupt nichts zu stimmen. Wie die meisten Mutationen waren auch diese hier subtile Dinge ohne große Effekte auf Körper und Geist, doch die Gesamtheit war einfach ungeheuerlich.
    „Meine Erbsünde, könnte man sagen“, sagte Bonaforte. Es waren weder Scham noch Stolz in seiner Stimme. „Ich lebe schon vierzig Jahre mit diesem Wissen. Und auch Sie können mit dem, was Sie eben erfahren haben, leben. Glauben Sie mir.“
    Er stand auf, ging langsam auf den Aktenschrank zu und zog wahllos ein paar Dias heraus. Als Boyd benommen zurückwich, schob er eines nach dem anderen in den Projektor und stellte rasch die Fokussierung ein. Keine Zelle war so übel deformiert wie die Bonafortes, aber alle waren schlimmer als die Boyds. Einige der Deformationen schienen sich zu wiederholen, so als ob die Veränderung vor langer Zeit erfolgt wäre und sich im Laufe der Zeit über ganze Generationen ausgebreitet hätte, doch Boyd hatte zuwenig Zeit, um diesen Verdacht näher eingrenzen zu können.
    „Haben Sie denn keine normalen Zellen in diesem Schrank hier?“ fragte er.
    Bonaforte schaltete den Projektor aus und kam zurück zu der Couch. Er lächelte inzwischen, doch das Lächeln wurde von einer gehörigen Portion Bitterkeit getrübt. „Das waren Zellen von Leuten, die wir als unsere normalen, gesunden Menschen ansehen, Boyd“, antwortete er. „Beginnen Sie nun zu verstehen?“
    Boyd erinnerte sich an alle verkrüppelten, deformierten und kranken Menschen, die er gesehen hatte. Die Bluter – Willmark hatte gesagt, daß dabei eine rezessive Mutation im Spiel war – und all die Opfer neuer Krankheiten. Harrys Schwester, deren Überreaktion gegenüber dem Geburtsstreß sie umbringen würde. Er hatte die meisten dieser Dinge den schlechten Bedingungen zugeschrieben. Nun aber boten die Deformierungen der Genkodes, die er gesehen hatte, eine bessere Erklärung. Die meisten Mutationen erzeugten keine sichtbare Veränderung am Körper. Nur ein geringer Prozentsatz brachte jene Monster und Freaks hervor, die sich der Welt präsentierten. Aber eine Mutation, die sich nicht deutlich zeigte, konnte in mancher Hinsicht viel gefährlicher sein. Die meisten dieser Mutationen waren krankhaft, nur eine verschwindend geringe Menge verstärkte positive Anlagen.
    Boyd betrachtete seine Waffe. Er wußte, alles, was Bonaforte sagte, konnte sich als Hinhaltetaktik erweisen, bis die Wachen kamen. Der Mann war offensichtlich ein beachtlicher Schauspieler. Er sollte Bonaforte nun als Geisel benutzen und seine ursprünglichen Pläne verwirklichen, aber nach allem, was er gesehen hatte, schienen diese Pläne plötzlich keinerlei Wichtigkeit mehr zu haben.
    Mit einer Geste des Abscheus legte er die Pistole auf den Tisch und sank in den Stuhl neben dem Tisch. „Nein“, sagte er bitter. „Nein, ich verstehe Ihre Welt überhaupt nicht – ich weiß nur, daß sie so etwas wie die Hölle sein muß.“
    „Zu diesem Ergebnis sind auch schon andere gekommen“, meinte Bonaforte. „Vielleicht ist das in einem gewissen Sinne sogar die Wahrheit. Aber wenn dies so ist, dann ist es eine

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