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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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ohne lange Warteperioden.“
    „Und vielleicht weiß ein so kluger und ausgebildeter Bursche wie Sie genug, um sie herstellen zu können, he? Mein Schwesterlein hat immer gesagt, Sie wüßten in Chemie gut Bescheid.“
    „Ich könnte sie wahrscheinlich herstellen – das ist einfacher, als Zellfragmente zusammenzufügen. Aber ich habe nicht vor, es zu versuchen.“ Er sah, wie der Gesichtsausdruck des anderen sich weiter verfinsterte, daher kam er direkt zu seinem eigentlichen Ziel. „Wo ist Ihre Schwester jetzt, Mort?“
    Wenn hier Schauspielerei im Spiel war, dann reagierte Mort bemerkenswert rasch. Der Ärger verschwand und wurde von etwas ersetzt, das wirkliche Sorge hätte sein können. Mort drehte seinen dicken Körper um, um Boyd besser sehen zu können. „Das weiß ich nicht, Doktor, das weiß ich nicht. Sie ist nicht bei mir. Und Marian sagte, sie sei zu keinem Treffen gekommen. Sue und ich werden fast verrückt vor Sorge um sie. Zuerst dachten wir, sie könnte vielleicht hier aufkreuzen. Ich wußte, Sie würden bis heute weg sein, daher kam ich her, um nach ihr zu sehen. Sie hat uns noch nicht einmal das Geld geschickt, und das hat sie nie vergessen, als sie noch gearbeitet hat.“
    Dann plötzlich, als habe die Erwähnung von Geld ihn an die ernste Seite des Gesprächs erinnert, nahm sein Gesicht wieder einen häßlichen Ausdruck an. „Sie denken besser noch mal über diese Drogen nach. Ich habe eine Organisation. Man macht nicht so leicht einen Narren aus Mort Maine.“
    „Hexerei, Mort?“ fragte Boyd.
    „Klar, Hexerei. Zweite Generation. Mein alter Herr wurde bei einem Überfall getötet, doch wir brachten seinen Körper weg und ließen ihn von einem Laster überfahren, damit sie’s nicht beweisen konnten. Und Sie werden auch nichts beweisen können, es sei denn, Sie sind bereit, mir Konters … Kontrazeptive … herzustellen. Wäre klüger, wenn Sie sich auf unsere Seite stellen würden. Wir könnten Ihnen zum Beispiel sagen, wann die marsianischen Schiffe ankommen oder wo man frisches Fleisch herbekommt – ’ne ganze Menge Dinge. Und wenn Sie herausfinden wollen, wo meine Schwester ist, dann wäre es nicht schlecht, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich finde sie rascher, als Sie das können. Ich habe Freunde, und ich kenne diese Stadt.“
    Das war nicht von der Hand zu weisen. Außerdem wußte er mehr über Ellens Gewohnheiten als Boyd.
    „Also gut, Mort“, sagte er schließlich. „Ich werde Ihre Drogen nicht herstellen – ich weiß, welche Strafe auf Alchimie steht. Aber ich werde Ihnen genug Geld geben, damit Sie die Kontrazeptive wieder von Ihren Kunden zurückkaufen können. Sagen Sie ihnen, daß Ihr Lieferant einen Fehler gemacht hat.“ Dann, als er den Starrsinn im Gesicht des anderen sah, entschied er, ein wenig aufgeschlossener zu reagieren. Mort konnte bezüglich der Drogen nur eingleisig denken. „Vielleicht können wir uns später noch einmal darüber unterhalten, wenn Sie mehr über Ellen herausgefunden haben. In Ordnung?“
    Mort war noch immer widerwillig, doch schließlich ging er und nahm die von Boyd offerierte Summe mit. Boyds Guthaben wurde langsam unbehaglich schmal, doch er fühlte eine gewisse Verpflichtung gegenüber diesen armen Narren, die von Mort die falsche Droge gekauft hatten.
    Nach diesem Zwischenfall verlief die restliche Woche in seltsamer, ununterbrochener Einförmigkeit. Er bekam eine halb-kompetente und – ihrer eigenen Meinung nach – wunderschöne Assistentin sowie die zwar kitzlige, aber trotzdem nicht übertrieben schwierige Routineaufgabe, die Resistenz von Spirochäten gegenüber den üblichen Antibiotika zu untersuchen. Er arbeitete daran effizient, doch ohne innere Anteilnahme. Das Ziel der Rückkehr zum Mars dauernd vor Augen und mit nichts auf der Erde, das ihm einen Anreiz zum Leben bot, schien er vollkommen die Orientierung verloren zu haben.
    Bischof O’Neill ließ ihn drei Tage nach seiner Ankunft zu sich rufen. Als Boyd erschien, war das fette Gesicht zu seinem üblichen Lächeln gekräuselt, und auch die üblichen Ergüsse über die unerschöpflichen Wunder Gottes fehlten nicht, doch gleichzeitig zeigte er einigen Respekt. Er kam unverzüglich zur Sache.
    „Seine Heiligkeit hat Sie unter seine Fittiche genommen, mein Junge. Oh, buchstäblich, buchstäblich. Sie wurden von unserer Jurisdiktion direkt der seinen unterstellt. Was war noch? Etwas über Urlaub? Ah, ja, ich erinnere mich. Er dachte, Sie würden vielleicht manchmal Heimweh

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