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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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empfinden. Vielleicht wollen Sie den Mars einmal besuchen?“
    „Kaum. Ich scheine dauerhaft mit der Erde verbunden zu sein“, antwortete Boyd mit unbewegtem Gesicht. O’Neill mochte deutliche Antworten, hier hatte er eine.
    „Genau das, was ich ihm auch schon gesagt habe.“ O’Neill strahlte glücklich, während seine Augen sich in diejenigen Boyds bohrten. „Trotzdem, man weiß nie. Gottes Wille, mein Junge, Gottes Wille. Wenn ich von einem Marsschiff höre, werde ich es Sie wissen lassen, für den Fall eines plötzlichen Meinungsumschwungs. Wir werden uns freuen, wenn wir mit Ihnen zusammenarbeiten können, wie ich es ihm auch schon gesagt habe.“
    Boyd konnte keinerlei Anzeichen von Spott erkennen. Offensichtlich war die Erde von dem Embargo des Mars noch nicht informiert. Bonaforte hatte sich aufrichtig seiner Wünsche angenommen, ohne Abstriche und mit der Implikation, daß er vielleicht sogar zurückkehren konnte.
    Er verbeugte sich vor O’Neill. „Sie sind zu gütig, und ich hoffe, Sie berichten Seiner Heiligkeit, wie dankbar ich bin“, sagte er. Es war zwecklos, sich dem Wohlwollen Bonafortes gegenüber anders zu verhalten.
     
     
    Harry hatte sich mit der gesamten Rikscha-Fahrerzunft in Verbindung gesetzt, um in aller Stille nach Ellen suchen zu lassen, doch er hatte keine Neuigkeiten. Boyd wußte, er war ein Narr, es überhaupt zu versuchen. Wenn ein Mädchen in dieser Stadt verschwand, dann konnte das auf hundert verschiedene, immer unerfreuliche Arten geschehen, und das Geheimnis würde möglicherweise niemals aufgeklärt werden. Doch Ellen war in der rauhen Welt Morts aufgewachsen, sie wußte wahrscheinlich, wie sie sich am besten schützen konnte, soweit dies einer Frau möglich war.
    Er befand sich in einer niedergeschlagenen Stimmung, als Harry ihn am nächsten Morgen abholte. Er war sogar so sehr in seinem finsteren Brüten gefangen, daß er nur oberflächlich von Harry Notiz nahm, der offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte. Doch dann zwang er sich mittels reiner Willenskraft zur Konzentration. Harry hatte seine Bereitschaft zu helfen noch nie von seinen eigenen Sorgen verdrängen lassen, daher wollte Boyd dies auch nicht tun.
    „Es ist wegen meiner Schwester“, gestand Harry schließlich. „Etwas ist nicht in Ordnung.“
    „Sie meinen, sie hat sich wieder von ihrem Mann getrennt?“
    Harry lächelte humorlos. „Dieses Mal kam ihr Mann mit ihr. Es geht ihr nicht gut, und er möchte, daß sie einen richtigen Doktor aufsucht – derjenige, zu dem sie immer gehen, ist lediglich ein Doktor auf dem Papier, und der will ihr nicht helfen.“
    Boyd schnitt eine Grimasse bei diesem Ausdruck; wahrscheinlich war er selbst nur ein Doktor auf dem Papier. Aber wenn Harrys Schwester eine ernste medizinische Behandlung benötigte, dann hatten sie ein wirkliches Problem. Nur wenige qualifizierte Männer behandelten Leute aus Harrys Schicht, zudem lagen deren Honorare weit über dem, was Harry sich leisten konnte. Da gab es noch die Kliniken, doch eine solche aufzusuchen war ein riskantes Spiel, wie Boyd erfahren hatte.
    „Ich werde mich nach einem guten Arzt umsehen, Harry“, versprach er. Er haßte es, zu Willmark zu gehen, doch er konnte sich keine andere Informationsquelle vorstellen.
    „Die beiden haben sich schon nach einem umgesehen. Sie bitten Sie, einmal nach ihr zu sehen, nach allem, was ich ihnen erzählt habe und was sie im Radio gehört haben.“ Harry schien plötzlich doppelt so verlegen zu sein. „Doktor, ich hasse es, ein Ärgernis zu sein, aber man sollte wirklich einmal nach ihr sehen, und ich habe eine Art Versprechen gegeben.“
    Boyd wollte protestieren, doch dann gab er auf. Sein Urteil war wahrscheinlich ebenso zureichend wie das jedes anderen, den er fragen konnte. Wenn er die Frau gesehen hatte, konnte er zudem vielleicht abschätzen, nach welcher Art von Spezialist er sich bei Willmark erkundigen mußte. „Na schön, Harry, Sie können mich nach der Arbeit hinfahren – vorausgesetzt, das Ganze geht über die Bühne wie diese zweite Fahrt, die Sie mir damals gewährten. Ich berechne meinen Freunden nichts für Besuche nach Dienstschluß.“
    Harry hatte Verstand genug, um keine falschen Proteste von sich zu geben. „Danke, Doktor“, sagte er daher nur.
    Zu Boyds Überraschung lebte Harry in einem baufälligen Gebäude hinter dem Rikschastand; die meisten Fahrer kamen aus den wirklichen Slums. Das Gebäude war in einem üblen Zustand, und die Räume waren

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