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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Sternenhimmel sehen konnte.
    »Geht es dir gut, mein Sohn? Du bist plötzlich in Ohnmacht gefallen.«

    Er sah hoch zu Virgil. Der alte Mann kniete neben ihm. »Was ist passiert?«
    »Irgendetwas hat den Frachtkahn zerstört, wahrscheinlich eine Drohne. Bei der Explosion musst du das Bewusstsein verloren haben.«
    »All diese Menschen …«
    »Sie sind so gestorben, wie sie gelebt haben: ausschließlich um sich selbst kreisend.«
    Die Erinnerungen strömten auf Shep ein. »Virgil, ich habe ihn gesehen. Er stand am Ufer, nur wenige Augenblicke vor der Explosion.«
    »Wen hast du gesehen?«
    »Den Todesengel. Den Sensenmann. Den düsteren Schnitter. Er folgt mir, seit ich mit dem Hubschrauber abgestürzt bin.«
    »Beruhige dich.«
    »Der Impfstoff hat nichts damit zu tun, Virgil. Das ist keine Halluzination. Du musst mir glauben.«
    »Ich glaube dir.«
    Patrick sah den Blick in den Augen des alten Mannes. »Auch du hast ihn schon gesehen, nicht wahr?«
    »Nicht heute Nacht, nein. Aber die Seelen der Bösen rufen nach ihm. Wir müssen uns beeilen, wenn wir deine Familie finden wollen. Kannst du gehen?«
    Patrick stand auf. Ihm war schwindlig. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Er konnte sich kaum noch an seinen Namen erinnern. Er sah sich um und hatte Mühe, sich zu orientieren.
    Das Ufer war von schwelendem Müll und den sterblichen Überresten der Getöteten bedeckt. Arme, Beine, Rümpfe und andere Körperteile waren keinem Menschen mehr zuzuordnen und fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

    Im Süden war die Skyline Manhattans vollkommen dunkel. Vor dem Horizont sahen die Umrisse der Gebäude wie ein fremdartiger Gebirgszug aus. Der Stadtteil unmittelbar im Osten wurde von vereinzelten orangefarbenen Lichtern erhellt, doch da er höher lag als das Ufer des Hudson, war es schwierig zu erkennen, woher dieses Leuchten kam. Um wieder in die Stadt zu gelangen, würden sie noch einmal das Gewirr von Highway-Überführungen und Zufahrtsstraßen überwinden müssen – eine Aufgabe, die fast nicht zu schaffen schien.
    »Virgil, ich glaube nicht, dass ich genügend Energie habe, um noch einmal einen Highway-Zubringer hochzuklettern. «
    »Ich kenne einen besseren Weg.« Virgil reichte ihm das polierte Holzkästchen. »Vergiss das nicht. Deine Familie wird es brauchen.«
    Virgil hielt Patrick bei seinem rechten Ellbogen und führte ihn zurück in Richtung Henry Hudson Parkway und zu einem Fußweg, der den Riverside Drive West kreuzte.
     
    Chinatown, Manhattan, New York
23:09 Uhr
     
    Thumpa … thumpa … thumpa.
    Das rhythmische Klopfen schien kein Ende zu nehmen und lockte ihr Bewusstsein durch die Dunkelheit in Richtung Licht, wie ein Fisch auf einen Wurm zuschwimmt, der vor ihm durchs Wasser schwebt.
    Thumpa … thumpa … thumpa.
    Wie ärgerlich … Lasst mich doch einfach schlafen.
    Gavi Kantor öffnete die Augen. Noch immer war sie halb im Delirium verloren.

    Eine nackte Glühbirne. Eine primitive Matratze. Der schwere Geruch nach Sex. Menschen, die unverständlich durcheinanderredeten.
    Thumpa … thumpa … thumpa.
    Wie ein fasziniertes Kätzchen starrte sie den durchsichtigen, über ihrem Kopf hängenden Infusionsbeutel an, von dem ein Schlauch zu ihrem Unterarm führte, während ihr benommener Geist sich bemühte, wieder in der Wirklichkeit Tritt zu fassen. Als es ihr schließlich gelang, brachte sie nur ein Stöhnen zustande.
    »Hilfe. Kann mir bitte jemand helfen … Hallo?«
    Ihre eigenen Worte hallten in ihrem Kopf hohl und verzerrt wider. Sie versuchte, sich aufzusetzen, und spürte dann, dass sie an Hand- und Fußgelenken gefesselt war.
    In diesem Augenblick zerbrach ihr Traum, und ihre Gefangenschaft wurde ihr so schlagartig bewusst, dass das Gewicht dieser Erkenntnis wie eine zusätzliche Schwerkraft wirkte, die ihr das Blut aus dem Gesicht weichen ließ. Sie begann zu hyperventilieren und stieß mit rauer Stimme einen verängstigten Schrei aus: »Oh mein Gott … oh mein Gott … Hilfe! Helft mir!«
    Weinend warf sie sich hin und her, bis die Frau sich zeigte, die sie gefangen hielt.
    Die Mexikanerin war Mitte fünfzig. An der Rückseite ihrer Arme vibrierten die Fettpolster, als sie mit kühlem Blick das Elixier in Gavis Infusionsbeutel injizierte und die Menge neu einstellte, die über den Schlauch abgegeben wurde. »Schlaf noch ein wenig, chuleta . Wir werden uns gleich um dich kümmern.«
    Das Thumpa … Thumpa … Thumpa der Industriewaschmaschine

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