Das Ende - Alten, S: Ende
Sinnlosigkeit des Blutbads ihn veranlasste, dem Krieg für immer abzuschwören. «
Patel unterbrach aufgeregt. »Ich erfuhr von Ashoka, als ich drüben in Indien studierte. Der Kaiser trat zum Buddhismus über und machte sich die Eroberung des Dharma – der Prinzipien eines rechten Lebens – zu eigen. Er predigte Achtung gegenüber allen Religionen. Die Anwendung positiver Tugenden.«
Der Älteste nickte. »Ashokas Verwandlung verbreitete Frieden überall in seinem Reich wie auch in Tibet, Nepal, der Mongolei und China. Es war eine Zeitenwende für die Maurya-Dynastie, aber für ihren letzten herrschenden Kaiser war es nicht genug. Während der Buddhismus die Aussicht auf Erleuchtung bot, war das, was Ashoka begehrte, das Wissen von der Existenz. Wie entwickelte sich der Mensch? Wie konnte der Mensch eins werden mit dem Schöpfer? Was war das wahre Ziel des Menschen in dieser Welt? Warum neigte der Mensch anscheinend dazu, gewalttätig zu sein und böse Taten zu begehen? Vor allem wollte Ashoka wissen, was wirklich dort draußen war, jenseits der dinglichen Welt … jenseits des Todes.
Um diese Antworten zu finden, rekrutierte Ashoka heimlich neun der angesehensten klugen Männer Asiens – die größten Weisen, Wissenschaftler und Denker im Lande. Die Gesellschaft der Neun Unbekannten Männer erhielt den Auftrag, die Wahrheit über die Existenz zu suchen. Jedes Mitglied war dafür verantwortlich, den ihm zugewiesenen Informationsfundus in einem heiligen Text festzuhalten, sodass das erworbene Wissen an einen Schüler weitergegeben werden konnte, der würdig war, die Informationen zu schützen.
Kaiser Ashoka starb im Jahr 232 vor Christus, ohne die Antworten zu erhalten, die er begehrte. Indien ermangelte nach seinem Tod eines weisen Herrschers; es erlitt während der nächsten drei Jahrhunderte eine Reihe von Invasionen und geriet unter Fremdherrschaft. Aber die Suche der Neun ging weiter.
Im Jahr 174 nach Christus vernahm ein Mann namens Gelut Panim, ein direkter Nachfahre von Kaiser Ashoka und einer aus dem berufenen Kreis der Neun, eine seltsame Geschichte über einen Mann im Heiligen Land, der auf dem Wasser wandeln und die Kranken heilen könne. Weil er die Weisheit dieses Mannes erlangen wollte, reiste der Tibeter nach der Stadt Jerusalem, nur um zu erfahren, dass er zu spät gekommen, dass der als Rabbi Jeschua ben Joseph bekannte Mann von den Römern zu Tode gefoltert worden war.«
»Sie sprechen von Jesus.«
»Richtig. Panim erfuhr, dass viele der Lehren Jesu seinem Studium der Kabbala entstammten, einer uralten Weisheitslehre, die von Gott an den Patriarchen Abraham weitergegeben worden war, der sie im Buch der Schöpfung verschlüsselte. Moses erwarb das Wissen auf dem Berg Sinai, nur waren die Israeliten noch nicht bereit dafür – seine Kraft blieb in den Originaltafeln verborgen. Während der nächsten vierzehn Jahrhunderte hielten die jüdischen Weisen die uralte Weisheitslehre, verschlüsselt im aramäischen Originaltext der Thora, verborgen.
Die Römer hatten das Studium der Thora innerhalb der Mauern Jerusalems streng verboten. Nachdem sie den bedeutenden Kabbalisten Rabbi Akiba bei lebendigem Leibe gehäutet hatten, verfolgten die Römer seine restlichen Schüler. Einem einzigen Mann, Rabbi Schimon ben
Jochai, gelang es, mit seinem Sohn nach Nordisrael zu entkommen. Die beiden heiligen Männer blieben in Galiläa, versteckt in einer Berghöhle. Die nächsten dreizehn Jahre verbrachten sie damit, die uralte Weisheitslehre zu entschlüsseln, die sie schließlich in den Zohar, das ›Buch des strahlenden Glanzes‹, übertrugen.
Etwa um diese Zeit geschah es, dass Panim zum See Genezareth und zu der Stadt Tiberius gelangte, wo er erfuhr, dass Rabbi Schimon soeben von dem Berg herabgestiegen sei. Als er den Rabbi endlich fand, bot er dem Mann ein kleines Vermögen für die Weitergabe seiner Weisheit, aber der Lehrer weigerte sich. Als ihm klar wurde, dass er den heiligen Mann beleidigt hatte, entließ Panim sein Gefolge, schenkte sein Gold und seine Kamele den Armen und versagte sich selbst jede Nahrung, bis der Kabbalist es sich nochmals überlegen würde. Während der nächsten acht Tage folgte er dem Rabbi überallhin, bis er, dem Tode nahe, zusammenbrach. Beeindruckt von dem neu entdeckten Sinn für Demut des Asiaten, brachte der Lehrer Panim zurück in sein Haus und gab ihm zu essen. Sodann wies er seinen neuen Schüler an, ihn beim nächsten Vollmond in einer Höhle zu treffen, wo
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